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Mark Metallwarenfabrik greift für Hartmetalle auf Boehlerit zurück

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Ing. Manfred Schwaiger, Vertriebs- und Marketingleiter bei TiroTool, Johann-Erwin Retschitzegger, Leiter mechanische Fertigung/Technik bei Mark Metallwarenfabrik, Martin Fellner, technische Beratung und Verkauf Halbzeuge und Verschleißschutz sowie Martin Klinser, technische Beratung und Verkauf, beide Boehlerit

Die Mark Metallwarenfabrik ist auf das Tiefziehen hochpräziser Metallteile in großen Stückzahlen spezialisiert. Um den Gesamtprozess selbst in der Hand zu haben, stellt das Unternehmen die benötigten Hartmetall-Tiefziehwerkzeuge selbst her. Doch erst die optimale Kombination aus dem Hartmetallrohling und dem Schneidstoff für dessen spanabhebende Bearbeitung ergibt ein hochpräzises, langlebiges Tiefziehwerkzeug.

Am 20. November 1920 gründete Rudolf Mark Senior die Schuhösenfabrik Rudolf Mark & Söhne in Spital am Pyhrn. Damit war der Grundstein für die heutige Mark Metallwarenfabrik gelegt, ein Familienunternehmen, welches sich derzeit im Übergang von der dritten in die vierte Generation befindet. „Die ersten beiden Generationen setzten ausschließlich auf Zulieferteile für Schuhe“, erzählt CEO Rudolf Mark, Enkel des Firmengründers, „wir haben zum Beispiel 1962 die Schischuh-Schnalle erfunden. 1964, bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, trugen alle Medaillengewinner Schuhe mit unseren Schnallen.“ Doch in den 1970er Jahren begann der große Einschnitt, die heimische Schuhindustrie wurde verkauft oder lagerte ihre Produktion in Billiglohnländer aus. Die Oberösterreicher waren plötzlich von ihrem Hauptliefersegment abgeschnitten.

„Es bestand akuter Handlungsbedarf“, so Rudolf Mark, der beschloss, das in seinem Unternehmen vorhandene Know-how in Sachen Tiefziehen für andere Produkte zu nutzen. Sein Ansatz war einfach wie genial: „Ich suchte Komponenten, die ähnlich aussahen, wie unsere Schuhösen. Fündig wurde ich in der Automobilindustrie bei Kupplungsbelag-Nieten. Dann sagte ich mir: Das muss jetzt mein Markt werden.“ Der Einstieg war schwierig, doch mit herzeigbarer Technologie, jugendlichem Elan, Ehrgeiz und der nötigen Beharrlichkeit gelang Rudolf Mark der Einstieg ins Automobil-Zuliefergeschäft. Danach ging es stetig bergauf. Heute liefert Mark rund 90 % seiner Produkte an die Automobilindustrie, der Rest geht in die Medizintechnik und andere Bereiche. In der gesamten Mark-Gruppe sind etwa 550 Mitarbeiter:innen tätig – am Hauptsitz in Spital am Pyhrn sowie in je einer Produktionsniederlassung in Slowenien und China.

Neue Märkte – neue Herausforderungen.

Die Kernkompetenz von Mark Metallwarenfabrik, das Tiefziehen, gilt als technische Herausforderung. Es ist ein sehr produktives Verfahren, welches die Fertigung sehr hoher Stückzahlen in kurzer Zeit erlaubt. Das Unternehmen produziert komplexe, kleinere Metallteile in der Regel in mehreren, aufwendigen Tiefziehschritten mit höchster Präzision. Zumeist sind diese aus Stahl, aber auch anderen Metallen bis hin zu beispielsweise Inconel, und haben Durchmesser zwischen ca. 2 und 80 mm und eine Materialdicke zwischen 0,1 und 2,5 mm. Rudolf Mark: „Von manchen Komponenten fertigen wir bis zu 300 Mio. Stück pro Jahr, natürlich vom ersten bis zum letzten Teil mit engsten Toleranzen.“ Um diese Herausforderung zu meistern, betreibt Mark seinen eigenen Werkzeugbau, in dem sämtliche Tiefziehwerkzeuge entwickelt, konstruiert und gefertigt werden.

Diamant schneidet Hartmetall.

Die aus bis zu 800 Einzelteilen bestehenden Hartmetall-Tiefziehwerkzeuge erfahren eine aufwendige Formgebung, um auch komplexe Geometrien umsetzen zu können. Gerade diese Komplexität ist es aber, die den Prozess des Schleifens oftmals ausschließt, da damit nicht alle Stellen erreicht werden können. Die Lösung des Problems lieferte die spanabhebende Bearbeitung des Hartmetalls. Hier fand das Unternehmen mit TiroTool einen kompetenten Partner. „Unsere Diamantwerkzeuge ermöglichen dank innovativer Herstellungstechnologie das Bohren, Drehen, Fräsen und Gewindeschneiden selbst härtester Materialien“, so Ing. Manfred Schwaiger, Vertriebs- und Marketingleiter bei TiroTool, Innsbruck. Mark kam auf TiroTool zu, da man mit dem bestehenden Prozess zur Hartmetallbearbeitung an Grenzen stieß. Die Anforderungen sind anspruchsvoll, schließlich bewegen sich die Toleranzen im niedrigen µm-Bereich. „Dies zu erreichen, erfordert einen enormen Aufwand und modernste Prüfmethoden“, erklärt Rudolf Mark.

Individuell vorgefertigte Rohlinge.

„Das beste Werkzeug kann seine Vorteile aber nur dann vollumfänglich ausspielen, wenn das Zusammenspiel mit dem Hartmetall perfekt abgestimmt ist“, gibt Johann-Erwin Retschitzegger zu bedenken. Gut, dass er auf Boehlerit als Lieferanten für Hartmetalle zurückgreifen kann, denn die Experten aus Kapfenberg kooperieren in diesem Segment seit langem mit TiroTool. „Wir liefern an Mark kundenspezifisch vorgeformte Hartmetall-Rohlinge mit einem individuell definierten Aufmaß“, so Martin Fellner, technische Beratung und Verkauf Halbzeuge und Verschleißschutz bei Boehlerit. Diese sogenannten Formrohlinge werden von Mark mit Diamantwerkzeugen weiter bzw. fertig bearbeitet. Boehlerit passt zum Beispiel die eigentliche Hartmetall-Sorte an das Werkstückmaterial an – ein wichtiger Faktor, wenn es um das Erreichen hoher Standzeiten geht. Dank der konturnahen Formgebung der Rohlinge wird der Aufwand für Mark bestmöglich reduziert, was den Bearbeitungsprozess maßgeblich beschleunigt, flexibel gestaltet und wirtschaftlich macht. Das Hartmetall von Boehlerit, die Werkzeuge von TiroTool und der Werkzeugbau von Mark bilden somit ein optimal verzahntes System. Deutlich zeigt sich: Die intensive Auseinandersetzung mit den Prozessen, die anhaltende Dialogbereitschaft aller Beteiligten und der Wille, sich immer wieder zu verbessern, sind die Erfolgsfaktoren aller drei Unternehmen – mit dem Ergebnis einer echten Technologiepartnerschaft.

Autor: Ing. Martin Gold

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