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Michael Krammer: Energie im Blick

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„Wir unterstützen den Kunden mit unserer Expertise dabei, sich für den richtigen Lösungsansatz zu entscheiden.“ Michael Krammer, Business Manager bei Rexel Österreich

Hohe Energiepreise oder die Notwendigkeit Maßnahmen im Sinne des neuen Energieeffizienzgesetzes (EEffG) zu setzen – so unterschiedlich die Gründe sind, warum österreichische Unternehmen den eigenen Energieverbrauch zunehmend genauer betrachten, so wichtig ist das Thema. Energiemonitoringsysteme liefern 24/7 die notwendigen Verbrauchsdaten und damit eine Basis um Handlungen zu setzen. Michael Krammer, Business Manager bei Rexel Österreich erläutert, für wen sich Energiemonitoringsysteme lohnen.

 

MM: Bei vielen Unternehmen hat – nicht zuletzt aufgrund der Energiekrise – ein Umdenken eingesetzt. Wie hat sich das auf Ihren Geschäftsbereich ausgewirkt?
Michael Krammer: Die Energiepreise haben am Anfang eine Hysterie bei den Kunden ausgelöst. Eine schnelle Lösung musste her. Durch die wieder gesunkenen Energiepreise hat man wieder mehr Zeit um zielgerichtet zu planen. Man könnte sagen Cowboy Engineering hat sich zu einer Scharfschützen-Mentalität gewandelt. Wir überlegen zielgerichtet mit den Kunden, welches Energiemonitoringsystem die Ziele optimal erfüllen kann. Wir bieten Systeme von den Herstellern Siemens, ABB und Schneider Electric an. Weil wir diese Systeme selbst auch einsetzen, können wir unsere Kunden mit Erfahrungen und Expertise am besten unterstützen.

 

MM: Was kann denn Rexel seinen Kunden im Bereich der Energiemonitoringsysteme anbieten? Michael Krammer: Es gibt die verschiedensten zentralen oder dezentralen Lösungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit den Kunden inspizieren wir die Anlage und erarbeiten, welches System am besten die Erwartungen und Anforderungen erfüllt. Wir unterstützen den Kunden mit unserer Expertise dabei, sich für den richtigen Lösungsansatz zu entscheiden. Wir haben Geräte für 1-Phasen-Messungen und 3-Phasen-Messungen auf Lager, sowohl für Wandlermessung als auch Direktmessung. Die Umsetzung übernimmt der Kunde mit seinem Elektriker oder Partner. Hier kommen unsere beiden Netzwerke – Regro und Schäcke – zum Einsatz. Regro bedient die Industriekunden. Hier sind wir mit dem Betriebsleiter sowie dem Betriebselektriker in Kontakt, untersuchen die Anlagen und schauen welche Einbausituation vorherrscht. Bei Schäcke adressieren wir die Elektriker. Auch dort gibt es sehr viele, die auch in der Industrie arbeiten und genau diejenigen müssen dann das System dort wiederum installieren.

MM: Was sagen Sie Kunden, die sich mit einer Einmalmessung zufriedengeben statt auf Energiemonitoring zu setzen?
Michael Krammer: Bei der Einzelmessung erhält man eine Momentaufnahme, aber das Energiemonitoring macht 24/7 nichts anderes, als aufzuzeichnen und das ist das Allerwichtigste. Denn nur mit Hilfe einer Datenbasis kann ich Abweichungen erkennen. Bei Energiemonitoring geht es darum, Spitzenlasten und Grundlasten zu erkennen. Eine punktuelle Messung liefert keine Aussage darüber, wann oder wie lange eine Spitze ist, sondern nur wie hoch sie ist. Gleiches gilt auch bei Grundlasten. Außerdem können auch mögliche Defekte im Sinne von Predicitive Maintenance zuvor erkannt werden und somit kann mittels Maßnahmen gegengesteuert werden.

MM: Für wen zahlt sich Energiemonitoring aus? Ist das eher was für energieintensive Branchen?
Michael Krammer: Energiemonitoring zahlt sich grundsätzlich für jeden aus. Energieintensive Unternehmen haben dafür ein größeres Budget eingeplant, aber auch Häuslbauer wollen ihren Verbrauch kennen. Energieintensive Unternehmen haben überdies schon wieder sehr günstige Preise. Stärker trifft es die KMU und Einzelunternehmer. Nehmen wir zB. einen Friseur, der noch nicht auf LED umgerüstet hat. Er verbraucht zu wenig Energie, um von den staatlichen Förderungen profitieren zu können, hat aber trotzdem erhöhte Energiepreise.

MM: Wie läuft ein klassisches Projekt im Energiemonitoring ab?
Michael Krammer: Es braucht immer die Zusammenarbeit mit dem Kunden. Um die Messstellen zu definieren braucht es einen „Wissenden“ vor Ort. Das ist meist der Betriebsleiter oder Betriebselektriker. In der Regel startet man in Bereichen/Hallen, die energieintensiv sind und verfeinert dann schrittweise die Messungen, geht weiter in die Tiefe. Der Leitspruch hierbei lautet „So fein wie nötig, aber so grob wie möglich“. Wenn man auf jeder kleinsten Verbrauchsebene die Zähler installiert, ertrinkt man in Datenflut. Du musst fundierte Daten haben. Ein Energiemonitoringsystem zeichnet rund um die Uhr auf, da merkt man z.B. Leckagen in einer Druckluft-Anlage auch zu Nicht-Betriebszeiten.

MM: D.h. das Energiemonitoring gibt noch weitere Aufschlüsse über den Zustand der Anlage.
Michael Krammer: Genau, den Fall hatten wir beispielsweise bei einem Kunden, der seine Produktionsanlage am Wochenende pneumatisch von der zentralen Druckluftanlage getrennt hat. Ein Teil musste mit Druckluft versorgt sein, daher konnte er den Kompressor nicht einfach still setzen. Nur durch die Energieaufzeichnungen hat er gemerkt, dass der Kompressor am Wochenende öfter läuft als vermutet. Schuld war ein Defekt der pneumatischen Klappe. Da am Wochenende niemand in der Produktion ist, wäre dies nie jemandem aufgefallen

MM: Wie schnell amortisiert sich das System?
Michael Krammer: Im angesprochenen Fall mit der defekten Druckluft-Klappe war das binnen eines Jahres. Das ist immer projektabhängig. Neben der wirtschaftlichen Sicht darf man auch die gesetzliche Verpflichtung nicht außer Acht lassen. Das neue Energieeffizienz-Gesetz verpflichtet Unternehmen ab einem gewissen Energieverbrauch bzw. ab einer gewissen Mitarbeiterzahl nachweislich Kennzahlen zu liefern um entsprechend zertifiziert zu sein.

MM: Was sind die größten Herausforderungen im Projekt?
Michael Krammer: Sehr wesentlich ist immer die Kosten-Nutzen-Thematik. Den Vorstellungen des Betriebsleiters steht häufig ein Aufsichtsrat oder eine Investorengruppe gegenüber, die diese Investition genehmigen müssen. Daher ist es wichtig den Nutzen wirklich klar hervorzuheben. Es gibt viele innovative Unternehmen, die einfach ein Ausrufezeichen setzen wollen, Energie einzusparen und das auch nachweisen können.

MM: So ein Projekt ist ressourcenintensiv. Ist das ein Knackpunkt?
Michael Krammer: In den meisten Betrieben hatte man bereits davor Energiezähler. Die Werte werden durch einen Mitarbeiter manuell notiert – monatlich, wöchentlich. Einerseits muss man die Mannstunden betrachten, die durch die Papieraufzeichnungen anfallen und viel wichtiger, es zeigt nur eine Momentaufnahme. In ein Energiemonitoringsystem muss man natürlich Zeit investieren, erhält dann diese Daten aber per Knopfdruck und leicht verfügbar.

MM: Abschließend: Was sagen Sie Unternehmern, die noch zögern, in ein Energiemonitoringsystem zu investieren?
Michael Krammer: Zukünftig wird Energiemonitoring immer wichtiger, auch im privaten Bereich. Wir brauchen eine gewisse Zeit, bis fundierte Aussagen getroffen werden können. Je früher mit dem Datensammeln begonnen wird, umso besser wird die Datenqualität sein, wenn Schlüsse gezogen werden sollen. Also ist JETZT der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen! Interessierte können sich jederzeit an unsere Spezialisten wenden. Weiters werden wir im Herbst exklusive Energieberatungstermine veranstalten – persönlich, vor Ort oder online. Anfragen inklusive Kontaktdaten an energiemonitoring@rexel.at nehmen wir bereits jetzt gerne entgegen.

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