Im Gespräch MM Maschinenmarkt

Annekatrin Konermann: Mehr Raum für digitale Innovation

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Wie Maschinenbauer Möglichkeiten im digitalen Zeitalter erschließen, beantworten die Lenze-Experten Annekatrin Konermann und Werner Paulin.

Maschinenbauer sehen sich mit ständig steigenden Anforderungen an die Digitalisierung konfrontiert. Häufig fehlt es diesen Unternehmen aber am nötigen umfassenden IT-Know-how. Mit der neuen Open Automation Platform Nupano schließt Lenze diese Lücke. Wie Maschinenbauer dank des Einsatzes bewährter IT-Technologie und ohne spezifische Software- und Programmierkenntnisse neue Möglichkeiten im digitalen Zeitalter erschließen, beantworten die beiden Lenze-Experten Annekatrin Konermann, Product Manger Nupano, und Werner Paulin, Product Owner Nupano.

MM: Sie stehen in ständigem Kontakt mit Maschinenbauern. Welche ist derzeit deren größte Herausforderung im Bereich Automation und Software?
Annekatrin Konermann: Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass es für viele Maschinenbauer herausfordernd ist, die enormen Potenziale der Digitalisierung für ihre Maschinen nutzbar zu machen. Die Informationstechnologie, mit all ihren Möglichkeiten, und die ausgereifte OT müssen heute so verknüpft werden, dass sich für die Maschine – und damit für den Anwender – ein Nutzen ergibt. Maschinenbauer können so zusätzliche Erlösströme generieren. Wir von Lenze sind der festen Überzeugung: Wenn die Maschinenbauer diese Chance nicht ergreifen, werden das Softwarehäuser tun. Denn die Performance moderner Maschinen ist heute bereits sehr hoch. Innovationspotenzial bietet daher die Software – nicht nur bei der Auslieferung der Maschine, sondern über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

MM: Wie begegnen Sie diesen Problemen bzw. Anforderungen?
Werner Paulin: Wir unterstützen Maschinenbauer dabei, die IT für die von ihnen erzeugten Maschinen nutzbar zu machen, indem wir eine Brücke schlagen, die neue Möglichkeiten eröffnet. Dazu ein Beispiel: Ein Hersteller von gestanzten Kartonverpackungen möchte rechtzeitig und automatisiert erkennen, wann die Klinge des Stanzwerkzeuges gewechselt werden muss. Dies lässt sich über den Stromverbrauch des Antriebsmotors detektieren, da – vereinfacht gesagt – der Strombedarf steigt, wenn das Stanzwerkzeug stumpf wird. Für diese KI-Anwendung muss sich der Serienmaschinenbauer einen Partner suchen, der die Software entwickelt und diese im Zuge der Produktion auf jede Maschine aufspielt. Mit Nupano überbrücken wir diese beiden Welten: Die einmal entwickelte Software lässt sich auf sehr einfache Weise von Mitarbeitern des Maschinenbauers skalieren und auf eine beliebige Anzahl von Maschinen.

MM: Ist dafür nicht eine Menge Know-how beim Kunden selbst erforderlich?
Konermann: In der Nupano-Cloud verwaltet der Maschinenbauer alle Apps, die er selbst geschrieben hat bzw. die in seinem Auftrag entwickelt wurden. Diese Apps kann er einem digitalen Zwilling zuordnen und flexibel über eine übersichtliche Bedienoberfläche auf die Hardware downloaden. Und das ist tatsächlich sehr einfach: Jeder, der eine App auf seinem Smartphone installieren kann, ist mit Nupano in der Lage, eine Maschine mit einer Applikation auszustatten. Übrigens bleiben sämtliche Apps vollständig in der Hand des Maschinenbauers, da in der Cloud keine Source-Codes gespeichert sind. So kommen auch gegebenenfalls daran geknüpfte Erlösströme unseren Kunden zugute.

MM: Was bedeutet Nupano für die Praxis eines Serienmaschinenbauers?
Annekatrin Konermann: Wir vereinfachen den Zugang zur Software, die Integration in die Serienproduktion und die Wartung der installierten Basis. Mit Nupano nehmen wir dem Maschinenbauer die Aufgabe ab, selbst umfangreiches IT-Know-how im eigenen Unternehmen aufzubauen. Er kann alle Vorteile nutzen, die die IT bietet, sich dabei auf seine Kernkompetenz konzentrieren, und das volle Potenzial der IT nutzen. Dennoch sind die Anwendungen hoch individuell und speziell auf die Anforderungen des jeweiligen Kunden zugeschnitten.

MM: Warum nehmen offene Standards bei Lenze einen so hohen Stellenwert ein?
Werner Paulin: Wir sind vermutlich der einzige Anbieter, der ausschließlich auf Standard-IT setzt. Um Nupano zu nutzen, ist es nicht erforderlich, spezielle Technologien oder Bibliotheken einzusetzen. Das bringt Maschinenbauern den Vorteil, mit wirklich jedem Softwarehersteller zusammenarbeiten zu können und Technologien, die sie bereits nutzen, in Nupano weiterzuverwenden. Es ist jederzeit möglich, neue Software unabhängig von unserer Lösung zu entwickeln, und wir unterstützen den Anwender mit Nupano, diese danach auf die Maschinen zu bringen und zu konfigurieren. So maximiert Lenze die Flexibilität von Maschinenbauern.

MM: Wie erlangen Ihre Kunden einen Wettbewerbsvorteil?
Annekatrin Konermann:
Nupano ist, vereinfacht gesagt, der Ort, an dem eine offene, flexible Sammlung parametrierbarer und konfigurierbarer Softwarebausteine gelagert wird, die von dort ausgehend auch ohne IT-Experten zu einer individuellen Gesamtsoftwarelösung verknüpft werden können. Im heutigen Serienmaschinenbau gleicht kaum eine Maschine der anderen, vielmehr ist die kundenindividuelle Konfigurierung die Regel. Nupano schafft einen enormen Vorteil beim maschinenindividuellen Konfigurieren der IT und optimiert so nachhaltig die Produktivität. Man kann sogar so weit gehen, zu sagen, dass Nupano dem Fachkräftemangel entgegenwirkt, da bei den Anwendern keine speziellen IT-Kenntnisse erforderlich sind. Dazu kommt die Möglichkeit für den Hersteller, seine Maschine via Nupano über die gesamte Lebensdauer hinweg jederzeit und einfach mit neuen IT-Services auszustatten bzw. bereits vorhandene automatisiert zu updaten.

MM: Auf welcher Basis bietet Lenze diese Vorteile?
Werner Paulin: Lädt ein Maschinenbauer nur öffentlich verfügbare Apps auf seine Maschine, hat er gegenüber seinen Mitbewerbern keinen Vorteil. Wir gehen mit unserer Plattform viel weiter und stellen mit Nupano ein umfassendes IT-Tool für die OT-Welt zur Verfügung. Dank unserer Erfahrung mit Maschinenbauern und des darauf basierenden Know-hows wissen wir bei Lenze genau um deren Bedürfnisse und Anforderungen und bilden ganz spezifisch Maschinenbauprozesse in Nupano ab. So hören wir von vielen Kunden, dass sie sich freuen, auf ein einfaches und wirtschaftliches Tool zurückgreifen zu können, um ihre eigene IT und spezielle KI-Lösungen in Serie einfach auf ihre Maschinen zu bringen. Insofern ergänzt Nupano unser Automatisierungsangebot in optimaler Weise.

MM: Sie positionieren Nupano als Zukunftslösung. Planen Sie bereits die nächsten Schritte?
Werner
Paulin: Selbstverständlich hört bei Lenze die Entwicklung nicht auf. Derzeit in unserem Fokus steht der Ausbau unseres Partnernetzwerkes: Zum einen geht es darum, in der Breite für jeden verfügbare Apps anzubieten und andererseits das Netzwerk um Technologieunternehmen zu erweitern, die in Nupano kundenspezifisch IT-Dienstleistungen entwickeln. Außerdem wollen wir unseren Ansatz MAaaS (Machine Automation as a Service, Anm.) forcieren. Die Verbindung der Maschinen-IT mit einer Serverinfrastruktur bietet den Vorteil enorm gesteigerter Verfügbarkeit.

 

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