Im Gespräch IoT4 Industry & Business

Johannes Petrowisch: Mit Transparenz zu mehr Nachhaltigkeit

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Für Johannes Petrowisch gehören Energieerzeugung und -speicherung zum Weg zur CO2-Neutralität. Wir haben mit ihm über die Details gesprochen.

Für Johannes Petrowisch, Geschäftsführer von COPA-DATA CEE/ME, gehören Energieerzeugung und -speicherung ebenso zum Weg zur CO2-Neutralität von Unternehmen, wie der schonende Umgang mit Ressourcen. Das ist jedoch nicht ohne Transparenz möglich. Für diese sorgt die herstellerunabhängige Softwareplattform zenon. Wir haben mit Petrowisch über die Details gesprochen.

IoT4industry&business: Die Begriffe Energieeffizienz und Nachhaltigkeit werden gerne in einen Topf geworfen. Es handelt sich jedoch um zwei unterschiedliche Dinge. Unternehmen müssen sich mit beidem beschäftigen. Wie geht COPA-DATA damit um?
Johannes Petrowisch: Es handelt sich um zwei unterschiedliche Themen, die jedoch Hand in Hand gehen. Meiner Meinung nach sollen Unternehmen beides berücksichtigen, um möglichst große Schritte in Richtung CO2-Neutralität zu gehen. Als COPA-DATA können wir Unternehmen bei der Verfolgung beider Ansätze unterstützen. Beim Thema Energieeffizienz zum Beispiel ist es ein sinnvoller Ansatz, die bestehende Infrastruktur zu optimieren und besser zu nutzen. Für Unternehmen bedeutet das: weniger Ressourcen zu verschwenden, die man letztendlich bezahlt, aber nicht nutzt und die Umwelt unnötigerweise belasten. Für diese simple Maßnahme ist zenon die Software der Wahl, denn zenon ist hardware- bzw. herstellerunabhängig und kann beinahe auf allen Anlagen angewendet werden. Wir helfen auf verschiedensten Ebenen, vorhandene Maschinen und Anlagen effizienter zu nutzen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist es auch ratsam, Maschinen nicht einfach „wegzuwerfen“, sondern zu versuchen, den Lebenszyklus so weit wie möglich zu verlängern.

Nicht nur das Optimieren der bestehenden Prozesse und Anlagen steht im Fokus. Ein wesentlicher Aspekt ist die unternehmenseigene Stromerzeugung und -speicherung. Ob mit PV-Anlagen auf Dächern oder eigenen Windkraftanlagen, viele Unternehmen treffen hier bereits verschiedene Vorkehrungen. Auch hier können wir den Unternehmen als starker Partner mit unseren Lösungen für die Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen aber auch der Energiespeicherung zur Seite stehen.

IoT: Mittlerweile ist auch das neue COPA-DATA-Bürogebäude in Salzburg bezogen. Das ist ein gutes Beispiel für die eigene Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.
Johannes Petrowisch: Ja, auf unser neues Bürogebäude sind wir sehr stolz. Der Bau dieses Gebäudes stand ganz unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Folglich haben wir eine eigene PV-Anlage mit 110 kW Spitzenleistung installiert, die etwa 70 Prozent unseres eigenen Energieverbrauchs deckt. Selbstverständlich erfassen wir all diese Daten mit unserer Software zenon. Unter anderem verwenden wir zenon in unserem intelligenten Gebäude als Energiedatenmanagementsystem (EDMS). Um zu erklären, welche Vorteile der Einsatz von zenon als EDMS mit sich bringt, möchte ich gerne unser Beispiel der E-Ladestationen in unserer Tiefgarage heranziehen. Dort übernimmt zenon das intelligente Lastmanagement. Die Zuordnung des Stroms wird somit nach Dringlichkeit koordiniert. Priorität haben dabei immer die digitale Infrastruktur und die Klimatechnik, optionale Lasten wie die Ladestationen für die Elektrofahrzeuge stehen an letzter Stelle. Im neuen COPA-DATA Gebäude nutzen wir zenon außerdem als klassisches Gebäudeleittechniksystem, d.h. zur Überwachung und Steuerung von Heizung, Kühlung und Beschattung. Mit zenon kann das Licht in Räumen abhängig von der Sonneneinstrahlung und nach Raumbelegungsplänen automatisch gesteuert werden. Durch die optimierte Beleuchtung und Verdunkelung der Räume senken wir ebenfalls Energiekosten. Darüber hinaus überwacht das zenon-basierte Leitsystem den CO₂-Gehalt der Luft und regelt auf dieser Basis die Frischluftzufuhr. Dadurch konnten wir auf den Einbau einer herkömmlichen Klimaanlage verzichten. Ein Absenken der Raumtemperatur in länger nicht genutzten Räumen ist nicht praktikabel, weil das Gebäude mittels Betonkernaktivierung geheizt und gekühlt wird. Das ist als Energiespar- und Klimaschutzmaßnahme sinnvoll und lässt sich mittels zenon ebenso einfach umsetzen wie das Abschalten nicht genutzter Maschinen oder Aggregate. Allein anhand dessen zeigt sich, wie flexibel zenon einsetzbar ist.

IoT: Der Einsatz von COPA-DATA ist nicht unbemerkt geblieben. Sie waren zum Weltwirtschaftsforum nach Davos eingeladen.
Johannes Petrowisch: Ja, wir haben uns sehr gefreut, in Davos als Teil der Global Innovator Community dabei zu sein. Das zeigt, dass wir uns mit unserer Technologie im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung und natürlich auch im Bereich der Energieerzeugung sowie -verteilung bereits einen Namen gemacht haben. Wir haben mit zenon eine herstellerunabhängige Softwareplattform, mit der viele unterschiedliche Applikationen umsetzbar sind, die es jetzt zu den großen Themen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit braucht. Genau das ist auf dem Markt, denke ich, einzigartig. Mit zenon lässt sich ein Wasserkraftwerk genauso gut steuern wie die Gebäudeleittechnik oder eine Maschinenvisualisierung realisieren – und das branchenübergreifend mit ein und derselben Softwareplattform. zenon ist ein Produkt, das viele Synergieeffekte schafft. Wenn wir das Beispiel einer Produktionsstätte nehmen, dann können wir die Prozessdaten mit den Gebäudedaten zusammenführen. Daraus ergeben sich Erkenntnisse, die mit Insellösungen nicht zu gewinnen sind. Die Herstellerunabhängigkeit, die Modularität und die Interdisziplinarität sind die wesentlichen Stärken von zenon. Das haben auch die Vertreter des Weltwirtschaftsforums erkannt.

IoT: Welche Möglichkeiten hat ein produzierender Betrieb heute, um energieeffizient zu sein? Der Energieverbrauch sieht dort ganz anders aus als in einem Bürogebäude.
Johannes Petrowisch: Das stimmt. Allen voran sollte die Energieeffizienz in der Produktion erhöht werden. Das kann zum Beispiel mit Lösungen im Bereich des Linienmanagements beginnen und geht bis hin zu einer Gesamtbetrachtung der Produktion und der Auswertung der OEE-Kennzahl (Overall Equipment Effectiveness = Gesamtanlageneffektivität). Das ist eine sehr wichtige Kennzahl, die sich auf einem möglichst hohen Niveau befinden soll. Sie setzt sich aus der Leistung, Qualität und der Verfügbarkeit der Anlage zusammen. Das bedeutet: Je besser der OEE-Wert, desto effektiver wird die Anlage eingesetzt, und beispielsweise weniger Ausschuss produziert. Das senkt nicht nur die Produktionskosten, sondern sorgt auch für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, um die Produktionslinie selbst effizienter bzw. effektiver zu machen und damit den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Darüber hinaus kann ein Energiedatenmanagementsystem eingerichtet werden, um die Verbraucherströme zu visualisieren, um zu wissen, wohin die benötigten Ressourcen tatsächlich fließen. Ich spreche hier nicht nur von Strom, sondern auch von Druckluft, Wasser oder Chemikalien – sämtliche Medien die für den Betrieb relevant sind. Nur wenn man diese Ströme transparent macht, kann man erkennen, wo Ressourcen unnötig verbraucht werden und verloren gehen. Jeder Liter Wasser oder jede Kilowattstunde Strom, die verschwendet wird, belastet das Budget und die Umwelt. Neben der Gesamtanalageneffektivität ist, wie bereits erwähnt, das Thema der Eigenstromerzeugung und -speicherung sehr präsent.

IoT: Die Dächer können noch so voll mit PV-Anlagen sein, wenn die von ihnen erzeugte Energie einfach verpufft. Die Speicherung ist nach wie vor eine große Herausforderung.
Johannes Petrowisch: Ganz genau. Angesichts des Wandels in Richtung intelligenter Stromnetze spielt die Nutzung von Energiespeichertechnologien eine immer wichtigere Rolle. In einem solchen Stromnetz lässt sich nicht benötigte Energie an bestimmten Stellen dynamisch speichern und abgeben, was in gewissen Netzsegmenten eine wirtschaftlichere Energienutzung bis hin zum autarken Microgrid-Betrieb ermöglicht. Darüber hinaus können Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) zu einem stabileren Netz beitragen und – durch selektives Laden und Entladen – das schwankende Angebot aus erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik oder Windkraft ausgleichen. Leider gibt es auf EU-Ebene noch gesetzliche Einschränkungen. Die Übertragungsnetzbetreiber dürfen selbst keine Batteriespeicher besitzen und betreiben. Im Produktionsumfeld lassen sich mit Energiespeichersystemen Lastspitzen kappen, und die autarke Energieversorgung im Falle von Stromausfällen für eine gewisse Zeitspanne sicherstellen. Wir wissen, dass dieses Thema immer mehr an Relevanz gewinnt und diese Art von Projekten definitiv mehr werden. Wir haben im Frühjahr ein Webinar zum Thema BESS veranstaltet, für das sich über 800 Personen angemeldet haben. Diese Teilnehmerzahl bringt das sehr große Interesse an diesem Thema zum Ausdruck.

IoT: Es gibt ja nicht nur Einschränkungen, sondern auch Vorgaben der EU. Diese spielen den Herstellern von Energieeffizienzsystemen durchaus in die Hände.
Johannes Petrowisch: Der Bereich der Energieeffizienz ist einer, in dem wir sehr lange Erfahrung haben und wertebringende Lösungen anbieten. Mit unserem Know-how können wir große als auch kleinere Unternehmen dabei unterstützen, deren Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, eventuell in Anlehnung an die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Um diese Ziele zu erreichen, benötigt es Investitionen in bestehende als auch neue Infrastruktur. Einige schrecken vor diesen Investitionen zurück, allerdings kann ich sagen, dass sich die Investitionen in den Bereichen der Energieeffizienz und Energieerzeugung und -speicherung bereits nach relativ kurzer Zeit amortisieren.

IoT: Weg von der reinen Theorie: Gibt es ein konkretes Beispiel für den Einsatz von zenon als Energiedatenmanagementsystem?
Johannes Petrowisch: Ein aktuelles und sehr gutes Beispiel ist der Produktionsstandort von Carlsberg in Serbien. Dort erfassen 100 Datenpunkte die Betriebsmittel und geben einen umfassenden Überblick über den Wasser-, Dampf- und Gasverbrauch. Bereits kurz nach der Inbetriebnahme des Systems konnte Carlsberg Serbien trotz höherer Produktion eine Reduzierung des Energieverbrauchs feststellen. Vor allem beim Dampf- und Wasserverbrauch konnten erhebliche Einsparungen erzielt werden. Im ersten Jahr wurden beispielsweise vier Prozent oder 0,45 kWh Dampf pro Hektoliter Bier eingespart. Das hört sich zunächst nicht viel an, bedeutet aber auf das Jahr gerechnet erhebliche Einsparungen für das Unternehmen. Darüber hinaus kann Carlsberg Serbien nach der Integration von zenon die personellen Ressourcen wesentlich effizienter einsetzen. Daten müssen nun nicht mehr manuell bearbeitet werden, sondern werden digital erfasst und auch verarbeitet. Alle Daten fließen in ein Reporting, das zum Beispiel für Audits genutzt werden kann und sich am ISO 50001-Standard orientiert. Darüber hinaus kann zenon auch genutzt werden, um einzelne Mitarbeitende für die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu sensibilisieren, etwa wenn der Maschinenbediener bestimmte Energie- und Nachhaltigkeitskennzahlen über die Visualisierung mit zenon ablesen kann. Wer unternehmensweite Verbesserungen anstoßen will, braucht Transparenz. Solange die notwendigen Daten nicht vollständig und in entsprechender Qualität vorliegen, können auch keine zielgerichteten Verbesserungen vorgenommen werden.

IoT: Ist die Digitalisierung DER Weg, um ein effizienteres und nachhaltigeres Leben unter einen Hut zu bekommen, ohne auf etwas verzichten zu müssen?
Johannes Petrowisch: Digitalisierung ist definitiv ein Enabler für viele Aspekte. Nehmen wir das Beispiel der Energiedatenerfassung. Oft werden in Betrieben noch nicht alle Produktionsdaten erfasst. Das heißt, wir reden über Grundlagen, die erst einmal geschaffen werden sollen. Und diese Grundlagen lassen sich mit Digitalisierungsmaßnahmen erreichen, auf deren Basis die nächsten Schritte gegangen werden können. Es macht wenig Sinn künstliche Intelligenz einzusetzen, sie aber mit unvollständigen Daten von geringer Qualität arbeiten zu lassen. Das heißt es benötigt zunächst die benötigte Datengrundlage und Basis, damit die weiteren gesetzten Maßnahmen und Lösungen auch wirklich einen Mehrwert liefern können. Und vieles lässt sich bereits mit der bestehenden Infrastruktur bewirken.

IoT: Wenn man sich die Nachrichten anschaut, muss man annehmen in einer ganz furchtbaren Welt zu leben. Wenn ich mit Unternehmen spreche, höre ich von vielen positiven Initiativen und denke, es gibt noch Hoffnung.
Johannes Petrowisch: Wir sind an zahlreichen Projekten beteiligt, die uns positiv in die Zukunft blicken lassen. Selbstverständlich kann es immer mehr sein und schneller gehen, aber ich denke, die wichtige Botschaft ist, dass viele erste Schritte bereits unternommen wurden. Wenn ich auf die Investitionen in Ländern wie beispielsweise Griechenland blicke, sehe ich, dass viele PV-Projekte in einer Größenordnung realisiert werden, die hier in Österreich noch nicht vorstellbar sind. Konkret sprechen wir hier über PV-Projekte im Bereich von 500 Megawatt und mehr. Auch in Australien sind wir in Gesprächen zu einem Energieprojekt in der Größenordnung von ein bis zwei Gigawatt eingebunden. Das sind Dimensionen, die sehr sinnvoll sind und uns unserem Ziel der CO2-Neutralität näher bringen ­– das motiviert uns. Das Tempo ist auf jeden Fall höher als noch vor wenigen Jahren. Wir brauchen eine Vielzahl von internationalen Maßnahmen auf verschiedensten Ebenen, um unsere Klimaziele zu erreichen und die Umwelt für die nächsten Generationen zu schützen. Und es freut uns, dass wir als unabhängiger Softwarehersteller dazu einen wesentlichen Beitrag leisten dürfen.

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