Im Gespräch MM Maschinenmarkt

Katrin Helmberger: Nachhaltigkeit geht für uns über Umweltschutz und Ressourcenschonung hinaus

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Vertreter aus verschiedenen Industriezweige sprechen über Optionen in Sachen Nachhaltigkeit. Wir starten mit Katrin Helmberger von Fronius.

Wie sieht Nachhaltigkeit im industriellen Kontext aus? Wir haben Vertreter aus Unternehmen der unterschiedlichsten Industriezweige gebeten ein Statement abzugeben, über die Handlungsoptionen, die die Unternehmen haben und welche bereits ergriffen werden. Wir starten hier mit Katrin Helmberger, Leiterin Corporate Sustainability, Fronius

Wenn in den Medien dieser Tage über Energie berichtet wird, geht es überwiegend um die horrend gestiegenen Preise, die Beschaffungswege und wie Betriebe und Endverbraucher dieses Thema bewältigen können. Die Energiewirtschaft ist aber nicht nur am Spitzenplatz, wenn es um die Beachtung in der Tagespresse geht, sondern auch unangefochtene Nummer 1 unter den Industriezweigen beim weltweiten CO2-Ausstoß. Die Betrachtung des Wirtschaftsmarktes Österreich zeigt ein anderes Bild. Neben dem Verkehrssektor sind Industrie und produzierendes Gewerbe die größte Quelle von Treibhausgas-Emissionen. Nach einer Erholung im Jahr 2020 ist der Ausstoß an CO2 im Jahr 2021 wieder auf 28,7 Millionen Tonnen gestiegen. Österreich bekennt sich zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen und damit zur Umsetzung deren Nachhaltigkeitsziele.

MM: „Nachhaltigkeit & Industrie“ – (wie) passt das zusammen?
Katrin Helmberger: Es drängt sich die Gegenfrage auf, was wohl passiert, würde es in der heutigen Zeit kein Match zwischen der Industrie und dem Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ geben. Die internationale Staatengemeinschaft hat deshalb ein eigenes Sustainable Development Goal (SDG) für nachhaltige Entwicklung formuliert, das sich mit dem Feld „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ beschäftigt. Es zeigt auf, dass nachhaltiges Handeln sowie der bewusste Umgang mit Ressourcen und Energie in der Produktion übergeordnet und international eine immer stärkere Rolle spielen – nicht nur in Hinblick auf neue Energiegesetze und Ökodesign-Richtlinien, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit und Umweltbilanz von Unternehmen.
Bei Fronius haben wir bereits bei der Firmengründung ein nachhaltiges Fundament geschaffen, auf dem wir seither aufbauen. Wir sind der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit und Industrie sehr wohl zusammenpassen. Wir spielen beispielsweise eine wichtige Rolle für die regionale Wirtschaft und beziehen die meisten Waren aus Österreich und Europa. Außerdem ist Innovation ein wichtiger Antrieb für uns, damit wir noch effizientere und ressourcenschonendere Produkte und Services anbieten können. Im Zentrum unseres Interesses stehen dabei Langlebigkeit, Material- und Energieeffizienz, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit der Produkte.

MM: Wie setzt sich Ihr Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander?
Katrin Helmberger: Das Thema Nachhaltigkeit ist fest in unseren Unternehmenswerten verankert und bildet ein Fundament für all unser Handeln. Wir haben uns deshalb für die Einführung eines eigenen Corporate-Social-Responsibility-Managementsystems entschieden, das 2021 von einem externen Prüfunternehmen nach ONR 192500 zertifiziert wurde. Wir bekennen uns außerdem zu den international gültigen UN Sustainable Development Goals und sorgen mit unserer Nachhaltigkeitsberichterstattung für maximale Transparenz. Wenn wir bei Fronius von Nachhaltigkeit sprechen, geht es unter anderem darum, unsere natürlichen Ressourcen so sorgsam wie möglich zu nutzen, damit auch künftige Generationen noch eine intakte Umwelt mit hoher Lebensqualität vorfinden. Doch Nachhaltigkeit geht für uns über reinen Umweltschutz und Ressourcenschonung hinaus. Sie umfasst auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen: also beispielsweise, wie wir das Miteinander regeln oder wie gerecht Aufstiegschancen verteilt sind. Und natürlich hat sie mit verantwortlichem Wirtschaften zu tun. Wir bieten einerseits nachhaltige Produkte und Services an – allen voran unsere Solarwechselrichter, das Herzstück einer jeden Photovoltaikanlage. Wir entwickeln andererseits auch im Bereich der Batterielade- und Schweißtechnik sehr energie- und ressourceneffiziente Geräte. So müssen nachhaltige Ansätze und das Schweißen nicht in Konkurrenz zueinanderstehen. Nur als Beispiel: Als erster Hersteller haben wir die Inverter-Technologie auf Transistorbasis integriert. Daraus ergeben sich bis heute rund ein Drittel weniger Stromverbrauch und ca. 80 Prozent Rohstoffeinsparung. Insgesamt bestechen all unsere Produkte durch ihre Qualität und Langlebigkeit und sind im Bedarfsfall zerlegbar, reparierbar und recycelbar. Wir betreiben außerdem aktive Bewusstseinsbildung, sowohl intern als auch bei unseren Anwender:innen. Die Wahrung fairer Geschäftspraktiken, von Menschenrechten und sämtlicher Umweltauflagen ist ebenfalls fixer Bestandteil unserer gelebten Werte. Wir legen intern einen besonderen Fokus auf die soziale und gesellschaftliche Ebene. So bieten wir unter anderem ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm, eine Kinderbetreuung und ein Betriebsrestaurant, das vorwiegend auf regionale Lebensmittel setzt, an. Wir schließen außerdem heuer die Dekarbonisierung unserer Betriebseinrichtung ab und setzen an allen österreichischen Standorten 100 Prozent Ökostrom ein.

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