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Interroll setzt auf Engel Spritzgießmaschinen mit intelligenten Assistenzsystemen

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Mit seinem Maschinenbaupartner Engel baut Interroll im Schweizer Kanton Tessin die digitale Spritzgießproduktion weltweit weiter aus.

Der stärkste Treiber für die Interroll SA in Sant‘Antonino im Schweizer Kanton Tessin in Richtung Digitalisierung ist die Qualität der Produkte und die Herstellungsprozesse zu verbessern. Für die Spritzgießproduktion bedeutet das intelligente Assistenz. Mit seinem Maschinenbaupartner Engel baut Interroll die digitale Spritzgießproduktion weltweit weiter aus.

Ob Postdienste und E-Commerce, Lebensmittel und Mode, Automobil und Industrie: Als einer der weltweit führenden Fördertechnikanbieter sorgt Interroll in den unterschiedlichsten Branchen für einen effizienten Materialfluss. Zu den Produkten gehören Förderrollen, Antriebe für Förderanlagen sowie komplette Förderer, Sortierer und Fließlager. In fast allen Produkten stecken Kunststoffkomponenten.

Interroll Poly-V Gehäuse – hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein zweiteiliges Bauteil, das in Transportsystemen eines großen Kunden Drehbewegungen überträgt. Produziert werden die beiden Komponenten am Stammsitz im Tessin auf Engel victory Spritzgießmaschinen. Besonders anspruchsvoll ist das äußere der beiden Rundteile, denn es umschließt ein Kugellager. Hinzu kommt das schwierig zu verarbeitende Material: carbonfaserverstärktes Polyamid. „Wir haben lange Zeit nur die Gehäuseteile selbst spritzgegossen, und die Lager wurden beim Kunden montiert“, berichtet Produktionsleiter Matteo Tonolla. „Aber die Ausschussrate war zu hoch.“ Deshalb fiel die Entscheidung, den kompletten Prozess ins eigene Haus zu holen und in eine neue integrierte Fertigungszelle zu investieren. Zusätzlich profitiert der Kunde, weil er Produktionsschritte einspart und keine Lagerkapazität mehr für Zwischenprodukte benötigt.

Interroll investierte in eine integrierte Fertigungszelle mit einer Engel-Spritzgießmaschine und einem Engel-Linearroboter.
Interroll investierte in eine integrierte Fertigungszelle mit einer Engel-Spritzgießmaschine und einem Engel-Linearroboter.

 

Die neue Fertigungszelle besteht aus einer holmlosen Engel victory 120 Spritzgießmaschine und einem Engel viper 12 Linearroboter. Der viper Roboter entnimmt die Lager vom Zuführband und legt sie in die Kavitäten des 2-fach-Werkzeugs ein, wo sie umspritzt werden. Derselbe Roboter entnimmt die Kunststoff-Metall-Hybridbauteile und legt sie auf einem Förderband ab. „Der integrierte Prozess sichert uns jetzt stabile Rotationseigenschaften“, unterstreicht Piercarlo Balducci, technischer Vertrieb von Interroll. „Unser Fokus liegt ganz klar auf der Qualität unserer Produkte. Hinzu kommt, dass wir durch das Umspritzen den Produktionsprozess verschlankt haben.“

Hochwertige, komplexe Teile mit einem hohen Automatisierungsgrad im Spritzguss und sich anschließenden Montageprozessen werden zunehmend im eigenen Haus produziert. Der Maschinenpark in Sant‘Antonino wächst. „Bei der Investition in neue Maschinen und Anlagen haben wir immer innovative Technologien im Blick“, betont Ingo Specht, Managing Director.

Konstanter Prozess

Ausgestattet mit intelligenten Assistenzsystemen weist die neue Spritzgießmaschine für Interroll den Weg in die Zukunft auf. Beim „Interroll Poly-V Gehäuse“ sind es in erster Linie zwei smarte Helfer, die für eine konstant hohe Spritzgießqualität sorgen: iQ weight control und iQ flow control. Für jeden einzelnen Zyklus analysiert iQ weight control beim Einspritzen den Druckverlauf in der Plastifizierschnecke und vergleicht die Messwerte mit einem Referenzzyklus. Das Einspritzprofil, der Umschaltpunkt und der Nachdruck werden automatisch an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Das Nachjustieren passiert in Bruchteilen einer Sekunde und verlängert nicht die Zykluszeit. Ausschuss wird auf diese Weise proaktiv verhindert. „Der Prozess ist jetzt so stabil, dass wir die externe Qualitätskontrolle komplett einsparen können.“ Zuvor wurde die Qualität jedes einzelnen der 800.000 Bauteile pro Jahr manuell untersucht.

„Es geht in die Richtung garantiere Prozessstabilität durch Datenmonitoring einerseits und eine sich selbst optimierende Maschine andererseits“, unterstreicht Balducci. „Wir möchten die Qualität nicht aufwändig prüfen müssen, sondern uns darauf verlassen können, dass die Produktionszelle eine konstant hohe Qualität liefert.“

Automatische Kontrolle

Schwankungen in Produktionsbedingungen und im Rohmaterial werden von iQ weight control zuverlässig ausgeglichen. Manchen Produkten wird ein gewisser Anteil Rezyklat aus Angussabfall beigemischt, und für manche Materialien gibt es zwei und mehr Lieferanten. iQ weight control sorgt dafür, dass nach dem Chargenwechsel sehr schnell wieder Gutteile produziert werden. Mit den aktuell volatilen Lieferketten im Polymerbereich gewinnt dieser Aspekt zusätzlich an Bedeutung.

Insgesamt zehn Spritzgießmaschinen sind bereits mit iQ weight control ausgerüstet – einige im Nachhinein per Retrofit. Alle neuen Maschinen werden inklusive der smarten Helfer bestellt. Neben der Prozesskonstanz geht es Interroll noch um ein zweites Thema: Die Energieeffizienz. „Die Temperierverhältnisse sind jetzt absolut stabil. Das für die Temperierung benötigte Wasservolumen konnten wir auf 20 Prozent des bisherigen Verbrauchs reduzieren“, so Tonolla.

Holmlostechnik steigert Effizienz

Die Produktvarianz bei Interroll ist groß, deshalb werden bevorzugt holmlose Spritzgießmaschinen eingesetzt um die Rüstzeiten zu verringern. Die Kunden von Interroll haben teilweise ihre Lagerkapazität abgebaut. Damit sinken die Losgrößen. „2019 war unser Rekord. In diesem Jahr hatten wir hier am Standort 4200 Werkzeugwechsel“, berichtet Matteo Tonolla. Inzwischen hat sich dieser Wert auf 2500 eingependelt, die Herausforderung, schneller zu rüsten, ist aber noch immer groß. Durchschnittlich 23 Minuten brauchen die Einrichter zum Rüsten einer neuen victory Maschine mit barrierefreier Schließeinheit. Bei einer Holmmaschine dagegen sind es bei Interroll im Schnitt 72 Minuten.

Ein weiterer Pluspunkt der holmlosen Schließeinheit: Es passen große Werkzeuge auf vergleichsweise kleine Spritzgießmaschinen. Beim zunehmenden Produktionsvolumen, das viele Produkte von Interroll aktuell erfahren, vereinfacht das das Scale-up. Auch für das Interroll Poly-V Gehäuse soll bald ein 4-fach-Werkzeug das 2-fach-Werkzeug ablösen.

Mensch als Qualitätsgarant

„Man bekommt Informationen, die früher nicht zugänglich waren und wird automatisch benachrichtigt, wenn es Probleme gibt“, bringt einen Nutzen der Digitalisierung auf den Punkt, und betont: „Dennoch ist es auch weiterhin der Mensch, der für die Qualität verantwortlich ist. Auch in Zukunft hängt die Qualität und damit der Erfolg von der Kompetenz der Menschen in der Produktion ab. Sie sind es, die den Systemen die Grenzen vorgeben.

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