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Jochen Köckler: Hannover Messe relevant wie nie

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Was man nach der Pandemie von der Weltleitmesse für die Industrie erwarten darf darüber haben wir mit Dr. Jochen Köckler im Interview gesprochen.

Steigende Energiepreise und unterbrochene Lieferketten haben direkten Einfluss auf die weltweite Industrieproduktion. Gleichzeitig leisten immer mehr produzierende Unternehmen ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Mit welchen Technologien man diesen Herausforderungen begegnen kann, diskutieren die Aussteller der Hannover Messe von 30. Mai bis 2. Juni. Was man von der nach der Pandemie wieder auferstandenen Weltleitmesse für Industrie erwarten darf darüber haben wir mit Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG im Interview gesprochen.

MM: Das Messewesen hat sich insgesamt verändert. Welche Änderungen sind zwischen Hannover Messe VOR und HMI NACH der Pandemie zu erwarten?
Dr. Jochen Köckler
: Die vergangenen zwei Jahre waren für uns als Messeveranstalter extrem herausfordernd, von daher sind wir sehr erleichtert, dass wir nun endlich wieder Messen veranstalten dürfen. Die Pandemie hat dazu geführt, dass wir uns verstärkt mit der Digitalisierung unserer eigenen Produkte auseinandersetzen mussten. Wir haben anlässlich der digitalen Hannover Messe im vergangenen Jahr sehr viel gelernt und unsere Erfahrungen in die diesjährige Messe einfließen lassen. Wir haben die Zeit genutzt und unsere digitalen Features konsequent weiterentwickelt. Dazu zählt zum Beispiel unser Networking-Tool, darüber können sich alle Messeteilnehmer bereits im Vorfeld der Veranstaltung digital vernetzen, um sich auszutauschen oder Termine vor Ort oder virtuell zu vereinbaren. Wir werden alle Foren streamen und ermöglichen damit auch den Besuchern, die nicht persönlich vor Ort sein können, aktiv an der teilzunehmen. Für genau diese Zielgruppe haben wir auch die virtuellen Guided Tours entwickelt um digital die Stände besuchen zu können.

MM: Wie sehen Sie den Erfolg oder Misserfolg von digitalen bzw. hybriden Eventformaten?
Jochen Köckler
: Es gibt rein virtuelle Eventformate, die sehr gut funktionieren, dazu zählen zum Beispiel die Webinare und Foren unserer Tochtergesellschaft Technology Academy. Dort geht es aber darum, dass einer zu vielen spricht. Wenn viele miteinander sprechen, dann funktionieren diese Formate nicht mehr, deshalb setzen wir auf hybride Formate, um Ausstellern und Besuchern aus aller Welt die Teilnahme zu ermöglichen, auch wenn sie nicht persönlich anreisen können.

MM: Die Hannover Messe 2022 wird deutlich kleiner ausfallen als bisher – wie beurteilen Sie diese Tatsache?
Jochen Köckler: Die Hannover Messe ist eine sehr internationale Messe mit Ausstellern aus aller Welt. Viele dieser Unternehmen können zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht anreisen, das betrifft in erster Linie die asiatischen Länder, insbesondere China. Dem Bild der Hannover Messe wird es nicht schaden, denn alle großen Brands werden auch in diesem Jahr dort sein. Zu den ausstellenden Unternehmen zählen Konzerne wie Siemens, Bosch, Schneider Electric, Schaeffler, Microsoft, Google Cloud, AWS, SAP oder Service Now sowie viele mittelständisch geprägte Industrieunternehmen wie Beckhoff, Festo, Harting, Pepperl+Fuchs, Phoenix Contact, Wago oder Ziehl-Abegg. Hinzu kommen die großen Forschungsinstitute wie Fraunhofer oder das KIT und rund 100 Startups, die bei uns eine ideale Plattform finden, um sich mit der Industrie zu vernetzen.

MM: Was sind in diesem Jahr die Meta-Themen der Messe?
Jochen Köckler
: Wir stehen vor der größten Transformation seit der Industrialisierung – hin zu einer ressourcenschonenden, klimaneutralen und nachhaltigen Produktion. Digitalisierung, Automatisierung, innovative Technologien und regenerative Energieerzeugung: Diese bereits existierenden Trends sind die dynamischen Treiber zur Erreichung der Klimaziele. Dabei müssen sämtliche Technologiefelder ineinandergreifen und den konstruktiven Diskurs zwischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft anstoßen. Die Hannover Messe in ihrer globalen und thematischen Ausrichtung bietet dazu die ideale Plattform.

MM: Gerade Themen rund um die Lieferkette beschäftigen uns alle aktuell, nicht zuletzt aufgrund des Ukraine-Kriegs und des Lockdowns in Shanghai. Welche Rolle spielt die Messe in diesem Zusammenspiel aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft?
Jochen Köckler
: Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage sind die Themen der Hannover Messe relevant wie nie zuvor. Im Kern geht es darum, wie wir in einer sich dynamisch verändernden Welt – politisch, ökologisch und wirtschaftlich – für Versorgungssicherheit und Wachstum sorgen können und dabei gleichzeitig dem Klimawandel entgegenwirken. Innovative Technologien werden hierbei eine Schlüsselrolle spielen.

MM: Was darf man von Portugal als Partnerland erwarten?
Jochen Köckler: Portugal präsentiert sich auf der Hannover Messe als internationaler Technologiepartner und wirbt für Investitionen aus dem Ausland. In vielen Bereichen können wir von Portugal lernen, so stammen rund 80 Prozent der Elektrizität in Portugal bereits aus erneuerbaren Energien. Das Land ist für viele internationale Startups interessant. In Hannover präsentieren die portugiesischen Aussteller ihre Technologien und Prozesse in einem zentralen Pavillon sowie in drei thematischen Pavillons in den Bereichen Engineered Parts and Solutions, Energy Solutions und Digital Ecosystems. Damit ist Portugal sehr prominent auf der Messe vertreten.

MM: Besonders Startups sind für hohe Innovationskraft bekannt. Welche Rolle spielen sie auf der Hannover Messe?
Jochen Köckler
: Wir erwarten deutlich mehr als 150 Startups. Sie werden auf einer eigenen Bühne die Gelegenheit zum Pitch haben und sicher viele gute Kontakte machen. Insbesondere große Unternehmen suchen auf der Messe gezielt nach Startups aus der Industrie, da diese kleinen innovativen Unternehmen mit ihren schlanken Prozessen häufig völlig neue Produkte auf den Markt bringen, die durchaus disruptives Potenzial haben können.

MM: Was muss eintreten, damit Sie am 2. Juni am Abend nach Hause gehen und sagen: „Die Messe war großartig, weil…“?
Jochen Köckler
: ….unsere Kunden rundum zufrieden waren.

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