Im Gespräch MM Maschinenmarkt

Sven Schreiber: Die Technologien sind bereits vorhanden

zur Übersicht
Umstieg auf saubere Energie, Effizienz und Kreislaufwirtschaft sind für Sven Schreiber Bereiche die helfen die Nachhaltigkeit zu maximieren.

Der Umstieg auf saubere Energie aus erneuerbaren Quellen, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft sind für Sven Schreiber, Geschäftsführer Alfa Laval Mid Europe drei Bereiche die dabei helfen die Nachhaltigkeit in der Industrie zu maximieren. Sein Unternehmen will  bis zum Jahr 2030 in Scope 1 und Scope 2 klimaneutral sein.

MM: Nachhaltigkeit & Industrie – (wie) passt das zusammen?
Sven Schreiber: Das Thema Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Für die Industrie ist es überlebenswichtig, dieses Ziel anzunehmen und umzusetzen. Trotz der damit verbundenen Investitionen ist die Schonung sowie Rückgewinnung von natürlichen Ressourcen und Energie langfristig ein entscheidender Wirtschaftlichkeitsvorteil. Dies gilt umso mehr, da der CO2-Ausstoß in Zukunft deutlich höher bepreist wird. Allerdings schaffen wir diesen Übergang zu mehr Nachhaltigkeit nur gemeinsam – vom Grundstoffproduzenten über Zulieferer und Dienstleister hin zu den Herstellern.

MM: Was sind die konkreten Herausforderungen, denen sich Ihre Branche konfrontiert sieht?
Sven Schreiber: Der Energiebedarf wird in den kommenden Jahren immer weiter steigen. Dennoch müssen wir im Sinne der Pariser Klimaziele den CO2-Fußabdruck verringern und die Nachhaltigkeit in der Industrie maximieren. Um diese Herausforderungen zu meistern, sind drei Bereiche ausschlaggebend: der Umstieg auf saubere Energie aus erneuerbaren Quellen, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Die Energiewende wird durch eine fortschreitende Elektrifizierung ermöglicht, die den Strom aus erneuerbaren Energien ohne Einsatz fossiler Brennstoffe nutzt. Parallel wächst der Bedarf an Technologien zur Langzeitspeicherung dieser Energie sowie an neuen Formen wie grünem Wasserstoff und dessen Derivaten. Die Wärmeübertragungslösungen von  Alfa Laval nehmen eine Schlüsselrolle entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette ein. Ebenfalls wichtig für die Dekarbonisierung ist die Etablierung von Verfahren zur Kohlenstoffabscheidung, die freigesetztes CO2 speichern oder in weitere Prozesse einspeisen, sodass dieses nicht in die Atmosphäre gelangt.

MM: Und hinsichtlich Energieeffizienz?
Sven Schreiber: Das Thema Energieeffizienz muss noch stärker in den Vordergrund rücken: Energieeffizienz bedeutet zum Beispiel, das Potenzial durch Wärmerückgewinnung in industriellen Prozessen zu nutzen. Auch ein effizienter Betrieb aller Anlagen ist entscheidend: Werden Wärmetauscher in Industrieanlagen richtig und regelmäßig gewartet, können sie nach eigenen Berechnungen so viel CO2 einsparen, wie durch den gesamten Luftverkehr entsteht. Energieeffizienz ist ein großer Hebel, zu dem auch die industrielle Automatisierung und Elektrotechnik beitragen. Wir müssen ganzheitlich denken. Aus diesem Grunde hat sich Alfa Laval dem Energy Efficiency Movement des Schweizer Technologieunternehmens ABB angeschlossen. Ziel der Plattform ist, auf das Thema Energieeffizienz aufmerksam zu machen und die Umsetzung bestehender sowie zukünftiger Technologien voranzubringen. Das dritte wichtige Element ist die Kreislaufwirtschaft, die Minimierung industrieller Abfälle durch Wiederverwertung der eingesetzten Rohstoffe. In Skandinavien hat Alfa Laval zusammen mit Stena Recycling die Kooperation Re-Made to Matter ins Leben gerufen, bei der alte Wärmetauscher durch neue, energieeffiziente Apparate ausgetauscht und die enthaltenen wertvollen Metalle zu 100 Prozent recycelt werden. Eine weitere Herausforderung sind Unklarheiten bei den politischen Rahmenbedingungen: So ist die erneut auf EU-Ebene diskutierte Überarbeitung der Direktive für Erneuerbare Energien (RED II) ein Hindernis für die Investitionen in grünen Wasserstoff, da für die Investoren keine Rechtssicherheit besteht beziehungsweise sehr große Hürden aufgebaut werden. Dennoch gibt es bereits zahlreiche Unternehmen, die als Vorreiter handeln und entsprechendes unternehmerisches Risiko auf sich nehmen. Wer diese Themen – saubere Energie, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft – jetzt vora bringt, wird in Zukunft auch wirtschaftlich profitieren.

MM: Wie setzt sich Ihr Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander?
Sven Schreiber: Das Streben nach immer mehr Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil aller Aktivitäten von Alfa Laval. Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 in Scope 1 und Scope 2 (direkte, eigene Emissionen bzw. Emissionen durch Energielieferanten) klimaneutral zu sein. Die Emissionen in Scope 3 (indirekte Emissionen entlang der Lieferkette) sollen im Vergleich zu 2020 auf 50 Prozent reduziert werden. Wir wollen uns austauschen und sind immer auf der Suche nach neuen, nachhaltigen Partnerschaften. Gemeinsam mit dem schwedischen Stahlkonzern SSAB entwickeln wir derzeit den weltweit ersten Plattenwärmetauscher aus fossilfreiem Stahl, der bis 2030 verfügbar sein soll. Ein weiteres Ziel ist, bis 2030 das komplette Abwasser, das an unseren Standorten in Regionen mit Wasserknappheit entsteht, zu recyceln. Wie das funktionieren kann, zeigt das neue Alfa Laval Service Center für Plattenwärmetauscher in Frechen: Unsere selbst entwickelte Wasseraufbereitungsanlage ermöglicht, 95 Prozent des entstehenden Abwassers zu recyceln und dem Prozess wieder zuzuführen.

MM: Ihr Fazit?
Sven Schreiber: Die Technologien für eine nachhaltige Industrie sind bereits vorhanden und müssen in manchen Bereichen lediglich noch in den industriellen Maßstab überführt werden. Entscheidend sind die politischen Rahmenbedingungen und der unternehmerische Mut, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen, wie es bereits in vielen Bereichen geschieht. Wir sehen in allen Gesprächen, dass diese Aufgabe ernstgenommen wird und es konkrete Planungen sowie Investitionen gibt, die zu entsprechenden Ansätzen führen. All dies kann besser, schneller und nachhaltiger gelöst werden, wenn man auf Partnerschaften setzt. Das zeigen auch Alfa Lavals Erfahrungen im Rahmen der Nachhaltigkeitskampagne ProtectING the Future: Gemeinsam wollen wir mittels Ingenieurskunst neue Schlüsseltechnologien schaffen, die höhere Energieeffizienz, geringere Emissionen und langlebigere Lösungen ermöglichen.

weitere aktuelle Meldungen

Verwandte Artikel