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Pamyra: Lösungen für operativ tätige Menschen schaffen

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Pamyra ist ein Technologie-Unternehmen mit dem Ziel die Transportlogistik effizienter, transparenter und nutzerfreundlicher zu gestalten. Im Interview sprechen Gründer und CEO Felix Wiegand und CFO Lasse Landt über die Learnings der vergangenen Jahre, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Logistik, aber auch über das große Thema Nachhaltigkeit.

Vor sechs Jahren zogen ein paar Leipziger aus, um die Welt der Speditionsunternehmen zu revolutionieren. Aus dem Start-up mit Online-Marktplatz Pamyra ist seitdem ein innovatives Technologie-Unternehmen geworden, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Transportlogistik effizienter, transparenter und nutzerfreundlicher zu gestalten. Im Interview sprechen Gründer und CEO Felix Wiegand und CFO Lasse Landt über die Learnings der vergangenen Jahre, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Logistik, aber auch über das große Thema Nachhaltigkeit.

Seit der Gründung vor sechs Jahren haben Sie bei Pamyra das Portfolio mit verschiedensten IT-Lösungen für die Logistikbranche enorm erweitert. Was waren dabei die größten Hürden, die es zu überwinden galt?
Felix Wiegand: Das Entwickeln eines ersten Prototyps für ein neues Produkt geht meist schnell von der Hand. Die eigentliche Arbeit beginnt, wenn wir damit als Gesprächsgrundlage an die Unternehmen herantreten, um das Produkt in weiteren Iterationen anzupassen.
Lasse Landt: Mit neuen Produkten löst man in frühen Phasen Bestandsprobleme im Unternehmen oft noch nicht zu 100 Prozent. Das wiederum erschwert es, die Tools dann auch wirklich im Tagesgeschäft Fuß fassen zu lassen. Die größte Herausforderung bei unseren neuen IT-Lösungen ist also das Change Management in den Unternehmen. Zum Glück haben wir da gute Partner, die unsere Lösungen gern mitgestalten.

Die Whitelabel-Lösung Pamyra4You für Online-Tagespreisabfragen auf Speditionswebseiten wird von vielen großen, aber auch kleinen Speditionsunternehmen bereits genutzt. Was war hierbei das größte Learning?
Lasse Landt: Das größte Learning hier war vielleicht, dass man auf seine Kunden hören sollte. Die Idee zu unserer Whitelabel-Lösung Pamyra4You kam nämlich von unseren Partnern. Aus dieser Idee haben sich anschließend weitere Produkte wie unser virtuelles Netzwerk Pamyra Connect ergeben.
Felix Wiegand: Beide Produkte stoßen auf großes Interesse. Hätten wir diese schon vor drei Jahren bereitgestellt, wären wir jedoch sicher zu früh dran gewesen. Das richtige Timing spielt also auch eine große Rolle.

Sie sind damals mit der Vision gestartet, die Logistikbranche zu revolutionieren. Wie zufrieden sind Sie mit dem, was Sie bisher erreicht haben?
Felix Wiegand: Die Marke Pamyra ist mittlerweile im deutschsprachigen Raum sehr bekannt und wir helfen täglich Speditionen und Kunden dabei zueinander zu finden und Zeit zu sparen. Speditionsseitig arbeiten wir zum Teil mit den Top-Unternehmen im deutschen Markt und integrieren Pamyra immer tiefer in deren Tagesgeschäft. Klar hätte alles schneller gehen können, aber oft braucht es eben etwas Zeit bis Akzeptanz entsteht.

Viele Prozesse in der Logistik sind generell bereits digitaler geworden – aber wo genau steht die Branche in Sachen Digitalisierung wirklich?
Lasse Landt: Es tut sich wahnsinnig viel. Im Bereich der Straßentransportlogistik, wo wir unterwegs sind, gibt es allerdings schon noch sehr viel Luft nach oben. Das liegt aber nicht an den Unternehmen, die meist extrem auf Effizienz getrimmt sind, sondern vielmehr an der Struktur der Branche. Die hohe Fragmentierung in allen Bereichen – sei es auf der Ebene der Frachtführer oder bei den Technologieanbietern – macht es sehr mühsam, sich an ein theoretisches Effizienz-Optimum heranzurobben. Ein Beispiel aus der Praxis ist UberFreight. Das Unternehmen ist vor ein paar Jahren mit der Vision nach Europa gekommen, Frachtführer direkt per App anzuschließen und mehr oder weniger in Echtzeit Frachten und Frachtraum zu matchen. Das wäre nah am theoretischen Optimum, was Effizienz angeht. Das ist also eine tolle Idee. Sie berücksichtigt aber nicht ausreichend die bestehenden Strukturen und technischen Möglichkeiten. Und vielleicht noch wichtiger, sie vergisst den Menschen und die Frage: Was hat denn der Frachtführer bzw. der Fahrer unterm Strich davon?
Felix Wiegand: Ich denke, bei aller Euphorie, was die zweifelsfrei großen Potenziale der Digitalisierung angeht, müssen wir vor allem Lösungen für die operativ tätigen Menschen schaffen. Denn ohne die läuft gar nichts.

Haben Sie das Gefühl, die Corona-Pandemie in der Transport- und Logistikbranche hat als Digitalisierungsbooster gewirkt?
Lasse Landt: Die Pandemie hat uns allen zunächst mal vor Augen geführt, wie elementar wichtig und auch wie fragil funktionierende Logistikketten sind. Natürlich ist eine Antwort auf Ereignisse wie die Pandemie eine stärkere Entlastung der Mitarbeiter durch digitale Assistenten. Klar ist aber auch, dass in einer Krisensituation oft erstmal das Brände löschen im Vordergrund steht und stehen muss. So lief auch das Geschäft mit der Digitalisierung von Prozessen in Wellen. Wenn Zeit zum Luftholen war, dann gab es eine große Bereitschaft, neue Wege zu gehen und die eigenen Mitarbeiter durch neue Tools digital zu unterstützen. Was durchweg positiv ist, denke ich, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Meetings heute digital abgehalten werden. Das spart Zeit, Geld und schont die Umwelt.
Felix Wiegand: Bei Pamyra selbst hatte die Pandemie positive und negative Effekte. Zum Beispiel gab es durch die immer wieder auftretende Schockstarre bei den Speditionen oft Monate, in denen es uns schwer gefallen ist, unsere Lösungen zu verkaufen. Man hatte dort einfach “andere Probleme”. Auf der anderen Seite kann ich heute via Online-Meeting Vertragsabschlüsse machen, wo früher sicher ein Vororttermin notwendig gewesen wäre. Und dass wir heute 4 bis 5 Termine pro Tag wahrnehmen können und weder Fahrt- noch Hotelkosten anfallen, verbessert unsere Vertriebsmetriken enorm.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in der Logistik eine immer größere Rolle. Wie integrieren Sie dies bereits in ihre Lösungen?
Felix Wiegand: Unser gesamtes Team hält immer Ausschau nach Ansätzen, durch die Pamyra einen Beitrag leisten kann und investiert dafür auch gern die ein oder anderen Stunde Freizeit. Zum Beispiel haben wir in einem Wochenend-Retreat in einem Schullandheim eine Lösung konzipiert, durch die unsere Kunden, die über Pamyra.de vermittelten Transportaufträge CO2 kompensieren können, auch wenn der beauftragte Spediteur das selbst nicht anbietet.
Lasse Landt: Und ähnlich wie beim Online-Payment bieten wir diesen Service auch in unserer Whitelabel-Lösung an, da das Thema Nachhaltigkeit natürlich auch für unsere Speditionskunden eine immer größere Rolle spielt. So hat das ganze einen Multiplikatoreffekt.

Mit dem Pamyra Transport-Manager für Verlader lancieren Sie demnächst eine weitere Innovation. Worum geht es da genau?
Lasse Landt: Richtig. Mit dem Transport-Manager gehen wir vor allem auf die Bedürfnisse von Vielversendern ein.
Felix Wiegand: Mit dem Marktplatz pamyra.de haben wir Preistransparenz und Online-Buchung von Transporten in den Markt gebracht. Das funktioniert hervorragend für einzelne Spotmarkt-Transporte. Wenn ich als Verlader jeden Tag mehrere Sendungen habe, dann bekomme ich natürlich über den Transport-Manager als Vielverlader zum einen bessere Preise. Ich wünsche mir zum anderen aber auch mehr Komfort in der Bedienung wie beispielsweise ein Adressbuch für wiederkehrende Adressen und Sendungen, einen einfachen Überblick über gebuchte Transporte und eine Möglichkeit, mir Notizen zu verschiedenen Anbietern zu machen. All das und einiges mehr wird der Transport-Manager bieten.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Jahre aus?
Felix Wiegand: Wenn ich überlege, wie oft und wie drastisch sich Pläne in den letzten sechs Jahren geändert und weiterentwickelt haben, muss ich sagen, die Pläne, die über ein paar Jahre hinausgehen, sind selten mehr als Glaskugelleserei.
Lasse Landt: Was zeitnah kommen, wird ist auf jeden Fall die Ausweitung des Service auf ganz Europa. Ansonsten werden wir uns mit unseren Partnern und Kunden weiter pragmatisch und partnerschaftlich daran machen, die Transportlogistik für alle Seiten zu vereinfachen und in der Abwicklung noch effizienter zu gestalten.

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