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Christoph Pfeifer: Saudi-Arabien ist ein sehr dynamischer Markt

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“Jetzt ist der Zeitpunkt hier zu sein, denn jetzt werden die Entscheidungen getroffen oder die Weichen gestellt.“ - Christoph Pfeifer, MA, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Riad

Im Nahen Osten ist vieles im Entstehen. Aufsehenerregende Projekte und Visionen wurden ausgerufen, die mit Superlativen kaum zu beschreiben sind. Es ist eine Transformation, die einerseits die Infrastruktur betrifft, aber auch die Gesellschaft grundlegend verändert. Österreichische und internationale Unternehmen, die die Chance ergreifen wollen, den disruptiven Entwicklungsschub auf der arabischen Halbinsel mitzugestalten, müssen jetzt aktiv werden. Christoph Pfeifer, MA, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Riad, erklärt wie das gelingen kann.

Unter dem Motto „Connecting Minds. Creating Future“ ist die Welt noch bis 31. März 2022 zu Gast in Dubai, der Stadt mit den weltweit meisten Wolkenkratzern, allen voran dem Burj Khalifa. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind das erste arabische Gastgeberland einer Weltausstellung. Dort hat man bereits früh erkannt, dass die Erdölvorkommen im Land nicht die Basis für eine Zukunft in Wohlstand sind, und läutete eine Ära wirtschaftlicher und sozialer Umstrukturierung ein. Der österreichische Beitrag zur Expo verbindet Mensch, Technologie und Umwelt. „Austria makes sense“ meint sowohl den Sinn als auch die angesprochenen Sinne. Waren es zuletzt 2015 in Mailand Tausende Pflanzen und Bäume, die gute Luft und Raum zum Atmen schaffen sollten, so sind es in diesem Jahr arabische Windtürme, die die Funktion haben zu kühlen. Wirtschaftsministerin Dr. Margarete Schramböck sieht in der Expo einen Impulsgeber für neue Möglichkeiten in den Wachstumsmärkten der Zukunft.

Schöne neue Zukunft

Die Länder der Arabischen Halbinsel – Saudia-Arabien gleichermaßen wie Jordanien, Kuwait, Bahrain, Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate – sind immer noch sehr stark von ihren Ölvorkommen abhängig. Dass alternative Energiequellen die Zukunft sind haben sie allesamt längst erkannt. Im Rahmen der Vision 2030 hat beispielsweise Saudi-Arabien zahlreiche Projekte (siehe Kasten) ins Leben gerufen, die einerseits, die Region fortschrittlicher und grüner und für den Besuchertourismus attraktiver machen soll. Nachhaltigkeit, Technologischer Vorsprung und Lebensqualität steht in großen Lettern über der Idee von einer grüneren Zukunft auf der arabischen Halbinsel. Die disruptiven, visionären Ambitionen der Königshäuser zwischen dem roten Meer, dem Arabischen Meer und dem Persischen Golf eröffnen auch für ausländischen Unternehmen in Nicht-Ölsektoren die Türe in den Markt – unbürokratischer als früher. Allerdings verfolgt man konsequenter denn je das Ziel im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit einen überwiegenden Teil des Arbeitsmarktes mit einheimischen Arbeitskräften zu besetzen. Ein Bestreben, das es bereits seit den 1980er-Jahren gibt. In Saudi-Arabien ist diese sogenannte Saudisierung essentieller Bestandteil der Vision2030. Aber man kenn diese Arbeitsmarkt-Maßnahme auch in den Nachbarländern, aber eben z.B. als Emiratisierung, Katarisierung und Omanisierung. Verändern sich mit der Infrastruktur und dem Wirtschaftsleben auch die Menschen? Eine Antwort darauf formuliert Christoph Pfeifer, MA, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Riad, im Interview mit Gudrun Lunacek.

MM: Wie passt dieser technologische Fortschritt zum traditionellen Bild, das viele von der arabischen Gesellschaft haben?

Christoph Pfeifer, MA: Was hier passiert ist eine Transformation der ganzen Gesellschaft. Die Realität sieht mittlerweile ganz anders aus als das Bild, das wir von der arabischen Welt haben oder hatten. In Shopping-Malls begegnet man in Foodcourts sowohl Männern als auch Frauen, ob verheiratet oder nicht. Es wird Musik gespielt und Kinos besucht – das sind Dinge, die vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wären und mittlerweile zur sozialen Normalität geworden sind. Aber es ist ein Prozess, der dauert.

MM: Welche Chancen sehen Sie für österreichische Unternehmen in diesem Prozess?

Christoph Pfeifer: Geschäftschancen für österreichische Firmen ergeben sich vor allem in den klassischen Infrastruktur-Bereichen wie Wasser, Energie und Umwelttechnik aber auch bei den neuen Mega-Projekten. Beim Aufbau neuer Städte entstehen neue Spitäler, Flughäfen und Universitäten, für die Lieferanten und Partner gebraucht werden. Auch wenn Saudi-Arabien bisher für seine Öl- und Gasvorkommen bekannt war, bewegt sich die Region stark Richtung erneuerbarer Energien wie Solarenergie und grünem Wasserstoff.

MM: Eines dieser Megaprojekte ist Neom. Wie schreitet es voran?

Christoph Pfeifer: Das ist ein Projekt, das sich nicht über ein Jahrzehnt streckt, sondern vielmehr eine ganze Generation. Es entstehen mehrere Städte und mit Neom entsteht eine richtige Megastadt, mit einem mehrschichtigen Tunnelsystem unter der Stadt. Der Gedanke der Smart City wird weitergedacht und Zukunftsvisionen wie beispielsweise Flugtaxis realisiert. Man denkt voraus in eine andere, vernetzte Zeit. Südwestlich von Riad arbeitet man an einem Entertainmentprojekt, wo eine Formel1- Rennstrecke entsteht. Die zentrale Idee bei diesen Bemühungen ist immer Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.

MM: Was ist Ihre Empfehlung für Unternehmen?

Christoph Pfeifer: Die Araber legen großen Wert auf Handschlagqualität. Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Jemanden in der Region zu haben, der auch die Sprache spricht kann einen großen Unterschied machen. In zehn Jahren ist der Kuchen schon verteilt und die Chancen wieder kleiner. Jetzt ist der Zeitpunkt hier zu sein, denn jetzt werden die Entscheidungen getroffen oder die Weichen gestellt. Als Unternehmen muss man aber auch einen langen Zeithorizont einplanen, man braucht einen langen Atem und muss schon ein paar Jahre einplanen, die man durchfinanzieren muss.

MM: Welche Unterstützung erhalten Unternehmen, um Kontakte im Markt zu knüpfen?

Christoph Pfeifer: Saudi-Arabien ist generell ein sehr dynamischer Markt, eine dynamische Zeit mit großen Chancen. Der rechtliche und steuerliche Bereich ist im Fluss, mit umfangreichen Neuerungen und Anpassungen an internationale Standards. Österreichische Unternehmen, die sich für Saudi-Arabien interessieren, beraten und coachen wir, recherchieren Kontaktdaten für potenzielle Geschäftspartner. Wir organisieren Wirtschaftsmissionen nach Saudi-Arabien, als erste Sondierungsreise um erste Kontakte zu knüpfen. Außerdem haben wir ein exzellentes Netzwerk an Steuerberatern und Rechtsanwälten für einen guten Start in den Markt.

MM: Haben Sie einen Tipp für Unternehmen?

Christoph Pfeifer: Ich empfehle hierher zu kommen und es sich anzuschauen. Wir organisieren Wirtschaftsmissionen in Gruppen, freuen uns aber auch, wenn Unternehmen mit uns direkt in Kontakt treten für eine individuelle, maßgeschneiderte Wirtschaftsmission. Man erkennt, ob und welches Potenzial es gibt, welche Marktchancen für den eigenen Betrieb bestehen. Das wäre mein Tipp.

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