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Geregelte IT-Verhältnisse mit der DIN EN 50600

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Christian Schupfer, Geschäftsführer Seccon IT-Sicherheitstechnik GmbH, weiß: Wer ein Rechenzentrum zukunftssicher planen, betreiben und erweitern möchte, hat mit der DIN EN 50600 einen guten Leitfaden dafür.

Wer ein Rechenzentrum zukunftssicher planen, betreiben und erweitern möchte, hat mit der DIN EN 50600 einen Leitfaden durch den Dschungel der europäischen Vorgaben zur physikalischen Sicherheit sowie zur Versorgungssicherheit. Ein Gastkommentar von Christian Schupfer.

Egal wohin man schaut, es geht um die Digitalisierung. Gleich ob kleines oder großes Unternehmen, öffentliche Institution oder staatliche Verwaltung – ohne IT geht es nicht mehr. Dass Daten unternehmensrelevant sind, ist mittlerweile allen klar. Und dass Daten geschützt werden müssen ebenfalls. Ob man das in einer Cloud oder in einem eigenen Rechenzentrum machen soll, ist eine Frage, die jeder nur nach seinen jeweiligen Anforderungen beantworten kann. Die großen Unternehmen betreiben meist ihr eigenes Rechenzentrum und lagern vorwiegend Dienste wie z.B. Backup- oder Exchange in die Cloud aus. Kleinere Unternehmen gehen eher zu einem externen Anbieter, um die eigenen Ressourcen zu schonen.

Wenn es allerdings um die Planung eines eigenen Rechenzentrums geht, stehen Verantwortliche vor zahlreichen Fragen. Entsprechen die vorhandenen räumlichen Möglichkeiten den Anforderungen für einen sicheren Betrieb? Sind nötige Erweiterungen in Zukunft einfach umsetzbar? Genügen Stromversorgung, Klimatisierung und Sicherheitsvorkehrungen den Anforderungen und Vorschriften? Besonders die Ansprüche an die Sicherheit, Verfügbarkeit sowie die Größe der Rechenzentren hat sich in den letzten Jahren verändert. Bei den IT-Verantwortlichen ist auch das entsprechende Bewusstsein vorhanden. Aber wer kann beurteilen, ob die Gebäudestruktur, die Stromversorgung und Umgebungsbedingungen, Verkabelung und Sicherheitssysteme aufeinander abgestimmt sind und einem neuen Rechenzentrum nichts im Weg steht?

Europäisches Regelwerk.

Um ein Rechenzentrum entsprechend den eigenen Wünschen und Anforderungen zu bauen, sowie gesetzlichen Vorschriften gerecht zu werden, mussten sich Errichter und Betreiber bislang mit verschiedenen Richtlinien behelfen. Eine Norm für die Gesamtbetrachtung von Rechenzentrums-Infrastrukturen fehlte die längste Zeit. Es gab zwar Planungsleitfäden und Unternehmensstandards, diverse Normen zum Stand der Technik in einzelnen Gewerken und Bereichen. Da diese nicht einheitlich waren, waren sie auch nicht vergleichbar. Damit wurde die Notwendigkeit ein einheitliches europäisches Regelwerk zu schaffen sehr deutlich. Mit der Errichtung der DIN EN 50600 hat die europäische Normungsgesellschaft Cenelec diesen Zustand beendet.
Seit 2016 bietet die EN 50600 die notwendige Unterstützung für die Betreiber von Rechenzentren oder Cloud-Infrastrukturen sowie für deren Kunden. Diese können ihre IT-Infrastrukturen mittels diesem europäischem Leitfaden zukunftssicher planen, betreiben und erweitern. Mit der EN 50600 gibt es einheitliche europäische Vorgaben zur physikalischen Sicherheit sowie zur Versorgungssicherheit im Rechenzentrum. Sie ist in die vier Bereiche Allgemeines Konzept, physische Aspekte von baulichen Fragen des Gebäudes bis hin zu Energie-, Verkabelungs- und Sicherheitsaspekten, Management und Effizienzaspekte wie KPIs, Energieverbrauch und erneuerbare Energien unterteilt. Darin enthalten sich auch Angaben für die Planung der Baukonstruktion, Elektroversorgung, Klimatisierung, Verkabelung sowie die Sicherheitssysteme und sie beschreibt auch die Anforderungen für den Betrieb.

Allerdings ist die Norm rechtlich nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung. Der TÜV übernimmt anschließend die Zertifizierung, die vor allem für Unternehmen wichtig ist, die als Zulieferer etwa in der Automobilindustrie gelistet werden wollen.

Der Autor:
Christian Schupfer ist Geschäftsführer Seccon IT-Sicherheitstechnik GmbH. Das Unternehmen übernimmt den kompletten Rechenzentrumsbau und die Planung von EDV-Infrastrukturen von der Konzepterstellung, über die Detailplanung bis zur Realisierung von Rechenzentren und Serverräumen nach DIN EN 50600.

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