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7 ERP-Erfolgshebel | So machen Mittelständler jetzt ihr ERP-System zukunftsfit

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Von wegen Business as usual! Kaum ein Unternehmen geht davon aus, nach der Pandemie dort anzuknüpfen, wo es im Frühjahr 2020 stand. Einer der Gründe: Im vergangenen Jahr hat sich die Digitalisierung deutlich beschleunigt. Höchste Zeit, auch das ERP-System auf die neue Normalität zu trimmen, findet Gunnar Schug, CTO des Softwareherstellers proALPHA.

Selbst die eingefleischtesten Traditionalisten kamen im Corona-Jahr 2020 nicht um Homeoffice und Videokonferenzen herum. „Was die Digitalisierung angeht, ist das aber nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs“, bekräftigt Gunnar Schug, CTO beim Softwarehersteller proALPHA. Es sei auf breiter Front noch viel zu tun – nicht zuletzt rund um die ERP-Systeme. Er rät: Um auch in fünf Jahren noch erfolgreich zu sein, sollten sich Unternehmen 2021 sieben zentralen Digitalthemen widmen:

1. Lieferketten krisenfest machen

Egal, ob mit geringer oder hoher Fertigungstiefe: Jedes Unternehmen ist auf stabile und rechtskonforme Lieferketten angewiesen. Für die Auswahl geeigneter Lieferanten zählen neben der Lieferfähigkeit und den Konditionen inzwischen auch Compliance und Nachhaltigkeitsaspekte. Ebenso wichtig ist eine entsprechend lückenlose Nachverfolgbarkeit von Chargen- und Seriennummern. Damit ein Unternehmen im Fall von Problemen schnell mit einem gezielten Rückruf reagieren kann. Um den Umstieg in die neue Ära zu schaffen, stehen grundsätzlich zwei Wege offen: Beim Greenfield-Ansatz werden einfach Maschinen der neuesten Generation angeschafft, was für viele Unternehmen jedoch wirtschaftlich nicht vertretbar ist.

2. Fachkräfte anziehen

Der demografische Wandel lässt den Mittelstand ebenso um junge Talente kämpfen wie um erfahrene Fachkräfte. Zur Attraktivität eines Arbeitsplatzes gehört dabei ein ansprechendes Arbeitsumfeld, inklusive zeitgemäßer Software mit moderner Benutzeroberfläche. Laut einer Trovarit-Studie ist die Usability eines der Top drei ERP-Themen für 2021: 45 Prozent der Teilnehmer sehen darin einen wichtigen Trend. Fast ebenso wichtig, nämlich auf Platz vier, beurteilen die Unternehmen den Einsatz mobiler Apps und Endgeräte – sowohl im Außendienst von Service und Vertrieb als auch in der Produktion.

3. Mobilitätsstrategie aufbauen

Der Ausbau der 5G-Netze eröffnet Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, davon ist eine breite Mehrheit von ihnen überzeugt. Mittelständler, die sich anhand von Use Cases Ideen für den eigenen Betrieb holen wollen, können sich zum Beispiel vom 2020 aufgelegten Leitfaden des VDMA anregen lassen. Dieser beschreibt eine ganze Reihe an 5G-Szenarien, von der Ortung in der Intralogistik bis hin zu Predictive Maintenance.

4. Abläufe automatisieren

Geht doch – irgendwie: Diese Antwort mag 2019/2020 noch ausreichend gewesen sein. Langfristig aber nagen ineffiziente Prozesse an der Produktivität und damit an der Wettbewerbsstärke. Das ist der Hälfte der von teknowlogy | PAC im Auftrag von proALPHA befragten Unternehmen durchaus bewusst. Wo aber anfangen? Welche Prozesse lohnt es anzugehen? Und wie lässt sich die Effizienz steigern? Antworten finden immer mehr Betriebe im Process Mining und der Nutzung von Robot Process Automation (RPA).

5. Türen öffnen für KI

Jedes zweite Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ist inzwischen überzeugt: KI ist einer der Schlüssel für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Inzwischen können Unternehmen ganz pragmatisch mit fertigen KI-Lösungen erste Erfahrungen sammeln – zum Beispiel mit KI-gestütztem Wissensmanagement im Service.

6. Datenqualität ernst nehmen

Eine breite Mehrheit der mittelständischen Unternehmen in Deutschland glaubt: Wer kontinuierlich an der Qualität seiner Daten arbeitet, steigert die Effizienz seiner Prozesse. Soweit die Ergebnisse der PAC-Studie. Entscheidend ist jedoch nicht die Überzeugung, sondern die Umsetzung. Es sei höchste Zeit hier aktiv zu werden, mahnt ERP-Experte Schug. Nicht zuletzt, weil der Erfolg des Industrial Internet of Things oder von KI-Projekten maßgeblich von der Qualität der Daten abhängt.

7. Optionen der Plattformökonomie ausloten

Über die Hälfte der Unternehmen entwickelt oder plant aktuell neue Produkte und Dienstleistungen, so eine Studie des Bitkom vom Mai 2020. Und sie setzen dabei mehrheitlich auf Plattformen: 88 Prozent kreieren digitale Plattformen neu, entwickeln sie weiter oder beteiligen sich daran. Andere arbeiten an zusätzlichen Geschäftsmodellen, etwa der Vermietung ihrer Produkte und anderen Dienstleistungen. Moderne ERP-Systeme müssen und können diese Transformation unterstützen und abbilden.

Corona befeuert die Digitalisierung weltweit – das zeigen diverse Studien aus dem vergangenen Jahr. Für Gunnar Schug ein Weckruf an den deutschen Mittelstand: „Wer heute gut gefüllte Auftragsbücher hat, neigt aus Zeitmangel dazu, die digitale Transformation schleifen zu lassen. Die Betriebe laufen dadurch Gefahr, schleichend, aber nachhaltig ins Hintertreffen zu geraten. Für sie ist es höchste Zeit, die Digitalisierung der Prozesse und die Modernisierung ihres ERP-Systems in die Hand zu nehmen.“

Sieben Strategien für die Digitalisierung hat proALPHA in einem Whitepaper zusammengefasst. Es steht hier zum kostenfreien Download zur Verfügung.

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