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Gebäudeautomation | „Es benötigt klare Definitionen“

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Im Bereich BIM ist Eplan soweit, dass die Eplan-Plattform mit dem BIM-Modell korrespondieren kann. Daten können in einem BIM-Projekt verwertet werden. Foto von SevenStorm JUHASZIMRUS von Pexels

Digitalisierung in der Gebäudeautomation ist Thema dieser Tage. Das Potenzial ist hoch, doch bedarf es smarter Lösungen. In einem Interview mit Ing. Martin Berger, Geschäftsführer Eplan Österreich, geht es darum, wo Eplan-Lösungen ihren Platz in der Gebäudeautomation haben und welches immense Potenzial in ihnen steckt.

von Stephanie Englert

MM: Vor etwa zwei Jahren wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und der Geschäftsstelle Bau gemeinsam eine Studie zum Thema „Potenziale der Digitalisierung im Bauwesen“ in Auftrag gegeben die besagte, dass die Bauwirtschaft noch zu den am Wenigsten von der Digitalisierung erfassten Wirtschaftszweigen in Europa gehörte. Stimmen Sie dem zu?

„Gerade in der Gebäudetechnik steigt der IoT-Einfluss immens.“ – Ing. Martin Berger, Geschäftsführer Eplan Österreich

Ing. Martin Berger: Unsere Erfahrungen und Informationen aus dem Markt bestätigen das zum Teil. Es hängt aber immer von den einzelnen Gewerken ab, so pauschal würde ich das daher nicht sagen. Aber es stimmt, es ist noch deutlich Luft nach oben. Das Thema Digitalisierung hat aber auch viele Facetten und man muss schon klar definieren, mit wem man worüber spricht und was erreicht werden soll.

MM: So wurden, um auch zukünftig nicht den digitalen Anschluss zu verlieren, einige Bestrebungen in Kraft gesetzt, um das Thema „BIM in der Bauwirtschaft“ stärker zu etablieren. Spüren Sie in Folge ein verstärktes Interesse von Unternehmensseite her in Bezug auf Eplan-Lösungen?

Berger: Betreffend BIM ist Eplan mit seiner Eplan-Plattform soweit, dass wir mit dem BIM-Modell korrespondieren und relevante Informationen austauschen. Meiner Meinung nach ist aber das Interesse am Thema BIM noch eher unterrepräsentiert. Vielleicht sollte man auch noch mehr Aufklärungsarbeit leisten, um Unsicherheiten und Unklarheiten zu beseitigen.

MM: Und inwiefern lassen sich Eplan-Lösungen in einen „BIM-Prozess“ integrieren?

Berger: In unserer Eplan-Plattform finden wir sehr viele Daten, die entweder aus anderen Systemen zum Engineering zur Verfügung gestellt werden oder die unsere Produkte automatisch erzeugen. Diese Daten können nun in einem BIM-Projekt entsprechend verwertet werden. Zusätzlich steht auch der Digitale Zwilling mit seinen grafischen und technischen Details zur Verfügung.

MM: Demnach spielt der „Digitale Zwilling“ eine Rolle?

Berger: Ja, denn BIM ist ja eigentlich auch schon ein großer Digitaler Zwilling eines Gebäudes, der von vielen anderen Digitalen Zwilling-Informationen zusammengestellt wird. Und die Vorteile liegen dann auf der Hand: Denn jede Veränderung, der Service und die Fehlerbehebung im Gebäude kann optimal über diese Informationen erledigt werden, da sie ja über alle relevanten Gewerke durchgängig sind.

MM: Das klingt sehr interessant. Somit bringt die softwarebasierte Vernetzung aller Phasen im Bereich der Gebäudeplanung augenscheinlich Vorteile mit sich. Aber: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um hier in puncto Digitalisierung auch wirklich erfolgreich agieren zu können?

Berger: Schwerpunkte, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben und um eine softwarebasierte Vernetzung aller Phasen zu realisieren sind Standards und professionelle Stammdaten – z.B. Gerätedaten von Herstellern und Lieferanten in der jeweiligen Branche. Was in der Industrie schon auf sehr gutem Niveau funktioniert ist in der Gebäudetechnik noch sehr stark ausbaufähig. Es gibt viele verfügbare Daten von Lieferanten, jedoch in sehr unterschiedlicher Qualität. Hier ist sicherlich noch ein großer Schritt notwendig um BIM-tauglich zu sein. Bei internationalen Projekten ist auch das Thema Normen und Standards sehr wichtig. Auch hier gibt es in der BIMMethodik noch Luft nach oben. Wesentlich ist auch die generelle Definition, was denn wie unter BIM verfügbar und notwendig sein soll. Nicht alles was an „SMART Data“ zur Verfügung steht macht im Zusammenhang mit dem Betrieb von Gebäuden immer Sinn. Daher benötigt es klare Definitionen von Daten, Standards und Schnittstellen.

MM: Noch einmal nachgefragt: BIM und Cloud – gehört das zusammen?

Berger: Natürlich. Nicht zwingend, aber es unterstützt das Thema BIM und macht es flexibler. Cloud-Applikationen machen dann Sinn, wenn mehrere Projektbeteiligte zusammenarbeiten und immer den aktuellen Projektstand verfügbar haben sollen. Auch im Bereich Maintenance überwiegen klar die Vorteile zentral verfügbarer Daten und Informationen.

MM: Und auch das Thema IoT spielt ja eine immer entscheidendere Rolle. Wie hoch ist hier das Potenzial und welchen Einfluss hat IoT auf die Gebäudeautomation?

Berger: Gerade in der Gebäudetechnik steigt der IoT-Einfluss immens. Das bietet viele Potenziale in sich. Ob das dann immer direkt z.B. mit einem Eplan-Produkt zu tun hat oder die Verbindung über ein benachbartes Produkt – wie etwa eine Steuerungssoftware passiert – sei dahingestellt. Wichtig ist, dass die Komponentenbeschreibungen und deren Kommunikation standardisiert sind und Datensysteme, die die Informationen verwalten, zusammenarbeiten.

MM: Mit welchen Entwicklungen und Neuigkeiten vom Eplan-Angebot her können Anwender denn demnächst rechnen?

Berger: Die Eplan-Plattform hat erst vor Kurzem eine neue Version gelauncht. Darin finden sich wieder zahlreiche Neuerungen, die das tägliche Engineering wieder deutlich einfacher machen und im internen Workflow Hilfestellung geben. Auch in unserer Cloud-Plattform ePulse finden Anwender neben dem neuen Data-Portal auch unseren neuen Viewer eView für die kostenlose Anwendung mit erweiterter Redlining- Funktion sowie eBuild free, um Schaltpläne automatisiert auf Basis vorbereiteter Schaltungen zu erzeugen. Darüber hinaus kann mit eBuild in der Vollversion auch individuell der eigene interne Standard zur Generierung von Stromlaufplänen verwendet werden.

MM: Abschließend eine allgemeine Frage: Es heißt, dass durch die Covid-19-Umstände ein so genannter Push-Effekt in puncto Digitalisierung stattfand bzw. noch immer stattfindet. Andererseits nimmt das Homeoffice von Mitarbeitern zu und der Bedarf an Bürogebäuden schwindet – nach derzeitigem Stand. Es stellt sich also die Frage, ob diese Entwicklungen einen Einfluss auf die Eplan-Lösungsangebote und deren Nachfrage und Entwicklungen haben werden oder eher nicht? Wie ordnen Sie dies ein?

Berger: Wir haben im Frühjahr den Effekt gesehen, dass sich zahlreiche Unternehmen in der doch sehr sensiblen Phase für den Umstieg von einem Wettbewerbssystem auf die Eplan-Plattform entschieden haben. Neben den technischen Vorteilen hat das sicherlich auch mit einer Investitionssicherheit in Zukunft zu tun und dass die Eplan-Plattform das durchgängige Engineering, also die interne Digitalisierung im
Unternehmensworkflow, unterstützt.

Hier beweist sich einfach unsere konsequente Arbeit an den Produkten sowie die professionelle Ausbildung für Produkte und auch Methoden im Engineering. Diesen Effekt sehen wir auch jetzt im Herbst, wo es ebenfalls darum geht, unseren Anwendern jene Unterstützung zu bieten, die sie vielleicht woanders nicht in dieser Qualität bekommen. Wir haben beispielsweise sämtliche Termine für Präsenztrainings und Beratungsleistungen auch online verfügbar, so dass jeder Kunde selbst wählen kann, wie er am liebsten betreut werden soll.

Das ist ein Artikel aus der Ausgabe 12/2020 des MM MaschinenMarkt. Lesen Sie hier mehr – ePaper online.

 

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