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Gaia-X als Gegenpol zu internationalen Standards

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Auf dem Digitalgipfel 2019 Ende Oktober in Dortmund eröffnete das Bundeswirtschaftsministerium das europäische Digital-Großprojekt zur Stärkung der Industrie im internationalen Wettbewerb. Gaia-X ist ein Projekt zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen sowie vertrauenswürdigen europäischen Dateninfrastruktur.

Das Kippen des Privacy Shields durch den europäischen Gerichtshof zeigt einmal mehr, in welcher unsicheren Rechtslage sich der internationale Datentransfer mit den USA befindet, denn dieses Land hat eine ganz eigene Vorgehensweise hinsichtlich Datenschutz, die nicht unbedingt mit den europäischen Standards im Einklang stehen. Als Gegenpol sieht sich Gaia-X als realistisches Projekt zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa.

„Diese Entscheidung ist auch ein Signal an die heimische Wirtschaft, sich über die eigenen firmenrelevanten Daten intensiv Gedanken zu machen. Für produzierende Unternehmen in Österreich ist die Frage der Datensicherheit und Datensouveränität überlebenswichtig geworden – in erster Linie hängt davon nämlich ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und letztlich euch ihre Existenz ab“, betonte vor einiger Zeit Andreas Hajek, führender Experte für IT-Infrastruktur bei dem Schaltschrank- und IT-Infrastrukturspezialisten Rittal GmbH, die Entscheidung. „Damit sollten auch die letzten Zweifler erkannt haben, dass der strenge europäische Datenschutz eine Errungenschaft ist, die es gilt, nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Umso wichtiger ist es daher, an einer effizienten und zukunftsträchtigen europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur zu arbeiten – die Initiativen wie Ö-Cloud in Österreich oder Gaia-X in Deutschland gehen in die richtige Richtung“, erklärt Hajek weiter.

Gemeinsam voran.

Andreas Hajek, IT-Infrastrukturexperte bei Rittal Österreich „Es ist wichtig, an einer effizienten und zukunftsträchtigen europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur zu arbeiten, etwa Gaia-X.“
Andreas Hajek, IT-Infrastrukturexperte bei Rittal Österreich „Es ist wichtig, an einer effizienten und zukunftsträchtigen europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur zu arbeiten, etwa Gaia-X.“

Und er ergänzt: „Zum einen arbeiten wir hier intensiv mit unserer Schwesterfirma aus der Friedhelm-Loh-Gruppe, German Edge Cloud, zusammen, welche ein Gründungsmitglied der GAIA-X Initiative in Deutschland ist, und zum anderen ist unsere eigene, auf Industrie 4.0-basierende, vollautomatisierte Fabrik im deutschen Haiger ein funktionierender Gaia-X Showcase.“ Denn Datenschutz und Datensouveränität sind laut Rittal als Produktionsunternehmen und Weltmarktführer unerlässlich. Der Showcase zeigt, das übergreifende Wertschöpfung aus einem innovations- und technologiegetriebenen Ecosystem von Zulieferern, Logistik, Integratoren bis hin zum Kunden und Sicherheit für alle Beteiligten keine sich ausschließenden Themen sind. „Rittal und die German Edge Cloud sind hier Top-Innovatoren in Europa“, führt Hajek fort.

Gaia-X klingt mystisch…

…ist es aber nicht – im Gegenteil. Gaia-X ist ein sehr realistisches Projekt zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa, das von Vertretern der deutschen Bundesregierung, Wirtschaft und Wissenschaft getragen wird. Der Name des Projektes leitet sich den Angaben zufolge zwar von einer der ersten aus dem Chaos entstandenen griechischen Gottheiten „Gaia“ ab, die in der Mythologie als personifizierte Erde für die Gebärerin steht. Der breiten Öffentlichkeit wurde das Projekt beim Digital-Gipfel 2019 in Dortmund vorgestellt – und das sehr realistisch und greifbar.

Die Gaia-X-Initiative gab zudem kürzlich bekannt, dass sie ihrem Ziel der Entwicklung einer vertrauenswürdigen, souveränen digitalen Infrastruktur für Europa einen Schritt näher gekommen ist: Die 22 Gründungsmitglieder unterzeichneten offiziell die Gründungsurkunden für die Gaia-X AISBL (association internationale sans but lucratif nach belgischem Recht), einer gemeinnützigen Vereinigung, die das Projekt auf die nächste Stufe heben wird.

Die Vereinigung soll die Finanzierung und das Engagement der Mitglieder sicherstellen, um die Vision der Initiative für Europa zu verwirklichen. „Wir sind äußerst motiviert, den Herausforderungen der europäischen digitalen Wirtschaft zu begegnen“, sagte hierzu erklärend Servane Augier, Chief Operating Officer bei 3DS Outscale. „Mit Gaia-X bauen wir gemeinsam eine souveräne und verlässliche digitale Infrastruktur und ein Ökosystem für Innovationen in Europa auf. Auf diese Weise stärken wir die digitale Souveränität von Unternehmen, in Forschung und Bildung, von Regierungen und der Gesellschaft als Ganzes.

Die Gründungsmitglieder der Gaia-X AISBL laden nationale und multinationale, europäische und außereuropäische Unternehmen sowie Partner aus Wissenschaft und Politik ein, die europäische Standards und Werte teilen, indem zur aktiven Teilnahme und Mitgliedschaft aufgefordert wird. Die Mitglieder der Vereinigung sind der Motor für Fortschritt und Innovation. Sie arbeiten eng zusammen, um Standards sowohl aus Anbieter-als auch aus Anwenderperspektive zu definieren sowie Prototypen und Lösungen zu entwickeln.

Finale Züge.

Noch ist der Gründungsprozess formell nicht ganz abgeschlossen. Die nächsten Schritte sind die Hauptgeschäftsstelle in Brüssel einzurichten und wichtige Organisationsstrukturen aufzubauen. Außerdem plant die Vereinigung einen Gaia-X Summit für Mitte November 2020. Die Gaia-X-Gründungsmitglieder streben eine Kultur des Vertrauens, des Wissensaustauschs und der Transparenz an. Gaia-X wird mit wachsender Mitgliederzahl einen zunehmenden Einfluss auf Innovation und die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von technischen Lösungen und Standards für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in ganz Europa ausüben.

Aus dem Bereich der Automobilwirtschaft hat sich die BMW Group wie folgt zu dem Projekt geäußert: „Die BMW Group sieht die Zukunft von automobiler Software in der Cloud – ob wegweisende IT-Lösungen für die Entwicklung und Produktion von Premiumfahrzeugen, neue digitale Services für unsere Kunden oder innovative Funktionen im Auto“, so Marco Görgmaier, Leiter DevOps-Plattform and Cloud Technologies der BMW Group.

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