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Messe JA – aber wie?

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Anja Schneider, Messe München

In Zeiten, in denen das Covid-19-Virus auch Einfluss auf das Messegeschehen hat, stellen sich nicht nur die Messeveranstalter selber die Frage, ob die Durchführung einer Messe „verantwortet“ werden kann. Auch Aussteller und Arbeitgeber müssen lernen, mit neuen Umständen umzugehen. Im Interview mit dem MaschinenMarkt Österreich gibt Anja Schneider, Projektleiterin automatica der Messe München, Hoffnung auf eine erfolgsversprechende Durchführung im Dezember.

Interview aus Ausgabe 9/2020 MM MaschinenMarkt – Hier können Sie die gesamte Ausgabe als ePaper lesen.

MM: Covid19-geschuldet wurde die Messe automatica heuer auf den Dezember verlegt. Halten Sie nach wie vor an diesem Termin fest?

Anja Schneider: Ja, wir halten definitiv an diesem Termin (Anm.: 8.-11. Dezember 2020) fest. Seit September können in Bayern wieder Messen stattfinden. Um diese auch in Zeiten von Corona sicher und erfolgreich für alle Beteiligten durchzuführen, haben wir bei der Messe München gemeinsam mit weiteren bayerischen Messegesellschaften ein Schutz- und Hygienekonzept erarbeitet. Es wurde auch von der bayerischen Staatsregierung verabschiedet. Im Wesentlichen geht es um drei grundsätzliche Themen, die auch im Alltag allgegenwärtig sind: Abstand halten, Hygiene sowie die Rückverfolgbarkeit aller Beteiligten. Damit haben wir einen praktikablen Rahmen geschaffen, der in Absprache mit den Behörden jederzeit an aktuelle Entwicklungen angepasst werden kann.

MM: Wie ist die Resonanz seitens der Aussteller zu dem neuen Messe- beziehungsweise Hygienekonzept, dass die Veranstaltungen der Zukunft wahrscheinlich für die nächsten
Jahre prägen wird?

Schneider: Der Tenor der Branche ist positiv: Die Community steht hinter der Messe und trägt die Termin-Verschiebung sowie die Durchführung der Veranstaltung im Dezember mit. Gerade in Zeiten wie diesen wird deutlich, wie wichtig die Pflege der menschlichen Beziehungen ist, um erfolgreiches Business zu betreiben. Besonders in einem Feld wie der Robotik und Automation – mit erklärungsbedürftigen und langlebigen Produkten – sind menschliche Begegnungen für tiefergehende Gespräche, Analysen und letztlich Business-Entscheidungen notwendig. So spiegeln es uns auch unsere Aussteller und Partner wider.

MM: Auch aufgrund neuer digitaler Messekonzepte – spüren Sie eine Veränderung der Messelandschaft, im positiven Sinne?

Schneider: Die Corona-Pandemie ist in vielen Bereichen ein Turbobeschleuniger für die Digitalisierung. Auch der Charakter von Messen wird sich verändern. Bei der Messe München
entwickeln wir derzeit verschiedene neue digitale Veranstaltungsformate und schaffen hybride Konzepte mit digitalen Ergänzungen zu bestehenden Formaten. In diesem Zuge haben wir auch das virtuelle Format „Let’s talk by automatica“ ins Leben gerufen: Die regelmäßigen interaktiven Online-Events bieten zusätzlichen Wissenstransfer und Austauschmöglichkeiten in der Zeit zwischen den Messen. Solche digitalen Angebote nehmen in unserem Portfolio eine immer wichtigere Rolle ein und bieten unseren Kunden zusätzlichen Nutzen. Der persönliche Live-Kontakt bleibt, wie angesprochen, trotzdem unersetzlich.

MM: Was ist neu bei der automatica 2020?

Schneider: Neben den Ausstellungsbereichen und bewährten Expertenforen, internationalen Kongressen, Demo-Shows, dem Servicerobotik-Special oder „hands-on“-Formaten bietet die automatica 2020 gleich drei große Neuheiten:

  1. Gemeinsam mit der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) der Technischen Universität München unter der Leitung von Prof. Haddadin rufen wir mit munich_i,
    eine neue und weltweit einzigartige KI-Plattform, ins Leben: Unter dem Leitmotiv ‚intelligence empowering tomorrow‘ liefert munich_i Antworten auf wirtschaftlich und gesellschaftlich
    dringende Fragen rund um den Einsatz von KI und Robotik in den Feldern Gesundheit, Arbeit und Mobilität. Herzstück von munich_i ist ein äußerst hochkarätig besetzter Hightech Summit
    am 8. Dezember. Weitere Elemente während der gesamten Messelaufzeit sind die Sonderschau AI Society, der Elite-Nachwuchs-Wettbewerb Robothon sowie der „Roboterführerschein“ zur Grundlagenvermittlung. Schirmherr von munich_i ist Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder.
  2. Ebenfalls neu auf der automatica ist die Sensor Show, ein komponentenorientierter Sensorik-Ausstellungsbereich mit Vortragsbühnen und einem begleitenden Kongress. Mit dieser
    Erweiterung des Messeangebots vertiefen wir den bereits etablierten automatica-Schwerpunkt Sensorik, Prüf- und Messtechnik, vervollständigen dadurch die Wertschöpfungskette und erschließen so weitere Besucherzielgruppen.
  3. Um die Produktions- und IT-Welt zusammenzubringen, werden im Rahmen der neuen IIoT Conference klassische automatica-Themen mit ITbezogenen Vorträgen adressiert. Das Ziel ist, eine Brücke zwischen Automationstechnikern und Softwareentwicklern sowie IT-Profis zu schlagen. Das Angebot richtet sich an ein technisches Publikum aus der IT-Branche und besteht aus einem Konferenztag sowie einem halbtägigen Workshop.

MM: Was wäre der Worst Case für die bevorstehende automatica im Dezember?

Schneider: Die Gesundheit unserer Besucher, Aussteller und Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität. Im Moment arbeiten wir mit großer Zuversicht an der Organisation einer für alle Beteiligten sicheren und erfolgreichen Veranstaltung. Tatsächlich gibt es in einer derart ungewöhnlichen Situation auf so einen langen Zeitraum gesehen aber keine hundertprozentige Planungssicherheit. Falls sich die Lage wider Erwarten doch anders entwickelt, werden wir rechtzeitig über alternative Formate informieren. Wir gehen aber nicht von diesem Szenario aus und freuen uns darauf, die Community im Dezember in München zu begrüßen.

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