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Die Sauber(er)macher | Künstliche Intelligenz im Recycling

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Technologie "made in Austria"

Gerade bei der Mülltrennung stößt die menschliche Intelligenz immer wieder an ihre Grenzen. Man kennt folgendes Szenario bei der Mülltrennplattform: überfüllte Glascontainer, Berge von Flaschen, die sich bereits daneben auftürmen. Oder schon viel früher die Frage „In welchen Container gehört das eigentlich?“ Beiden Problemen versucht das Entsorgungsunternehmen Saubermachen nun gemeinsam mit Partnern Herr zu werden. Die Antwort sucht man in der Technologie und zwar mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.

Es sind gleich zwei Projekte, mit denen Saubermacher unsere Mülltonnen und Glascontainer revolutioniert. Wichtig zu betonen ist gleich im Vorfeld: Alle Technologien wurden in Österreich entwickelt und es handelt sich europaweit um eine Pionierleistung. Ein wesentlicher Aspekt bei den Projekten ist der Beitrag zur Erreichung der EU-Kreislaufwirtschaftsziele. Hans Roth, Unternehmensgründer von Saubermacher erläutert dazu: “Die EU-Kreislaufwirtschaftsziele geben vor, dass Österreich insgesamt ca. 500.000 Tonnen mehr Abfälle recyceln muss.“

Projekt 1: „Intelligente Glassammelplattform“

In einem Projekt gemeinsam mit der Austria Glas Recycling GmbH (AGR) und dem Gemeindeverband Horn (GVA) widmet man sich der bedarfsgerechten umwelteffizienten Entleerung der Glascontainer. Im Bezirk Horn werden in einem großflächigen Test mittels Sensoren in den Containern Daten erfasst. Die Informationen wie zB. Behälterfüllstand werden in einer digitalen Plattform mit max. LKW-Nutzlast, Kalenderdaten, etc. vernetzt, um eine dynamische Tourenplanung, also nur dann, wenn der Container voll ist und vor allem bevor er überquillt, zu erreichen. Damit sollen nicht nur überquellenden Behälter der Vergangenheit angehören. Es sollten unnötige Fahrten wegfallen und damit CO2 und Lärm vermieden werden.

Technische Umsetzung mit ANDI

Im Projekt, das bis März 2020 läuft und dessen flächendeckende Ausrollung, aufgrund des erfolgreichen Verlaufs des Vorprojekts, bereits beschlossen wurde, wurden rund 300 Behälter mit ca. 600 Sensoren ausgestattet. Der verwendete Hightech-Sensor namens Andi (Automatisch, Nachhaltig, Digital, Innovativ) wurde in Zusammenarbeit mit dem steirischen Start-up SLOC speziell für diesen Einsatz entwickelt.  ANDI misst mittels Ultraschall und Algorithmen den Füllstand der Behälter und meldet diesen täglich an die Saubermacher-Plattform. Die Antwort auf die Frage nach dem Technologiepartner für die Übertragung der Daten fand man bei Magenta Telekom. Mittels NarrowBand IoT (NB IoT) werden die hohen Anforderungen an die Datenübertragung erfüllt.

Ralf Mittermayr, CEO von Saubermacher zeigt die Sensoren (ANDI), die Daten zu effizienteren Müllentleerung liefern sollen.
Ralf Mittermayr, CEO von Saubermacher zeigt die Sensoren (ANDI), die Daten zu effizienteren Müllentleerung liefern sollen.

NB IoT für die eine zuverlässige Datenübertragung

„NB IoT ist ein schmalbandiges IoT, das flächendeckend in Österreich verfügbar und damit steht einem flächendeckenden Einsatz dieser Technologie nichts im Wege“, erklärt Maria Zesch, COO Business & Digitalization, Magenta Telekom, in einer Pressekonferenz. Ein weiterer Faktor in Bezug auf Verfügbarkeit ist auch die Gebäudedurchdringung, die bei NB IoT gegeben ist, damit ANDI ideal erreichbar ist. Als großes Plus von NB IoT gilt der sehr geringe Stromverbrauch, der eine Akkulaufzeit von fünf bis zehn Jahren ermöglicht. „Wir wollen mit der Digitalisierung schaffen, dass der Umweltschutz einen höheren Stellenwert bekommt. Das haben wir auch für uns als allgemeines Ziel erklärt“, sagt Maria

Projekt 2: Künstliche Intelligenz für Bewusstseinsbildung

Die eingangs gestellt Frage nach der richtigen Tonne beantwortet der Wertstoffscanner, der in diesem Projekt eingesetzt wird, zwar nicht, aber er gibt Feedback über der Mülltrennverhalten. Mit dem Ziel durch die richtige Mülltrennung die Recyclingquoten zu erhöhen, startete der GVA Tulln in dieses Großprojekt. Mit insgesamt rund 180 Haushalten in den Gemeinden Judenau-Baumgarten, Sieghartskirchen und Wolfsgraben im Bezirk Tulln testet Saubermacher die Auswirkungen auf das Mülltrennverhalten.

Wertstoffscanner gibt Bewertung ab

Das Projekt, das noch bis Juni 2020 läuft, misst mit dem Wertstoffscanner die Zusammensetzung des Abfalls. Der Scanner wurde von Saubermacher gemeinsam mit der TU Graz und Joanneum Research entwickelt. Mittels Sensoren und Multispektralkameras erkennt der Scanner zum Beispiel, ob sich Glas oder Kunststoffe im Restmüll befinden. Per SMS erhalten die BürgerInnen eine direkte Rückmeldung über die Trennqualität. Bei Mehrparteienhäusern gelangt diese Information über ein digitales „Schwarzes Brett“, entwickelt von Magenta Telekom, an die BewohnerInnen.

Maria Zesch, COO Business & Digitalization, Magenta Telekom, zeigt demonstriert das "Schwarze Brett", in dem für die Bewohner relevanten Informationen zusammenfließen.
Maria Zesch, COO Business & Digitalization, Magenta Telekom, zeigt demonstriert das „Schwarze Brett“, in dem für die Bewohner relevanten Informationen zusammenfließen.

Wissen ist Macht

Bewusstsein ist der erste Schritt zur richtigen Mülltrennung. Noch immer landen (Quelle: Saubermacher) allein in der Restmülltonne rund 70 Prozent falsche Abfälle. Die Hälfte davon sind Wertstoffe, die folglich nicht mehr recycelt werden können. Hier schließt sich der Kreis zu den eingangs erwähnten EU-Kreislaufwirtschaftszielen. Bei kleineren Pilotprojekten in der Steiermark konnte der Anteil an Fehlwürfen im Restmüll halbiert werden. „Würde man den Wertstoffscanner flächendeckend einsetzen, hätte man die Hälfte dieses Ziels schon erreicht“, sagt Saubermacher-Gründer Hans Roth.


Quelle: Saubermacher

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