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Ohne Kompromisse

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Ineffiziente Prozesse, Unmengen Papier und mehrfach angelegte Lieferanten können den Unternehmen das Leben schwer machen. Barbara Sawka sprach für IoT4 Industry & Business im Rahmen der „Ivalua Now“ Mitte April in Paris mit Alex Saric, globaler CMO von Ivalua über die Möglichkeiten und Trends im modernen Beschaffungswesen.

IoT4 Industry & Business: Es scheint, dass der Beschaffungsprozess sehr unterschätzt wird. Es geht nicht mehr nur um Angebote einholen, kaufen, liefern und bezahlen.

Alex Saric, CMO Ivalua EMEA und DeutschlandAlex Saric: Es kann mehr sein. Aber das hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Denn es gibt auch solche, die das Beschaffungswesen nur dazu sehen, Geld zu sparen. Aber das ändert sich gerade. Vor fünf Jahren hatten noch 90 % der Unternehmen Kostenreduktion als primäres Ziel, mittlerweile sind wir bei 50 % angekommen. Lediglich in Märkten, die noch nicht so gesättigt sind, wie z.B. in Ost-Europa, Afrika oder Teilen Asiens, schauen die Firmen zuerst aufs Geld. Die meisten Unternehmen in Europa und Nordamerika agieren hier weit strategischer.

IoT: Was haben Ihre Kunden gemeinsam?

Saric: Die größte Gemeinsamkeit der Unternehmen, die sich an uns wenden, sind häufig ineffiziente Prozesse, die z.B. von Unternehmenskäufen herrühren können. Hier werden Strukturen mit unterschiedlichen Systemen und Prozessen zusammengeführt, aber nicht wirklich verbunden. Das ist ein riesen Problem. Es arbeiten auch viele Unternehmen noch mit Papier. Zum Beispiel die Stadt New York verbrauchte jedes Jahr rund sechs Kilo Papier für das Onboarding jedes einzelnen Lieferanten. Die haben das jetzt komplett umgestellt und arbeiten zu 100 % digital. Andere Kunden benötigen Daten für ihre Reports, Rechnungsprüfung oder um neue Geschäftsmöglichkeiten aufzutun. Allerdings sind die benötigten Daten überall, nur nicht dort, wo man sie braucht. Ein weiteres Thema ist der Wunsch nach engerer Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Ivalua kann sie zusammenbringen und besser zusammenarbeiten lassen. Wenn ein Lieferant z.B. eine tolle Idee für ein Produkt hat, kann er sie über die Plattform vorschlagen. Über das integrierte Projektmanagement können dann alle Beteiligten gemeinsam entscheiden, was eine gute Lösung ist.

IoT: Wer sind die Kunden von Ivalua?

Saric: Wir arbeiten mit großen Organisationen in allen wichtigen Branchen zusammen, aber wir sind sehr stark bei Fertigungsunternehmen, Telekommunikation, dem Gesundheitswesen und in Nordamerika im öffentlichen Sektor. Das sind große, global agierende Unternehmen mit über einer 1 Mrd. Umsatz. Wir bedienen aber auch europäische Banken. Denn die arbeiten wie all unsere Kunden global und sehr dezentralisiert. Und sie haben verschiedene Prozesse und unterschiedliche Regularien in den einzelnen Ländern. Unsere Plattform unterstützt sie dabei, ihre Systeme über eine einzige Plattform anzupassen und zu vereinheitlichen.

IoT: Ist es möglich, die digitalen Beschaffungsprozesse in Zahlen zu bemessen?

Saric: Manche Aspekte ja. Die betriebliche Effizienz ist etwas, das Firmen sehr genau verfolgen können. Zum einen, weil der zu managende Aufwand sinkt und man Personal reduzieren oder anderweitig einsetzen kann. Sie haben einen besseren Überblick über die ausgehandelten Verträge und sehen hier die möglichen Einsparungen. Wir haben aber auch Firmen wie Meritor aus dem Automotive-Bereich, die messen, wie viele Produkte sie pro Jahr mehr launchen können. Jeder Kunde findet also seinen eigenen Benefit und hat seine eigenen Prioritäten. Was wir beobachten ist, dass junge Unternehmen noch sehr auf die Kosten fokussiert sind. Später ist es wichtig, wie schnell sie ein neues Produkt auf einen neuen Markt bringen können. Wir kennen Unternehmen, die machen da sehr kreative Sachen. Ein großes Telekommunikations-Unternehmen verkauft seine gebrauchten Handsets mit Hilfe unserer Plattform und macht jedes Jahr damit 1 Mrd. Euro zusätzlichen Umsatz. Das sind sehr interessante, kreative Beispiele.

IoT: Sie haben in Ihrer Keynote von „maximize value with no compromises” gesprochen. Was meinen Sie damit?

Saric: Viele Anbieter, auch unser Mitbewerb, versprechen ihren Kunden schnelle Wertschöpfung, dank ihrer fixen Module. Die können sich schnell rentieren. Viele Firmen mögen das anfangs. Aber die Probleme kommen dann im Laufe der Zeit, wenn sie ihre eigenen Ideen – wie z.B. gebrauchte Handsets verkaufen – umsetzen wollen. Und dann geht das auf Grund der starren Strukturen nicht. Und so müssen sie sich entscheiden, ob sie weiter mit der Software arbeiten oder sie austauschen wollen. Bei uns packen wir alles hinein und der Kunde entscheidet, wann er was braucht. Typischerweise beginnen unsere Kunden irgendwo. Manche Unternehmen setzen von Anfang an die ganze Suite ein, aber die meisten starten dort, wo der Schmerz für sie am größten ist, und ergänzen dann im Laufe der Zeit. Sie können unsere Lösungen sehr schnell bereitstellen, aber unsere Plattform ist auch extrem konfigurierbar. Im Laufe der Zeit nähern sich aber die meisten unserer Kunden dem gesamten Prozess. Der ist sehr leistungsfähig und unterstützt neue Workflows und neue Projekte. Unsere Kunden müssen sich nicht entscheiden, ob sie heute schnelles Geld machen wollen oder in Zukunft flexibel agieren können. Also maximaler Wert ohne Kompromisse.

IoT: Wie sehen Ihre Visionen, Wünsche oder Vorstellungen für die nächsten zehn Jahre aus?

Saric: Ich denke, das Beschaffungswesen wird immer mehr zu einer Kontrollfunktion, über dessen Dashboard alle Informationen zusammenlaufen. Und dank all dieser Informationen über Lieferanten, Verträge etc. können künftig bessere strategische Entscheidungen getroffen werden, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln soll. Natürlich geht das nur dann, wenn man gute und richtige Daten in seinem System hat. Wenn man Müll hineinwirft, kommt auch nur Müll wieder heraus. Deswegen ist auch Artificial Intelligence nichts Magisches. Wenn man schlechte Daten hat, kann AI daraus auch keine wundervollen machen. Der Mensch wird also weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Denn für unsere Kunden sind die vorhin angesprochenen strategischen Entscheidungen besonders kritisch. Daher kann man das nicht an eine Maschine auslagern. Da muss noch viel Zeit vergehen, bevor wir den Menschen aus diesen Entscheidungsprozessen herausnehmen können. Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Produkte helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, die auf besseren Informationen beruhen.

>>> Wir haben auch mit den Kunden von Ivalua gesprochen. Lesen Sie die Interviews mit einem weltweiten Automobilzulieferer im ePaper zur aktuellen Ausgabe 02/2019 von IoT4 Industry & Business


Quelle: Ivalua

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