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Coverstory MM | Die Nahversorger in Sachen Zerspanung

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Dies ist die Geschichte zweier Nahversorger: Der eine – Nonius – beliefert den oberösterreichischen Maschinenbauer mit Dreh- und Frästeilen höchster Qualität, der andere – Boehlerit – sieht sich als österreichischer Hersteller von Hartmetallwerkzeugen dem heimischen Markt verpflichtet. Weitere Zutaten: ein Firmenchef mit Verantwortung der weiß, was er will, Vertriebs- und Anwendungstechniker die sagen, was Sache ist, und ein Werkzeug, das ausgereift ist und mit ungeahnten Möglichkeiten zu überzeugen weiß.

„Der Nonius begleitet einen Techniker sein ganzes Leben! Und ein Werkzeugmacher hat schon am ersten Tag der Lehrzeit die Schiebelehre in der Hand. Der Bezug zur Genauigkeit war der Grund, meinem Unternehmen diesen Namen zu geben“, berichtet Walter Brditschka. Die Gründung der Firma Nonius jährt sich 2019 bereits zum 20. Mal: 1999 startete der gelernte Werkzeugmacher gemeinsam mit einem Partner in Neuhofen an der Krems (Oberösterreich) mit einem Lohnfertigungsbetrieb.

Vollbluttechniker Walter Brditschka: Nonius-Firmenchef mit Durch- und Weitblick.
Vollbluttechniker Walter Brditschka:
Nonius-Firmenchef mit Durch- und Weitblick.

Seine Produkte waren von Beginn an gefragt. Schnell wuchs das Unternehmen auf einen Mitarbeiterhöchststand von 16 an. „Dann gab es allerdings eine Phase des  Gesundschrumpfens – glücklicherweise“, sagt Brditschka aus heutiger, persönlicher Sicht. Der Techniker, früher lange erfolgreich im Ausland und im Außendienst aktiv, musste schon vor seiner selbstständigen Karriere feststellen, dass ihm die manuelle Arbeit fehlte. Deshalb hielt er sich oft in der Tischlerwerkstätte seines Bruders auf, um sich in der Zeit zwischen ausgedehnten beruflichen Reisen handwerklich betätigen zu können. „Es war die Liebe zum Beruf, die zur Gründung meines eigenen Unternehmens führte“, plaudert der Vollbluttechniker aus dem Nähkästchen, „doch stand ich zehn Jahre später und mit 16 Mitarbeitern wieder vor derselben Situation.“

Die Wirtschaftskrise war ein Glücksfall

Der Betrieb hatte eine Größe erreicht, die es kaum noch zuließ, dass der Firmenchef selbst einmal die Hebel seiner Maschinen bediente. „Fast ausschließlich im Büro zu arbeiten und nur noch als ‚Trouble Shooter‘ in die Werkstätte zu kommen, genügte mir nicht“, so der erfahrene Praktiker. „Dazu kam“, gibt Brditschka offen zu, „dass damals in der Fertigung auch nicht alles so rund lief, wie ich es mir wünschte.“ Es mag gewagt klingen, doch für Nonius war die Wirtschaftskrise 2008/ 2009 vielleicht sogar ein Glücksfall. Das Ergebnis: Ein Gesundschrumpfen auf acht Mitarbeiter und ein heute – wie man deutlich spürt – zufriedener Firmenchef – der auch die Möglichkeit hat, wieder selbst an der Werkzeugmaschine zu arbeiten – mit einem erfolgreichen, anerkannten Unternehmen.

Aller guten Dinge sind – im Fall von Nonius – acht.
Aller guten Dinge sind – im Fall von Nonius – acht.

Pluspunkte durch regionale Verlässlichkeit

„Einer der Wege zu unserem Erfolg ist, dass wir keine Großserien, sondern nur kleine Stückzahlen fertigen und das bis herab zu Einzelanfertigungen und Prototypen in Losgröße 1.“

Mit dieser Vorgabe – eher kleine Losgrößen anspruchsvoller Werkstücke – am Markt zu reüssieren ist jedoch nur dann möglich, wenn die Qualität passt. Um dies zu erreichen, setzt Nonius auf mehrere Faktoren, etwa den Park ausgewählter, höchst präziser Maschinen, oder – ein Punkt, den Brditschka besonders hervorhebt – seine Mitarbeiter: Diese müssen, ebenso wie er selbst, „echte“ Techniker, also Facharbeiter, sein. Denn: „Ich kann mir keine Hilfsarbeiter an meinen Maschinen leisten, ohne Gefahr zu laufen, qualitative Risiken einzugehen.“ Getragen von ihrem Können, ihrem Zusammenhalt und der gegenseitigen Rücksichtnahme ist so eine „Nonius-Familie“ entstanden, wie der Firmenchef nicht ohne Stolz erzählt. Eine Strategie, die sich offenbar auszahlt, denn viele Kunden sind den Neuhofnern seit 1999 treu.

Global Player und kleine Schlossereien – Die Mischung macht’s

Apropos Kunden: Diese finden sich zu 99 % im oberösterreichischen Zentralraum. So sieht sich der Betrieb als regionaler Anbieter, ja als Nahversorger. „Und mehr wollen wir eigentlich nicht“, so Brditschka, zweifelsohne ausgestattet mit einem gerüttelten Maß an Verantwortung und Realitätssinn. Dafür sieht er in kleinen Unternehmen wie dem seinen zahlreiche Vorteile für den Kunden, etwa die persönliche Betreuung, die hohe Flexibilität und die Verlässlichkeit, die auch einmal dazu führt, dass ein Mitarbeiter oder gar der Chef selbst am Wochenende einspringt und an der Maschine steht, wenn es die Situation erfordert und ein Kunde einmal dringend Unterstützung benötigt. In der Kundenliste finden sich übrigens Global Player des Maschinenbaus ebenso, wie kleine Schlossereibetriebe – die Mischung macht´s eben bei einem Nahversorger.

Überzeugende Tests geben Sicherheit

Verarbeitet wird eine breite Range an Werkstoffen wie Aluminium, Bronze, Messing, Titan, Grauguss, verschiedene Stähle oder auch Kunststoffe. „Es gibt kaum ein Metall, welches wir noch nie verarbeitet haben“, so Brditschka. Ableiten lässt sich daraus der große Erfahrungsschatz seiner Mitarbeiter. Auf umfangreiches Know-how können diese natürlich in Sachen Drehen und Fräsen zurückgreifen, Know-how, das durch die oftmaligen Produktwechsel auf Grund der kleinen Serien stets weiterentwickelt und neu gespeist wird. Die Drehteile können beachtliche Ausmaße erreichen: 4 bis 500 mm Durchmesser bei einer Länge von 1.500 mm sind möglich. Die Frästeile stehen dem nicht nach und erreichen ihr Limit bei einer maximalen Ausdehnung von 3.000 x 800 x 800 mm.

Nonius-Chef Walter Brditschka (li.) und Boehlerit- Vertriebsmitarbeiter Markus Bittermann: Persönliche Betreuung macht sich bezahlt.
Nonius-Chef Walter Brditschka (li.) und Boehlerit-
Vertriebsmitarbeiter Markus Bittermann:
Persönliche Betreuung macht sich bezahlt.

Hohe Qualität wird in jedem Fall groß geschrieben, dass diese Qualität aber nur dann passt, wenn man sich auf die Dreh- und Fräswerkzeuge verlassen kann, versteht sich von selbst. Der erste Kontakt zum Schneid- und Werkstoffspezialisten Boehlerit liegt schon viele Jahre zurück, als nämlich, wie Brditschka mit einem Augenzwinkern berichtet, „der Vertriebsmitarbeiter der Steirer recht hartnäckig war und uns letztlich überzeugte, einmal eine Boehlerit-Wendeschneidplatte WNMG 080404 ER-BC LCP25T auszuprobieren.“ Nach anfänglicher Zurückhaltung wandelte sich die Meinung zur Boehlerit-Platte für das Außendrehen in Begeisterung: „Die Schnittwerte waren hervorragend, die Standzeiten kein Thema. Die Spanformer und damit der Spanbruch, das Grundsubstrat und die Beschichtung – alles griff perfekt ineinander.“

Auch Probleme mit den Werkzeughaltern, die der Lohnfertiger früher mit Produkten anderer Hersteller hatte, waren wie weggeblasen.

„Der Umstieg auf Boehlerit fiel Nonius daher leicht“, freut sich Markus Bittermann, damals wie heute im Vertrieb der Kapfenberger tätig. Bald brachte dann Boehlerit sein neues Fräsprogramm auf den Markt, welches Nonius ebenfalls testete – und gleich richtig, nämlich mit einem anspruchsvollen Werkstück aus hochfestem und zähem Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir derart exzellente Schnittwerte erreichen“, erinnert sich Brditschka noch heute.

Seit diesem Probelauf finden sich nur noch Boehlerit-Fräswerkzeuge im Hause Nonius. Kein Wunder: Die Kapfenberger haben schließlich alles getan, um die Technologie ihres Fräsprogramms voranzutreiben und viel in Forschung und Entwicklung investiert. Auf den Markt kamen daher ausgereifte, ein breites Anwendungsspektrum abdeckende Produkte ohne Kinderkrankheiten, welche vorab bei ausgewählten Kunden wahrlich auf Herz und Nieren getestet wurden.

Am Weg zum Komplettanbieter

Werkzeuge die halten, was sie versprechen: Mit dem neuen Fräsprogramm hat Boehlerit zahlreiche begeisterte Neukunden gewonnen.
Werkzeuge die halten, was sie versprechen: Mit dem neuen
Fräsprogramm hat Boehlerit zahlreiche begeisterte Neukunden
gewonnen.

Doch es gibt noch mehr, was Brditschka an Boehlerit schätzt: „Treten mit den Werkzeugen von Weltkonzernen Probleme bei kleinen Kunden auf, haben diese manchmal nicht die höchste Priorität. Nicht so bei Boehlerit. Auch einem kleinen Unternehmen wie Nonius wird dort selbstverständlich geholfen – und zwar sofort.“ Hier hakt Markus Bittermann ein: „Tritt ein Kunde mit einem Problem an uns heran, helfen einerseits wir als Außendienstmitarbeiter gerne, andererseits stehen Anwendungstechniker bereit, die umfassend und weitergehend unterstützen.“

Das Team an Anwendungstechnikern wird übrigens laufend aufgestockt, um noch besser auf die Bedürfnisse und Anforderungen großer und kleiner Kunden eingehen zu können. Zum Bespiel war beim angesprochenen Frästest ein Boehlerit-Anwendungstechniker vor Ort dabei. So profitieren Kunden vom Know-how der steirischen Schneidstoffexperten, umgekehrt aber auch Boehlerit von den Erfahrungen seiner Kunden, welche dann wiederum in die Entwicklung neuer Produkte mit einfließen.

Hochtechnologie an der Schneide und in Sachen Beschichtung: THETAtec 45N, ein in Österreich erzeugtes High-End- Fräswerkzeug.
Hochtechnologie an der Schneide und in Sachen Beschichtung:
THETAtec 45N, ein in Österreich erzeugtes High-End-
Fräswerkzeug.

„Jede Rückmeldung vom Markt macht uns besser“, bringt es Bittermann auf den Punkt, und ergänzt: „Für uns ist jeder Kunde gleich wichtig, ganz egal, ob es sich um einen Konzern oder einen Kleinbetrieb handelt.“ Und er findet noch mehr Verbindendes, denn gleich wie sich Nonius als Nahversorger für Dreh- und Frästeile versteht, sieht sich Boehlerit als Nahversorger für die zerspanende Industrie Österreichs. Bestärkt durch das höchst positive Feedback auf das neue Fräsprogramm sind in Sachen Drehen, Bohren und Gewindebohren in naher Zukunft innovative Neuheiten – auch im Hochvorschub-Bereich – zu erwarten.

Boehlerit befindet sich also auf dem direkten Weg hin zum Komplettanbieter. „Als österreichischer Hersteller fühlen wir uns dem heimischen Markt verpflichtet. Und wir erheben den Anspruch, Technologieführer zu sein“, fasst Bittermann die Philosophie der Kapfenberger zusammen. Eine Philosophie, die bei einem verantwortungsbewussten Unternehmer wie Walter Brditschka hervorragend ankommt.


Quelle: Boehlerit

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