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Interview | Partnersuche für digitale Transformation

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Univ-Prof. Dieter Spath: „Wir können alles miteinander vernetzen was wir wollen.“

Die fortschreitende Digitalisierung führt zu Transformationsprozessen in den Unternehmen. Dafür gelte es nun die richtigen Partner zu finden, sagt Univ-Prof. Dieter Spath, Präsident der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, im Interview im Vorfeld des diesjährigen „Deutsch-Österreichischen Technologieforums“. Die Konferenz dient zum Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und österreichischen Unternehmen und wird jährlich von der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) und Fraunhofer Austria Research organisiert.

Autorin: Sissi Eigruber | DHK

Wie beurteilen Sie den Stand der Digitalisierung in Deutschland und Österreich?

Wir haben noch einen relativ langen Prozess vor uns. Die Digitalisierung wird uns noch lange begleiten. Es gibt viel Bewegung und erste vielversprechende Umsetzungen. Aber wir haben im Sinne der Transformation noch viel zu tun. Es geht um die Transformation durch Digitalisierung. Der Impuls für diese Transformation kam durch ein leistungsstarkes Internet und einen großen Adressraum (Internetprotokoll Version 6, Anm.). Dadurch können nicht nur Menschen sondern auch alle Gegenstände im Internet of Things miteinander kommunizieren.

Was sind aktuell die wichtigsten Trends?

Schon 2007/2008 stellte sich die Frage, was passiert, wenn Embedded Systems im Internet laufen lernen. (Embedded Systems, also eingebettete Systeme, sind elektronische Steuerungen oder auch Computer, die in einen technischen Kontext eingebunden sind, Anm.). Was wir jetzt haben, ist der Übergang vom Embedded System zum Cyber-Physical-System. Also zu Systemen, die im Cyberraum kommunikationsfähig sind. Die Folge ist, dass ein Hersteller zum Beispiel mit seinem Produkt in Verbindung bleiben kann und so Informationen über den Gebrauch seines Produkts gewinnt. Auf Basis dieser Informationen kann er neue Services gestalten und zusätzliche Services über die Verbindung zur Verfügung stellen. Es ändert sich damit nicht nur die Welt für die Produktehersteller, es ergibt sich auch ein großes neues Servicefeld. Aus beiden Bereichen können sich neue Geschäftsfelder entwickeln. Erforderlich ist dafür ein anderer Austausch zwischen Herstellern und Kunden als bisher. Das ist die Herausforderung, diesen Nutzen und Leistungsaustausch zu gestalten. Wir müssen neue Geschäftsfelder entwickeln, ja konstruieren lernen.

Und welche Entwicklungen gibt es bei der Produktion?

Wenn wir es schaffen, mit solchen Cyber-Physical-Systems die Produktion zu erfassen, dann können wir auch ein Echtzeitabbild der Produktion haben, was zur Folge hat, dass wir viel flexibler auf Kundenwünsche reagieren können. Das ist dann Industrie 4.0. Da gibt es eine Menge vielversprechende Aktivitäten in den Produktionsbereichen. Aber wir nutzen das noch zu wenig über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Es geht darum, die Wertschöpfungsketten zu verknüpfen, zum Beispiel mit Lieferanten und Entwicklungspartnern. Wenn wir auf Kundenwünsche flexibel reagieren wollen, brauchen wird dazu auch digitale Informationen über die gesamte Lieferkette.

Da spielen dann wohl Sicherheit und Vertrauen eine große Rolle?

Ja, die technische Sicherheit muss gegeben sein und natürlich ein gewisses Vertrauen, weil man sich dann gegenseitig in die Abläufe schauen kann. Daher sind Kooperationen nötig, aber natürlich nicht mit jedem. Wichtig ist es, die richtigen Partner ausfindig zu machen. Das Thema Kooperation bekommt damit eine neue Qualität – speziell für mittelständische Unternehmen.

Welche Tipps haben Sie für Unternehmen, die den Transformationsprozess so gut wie möglich meistern wollen?

Wir haben bei acatech ein Reifegradmodell mit einem Leitfaden und Fragen entwickelt. Die Publikation ist unter dem Titel „Industrie 4.0 Maturity Index – Die digitale Transformation von Unternehmen gestalten“ auf unserer Homepage abrufbar. Und ich empfehle, den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen. Dafür haben auch die deutschen Auslandshandelskammern eine wichtige Schlüsselfunktion. Hilfreich sind auch Plattformen wie „Industrie 4.0“ und deren Veröffentlichungen.

Was ist für den Transformationsprozess auf Basis der Digitalisierung sonst noch wichtig?

Wir müssen ein Internet mit hoher Leistungsfähigkeit haben. Da müssen die Verantwortlichen handeln. Der Traffic steigt massiv, ein Ausbau ist daher sehr wichtig. Das ist teuer und dafür braucht man Investitionsmittel.

Und ganz wichtig ist die Bildung unserer Mitarbeiter. Für Unternehmen gewinnt Weiterbildung on the job an Bedeutung, denn wir können unsere Leistungsträger nicht ständig entbehren, während sie die Schulbank drücken. MOOc-Angebote, also Massive Open Online Courses, wie es sie auch von der acatech gibt, sind da ein interessantes Angebot im Internet. Und Weiterbildungsinstitution sollten verstärkt kleinteilige Ausbildungen, wie etwa Zertifikatsausbildungen, anbieten.


Quelle: DHK - Deutsche Handelskammer in Österreich

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