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Interview | Der Markt ist groß genug

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Andreas Chromy, Geschäftsführer Österreich bei Murrelektronik

Murrelektronik ist derzeit nicht aufzuhalten, der Erfolg war vor allem im zurückliegenden Geschäftsjahr merklich spürbar. Andreas Chromy, Geschäftsführer Österreich, gab gegenüber dem MaschinenMarkt Österreich einen Einblick in den Erfolg des Unternehmens. Auf der Smart Automation in Linz ist er mit seinem Team vor Ort.

MM: Das vergangene Geschäftsjahr liegt bereits einige Monate zurück. Wie zufrieden sind Sie?

Andreas Chromy: Die Bilanz, die wir für das vergangene Jahr ziehen können, ist sehr positiv: Wir haben in den für uns strategisch wichtigen Märkten Ungarn, Slowakei und Rumänien im Vorjahr ein Umsatzplus von bis zu 30 Prozent angepeilt. Dieses Ziel haben wir sehr gut erfüllt, teilweise sogar übertroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig: In den CEE-Ländern hat in den vergangenen Jahren zwar ein großer Aufholprozess begonnen, aber trotzdem besteht noch immer Nachholbedarf bei zeitgemäßen Produktionsanlagen, da muss noch einiges investiert werden. Und die Perspektiven im CEE-Raum sind weiter vielversprechend: Laut einer aktuellen Prognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche bewegt sich das BIP-Wachstum in den kommenden beiden Jahren in Ungarn, der Slowakei und Rumänien zwischen drei und vier Prozent jährlich – das sind für uns als CEE-Spezialist natürlich gute Aussichten, die sich sicherlich auch zusätzlich im Geschäftserfolg niederschlagen.

MM: Welcher Markt sticht hier besonders hervor?

Chromy: Gerade in Rumänien gibt es noch einen großen Infrastruktur-Gap, dank EU-Förderungen werden sich dort noch viele internationale Konzerne niederlassen – also unsere Kunden. Mit unserer Sonderstellung im Konzern, wir sind sozusagen CEE-Hub von Murrelektronik, können wir den Markt optimal weiterbearbeiten und bringen einige Dynamik in unser Wachstum.

MM: Und wie viel Potenzial gibt es in Österreich?

Chromy: Ein renommierter Unternehmensberater hat vor zwei Jahren 100 österreichische Industrieunternehmen zu Industrie 4.0 befragt, mit dem Ergebnis, dass diese Unternehmen bis 2020 mehr als 4 Milliarden Euro oder fast vier Prozent des Jahresumsatzes in Industrie 4.0-Anwendungen investieren wollen. Diese Zahlen belegen, dass der Markt also groß genug ist. Natürlich ist es wichtig, mit neuen Innovationen bei den Kunden zu punkten. Aber es geht nicht nur um Innovationen, sondern auch darum ein verlässlicher Partner für die Kunden zu sein. Deshalb legen wir Wert darauf, die Anlagen gemeinsam mit den Kunden zu entwickeln,
denn ein Autobauer braucht andere Funktionalitäten als ein Logistiker.

MM: In welchen Branchen werden hauptsächlich neue Geschäftsbeziehungen aufgebaut?

Chromy: Traditionell ist eine unserer wichtigsten Branchen der Automotive-Bereich, der ja besonders in Ungarn und der Slowakei sehr stark ist. Renommierte Autobauer wie Audi, Daimler, Kia, VW oder Skoda haben dort ihre Produktionsbetriebe. Dieser Bereich ist wichtig und wird es auch in Zukunft bleiben. Aber natürlich strecken wir unsere Fühler auch in andere Branchen aus oder haben uns dort schon erfolgreich als Spezialist für Schaltschranklösungen etabliert. Dazu gehören die Branchen Werkzeugmaschinen-, Maschinen- und Anlagenbau genauso wie Montage- und Handlingtechnik. Aber auch im Bereich Nahrungsmittelmaschinen sowie Lager und Logistik haben wir zahlreiche Kunden.

MM: Inwiefern macht sich der Trend zu Industrie 4.0 und Digitalisierung bei Murrelektronik bemerkbar?

Chromy: Umsatz und Nachfrage sind in den letzten Jahren ständig gestiegen. Gleichzeitig sind immer spezifischere Automatisierungslösungen entwickelt worden, die den genauen Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Das bedeutet aber nicht, dass diese Entwicklung abgeschlossen ist, denn nur mit Innovationen kann die Zukunftsfähigkeit gesichert werden. Als Spezialist für dezentrale Automatisierungstechnik wissen wir, wie wichtig Industrie 4.0 für die Wettbewerbsfähigkeit von Produktionsunternehmen ist. Als Mitglied im „Führungskreis Industrie 4.0“ des deutschen Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
wollen wir die notwendigen Standards für Industrie 4.0-Anwendungen mitgestalten und vorantreiben.

Die Vernetzung der einzelnen Steuerungseinheiten und Maschinen wird dabei immer wichtiger. Unsere Feldbusmodule ermöglichen flexible und optimierte Anlagennetzwerke, die den Status der Anlage kontinuierlich überwachen. Dabei sind sie energieeffizient und ermöglichen den Anschluss intelligenter Sensoren. Unser Ziel ist es, damit den Wartungsaufwand zu reduzieren und den Produktionszyklus unserer Kunden zu optimieren. Damit wir unseren Kunden möglichst schnell die gewünschten Komponenten und Lösungen bieten können, haben wir für den europäischen Markt Produktionsstandorte in Deutschland und der Tschechischen Republik. Das reduziert die Lieferzeiten, unsere Kunden erhalten das gewünschte Produkt schneller.

MM: Nun findet heuer die Smart Automation in Linz statt und auch Murrelektronik stellt dort aus. Welche Erwartungen haben Sie an die Messe?

Chromy: Wir sind als Aussteller von Anfang an mit dabei und konnten somit miterleben, wie sich die Messe mit den Jahren zur wichtigsten Branchenveranstaltung in Österreich entwickelt hat. Das belegt auch eindrucksvoll, dass der Stellenwert von und das Bewusstsein für Automatisierung in der Industrie im vergangenen Jahrzehnt enorm gewachsen ist. Und aus meiner Sicht gibt es noch viel Luft nach oben. Natürlich ist es uns wichtig, auf der Smart unseren bestehenden, aber auch potenziellen Kunden die neuesten Lösungen aus dem Hause Murrelektronik näher zu bringen. In Linz stehen von uns sechs Mitarbeiter beratend zur Seite, ich selbst werde am Mittwoch und Donnerstag auf der Messe sein.

MM: Was wird in Linz vorgestellt?

In Linz präsentiert Murrelektronik seine Highlights.
In Linz präsentiert Murrelektronik seine Highlights: Hier das neue Stromüberwachungssystem Mico Pro.

Chromy: Wir werden aus unserem Automatisierungs-Portfolio unsere Highlights präsentieren, darunter unser modulares Feldbussystem Cube67, das auf eine individuelle Installationslösung präzise abgestimmt werden kann – mit steckbaren Anschlüssen, vergossenen Modulen sowie multifunktionalen Ein- und Ausgängen. Mittels Hybridleitung wird beim Cube67 die Verbindung mit dem Busknoten hergestellt, um Daten und Energie zu übertragen. Natürlich dürfen auch die Neuerungenim Bereich Diagnose für das Cube-Feldbussystem nicht fehlen. Durch die modulare Bauweise kann der Cube67 Diagnose-Gateway leicht in vielen Lösungen eingesetzt werden und dank verschiedener Funktionsmodule genau auf spezielle Applikationsanforderungen zugeschnitten
werden.

Die Schaltnetzteile emparro67 sind speziell für den einsatz außerhalb des Schaltschrankes konzipiert. Sie halten extremen Umgebungsbedingungen stand.
Die Schaltnetzteile emparro67 sind speziell für den Einsatz außerhalb des Schaltschrankes konzipiert. Sie halten
extremen Umgebungsbedingungen stand.

Außerdem werden wir unser neues Strom-Überwachungssystem Mico Pro vorstellen: Es ist modular aufgebaut und kann die Stromversorgung exakt auf die konkrete Anwendung anpassen. Das patentierte Auslöseverhalten sorgt dafür, dass die Maschinen nicht stillstehen und durch ein integriertes Potenzialverteilungskonzept wird die Schaltschrank-Verdrahtung entflechtet. Auch für die dezentrale Stromversorgung haben wir mit dem innovativen Schaltnetzgerät Emparro67 Hybrid eine Neuerung im Gepäck. Der Emparro67 Hybrid verlagert die Stromversorgung aus dem Schaltschrank ins industrielle Feld, zwei integrierte Kanäle zur 24-VDC-Lastkreis-Überwachnung überwachen die Ströme und mit der IO-Link-Schnittstelle wird eine umfangreiche und transparente Kommunikation ermöglicht.

 

MM: Und abschließend noch die Frage: Welche Ziele werden für das laufende Jahr noch anvisiert?

Chromy: Für Murrelektronik liegt das auf der Hand – wir wollen unseren Marktanteil in den CEE-Ländern weiter ausbauen. Denn wie schon angesprochen liegt hier noch viel Potenzial – nicht so sehr bei den großen Konzernen, sondern vor allem beim Mittelstand. Denn mit unseren Automatisierungslösungen für die Industrie 4.0 können wir unseren Kunden Gesamtkonzepte anbieten, die sie für die Herausforderungen der industriellen Zukunft optimal rüsten. Hier setzen wir auf individuell angepasste Systemlösungen mit standardisierten Komponenten, die auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind. Durch unsere erfolgreiche Performance in Österreich und den CEE-Ländern wollen wir mittelfristig auch bei den Mitarbeitern aufstocken. Hier würde es uns sehr freuen, wenn wir auch vermehrt Bewerbungen von Frauen erhalten – etwa als Vertriebsmanagerinnen.


Quelle: Murrelektronik

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