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Interview | „Ein einheitliches Interface für alle Software-Technologien“

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Christoph Trappl ist Manager International Applications bei B&R.

Mit mapp Technology hat B&R die Entwicklung von Maschinenapplikationen vor zwei Jahren radikal vereinfacht. Nun baut B&R das Software-Framework weiter aus. Dr. Gernot Bachler und Christoph Trappl erklären, wie vorgefertigte und geprüfte Software-Module die Programmierung von Basis-Funktionen überflüssig machen und welche zusätzlichen Vorteile sich durch die Ausweitung von mapp Technology für Maschinen- und Anlagenbauer ergeben.

MM: Herr Trappl, wie funktioniert mapp Technology?

Christoph Trappl ist Manager International Applications bei B&R.
Christoph Trappl ist Manager International Applications bei B&R.

Christoph Trappl: mapp Technology basiert auf modularen Bausteinen, die Grundfunktionen einer Maschine abdecken. Anstatt User-/Rollen-Systeme, Alarmsysteme oder die Ansteuerung von Achsen Zeile für Zeile zu programmieren, parametriert der Applikationsentwickler vorgefertigte Komponenten. Damit kann der Entwicklungsprozess laut Benchmarks drei Mal so schnell abgewickelt werden. Der Anwendungsprogrammierer kann sich voll auf die Umsetzung des eigentlichen Maschinenprozesses konzentrieren.

MM: Handelt es sich bei mapp also um eine Sammlung von Software-Bibliotheken?

Trappl: mapp ist sehr viel mehr:  Alle mapp-Bausteine sind untereinander vernetzt und tauschen automatisch Informationen aus. Ein Beispiel: Die Komponente für Audit Trail und die Komponente für User Management sind vernetzt. Ohne zusätzliche Programmierung wird gespeichert, wer, wann, was geändert hat.

MM: Und nun weiten Sie die Anzahl der mapp-Bausteine deutlich aus?

Dr. Gernot Bachler ist Business Manager Automation Software bei B&R.
Dr. Gernot Bachler ist Business Manager Automation Software bei B&R.

Dr. Gernot Bachler: Das ist richtig, die Zahl der Bausteine wird gerade massiv erhöht. Im Vordergrund steht jedoch nicht die pure Anzahl. Viel wichtiger ist, dass alle Software-Technologien, die wir anbieten in Kürze über ein einheitliches Interface zur Verfügung stehen – unabhängig davon, ob es sich um Alarmhandling, Achsensteuerung oder um komplexe Hydraulikregelungen handelt.

MM: Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um dabei die Übersichtlichkeit zu wahren?

 Bachler: Wir haben die Versionierung und die Release-Daten jeglicher B&R-Software harmonisiert. Maschinen- und Anlagenbauer können dadurch besser planen, wann welche Funktionen verfügbar sind. Auf eventuelle Abhängigkeiten zwischen Software-Versionen muss der Anwender keine Rücksicht mehr nehmen.

MM: Wird mapp die B&R-Automatisierungs-Software Automation Studio ablösen?

Bachler: Ganz im Gegenteil: Automation Studio bleibt wie bisher das Werkzeug für Engineering, Diagnose und Wartung. Unsere Kunden können ihre Maschinen-Software mit allen IEC-61131-Programmiermethoden sowie C und C++ programmieren. Ob und wie viel B&R-Technologie-Know-how in Form von mapp-Bausteinen ein Kunde einsetzt, bleibt ihm selbst überlassen. Doch nach den begeisterten Rückmeldungen zu mapp, die wir in den vergangenen zwei Jahren erhalten haben, bin ich sicher, dass unsere Kunden mapp einsetzen werden, wo immer das möglich ist.

MM: Bisher haben die mapp-Komponenten hauptsächlich allgemeine Grundfunktionen einer Maschine – zum Beispiel ein Alarmsystem – abgedeckt. Welche Bereiche kommen nun dazu?

Bachler: Neben den Basis-Funktionen – die wir nun als mapp Services bezeichnen – kommen mapp Motion, mapp Control und mapp View.

MM: Geben Sie unseren Lesern bitte einen Überblick, welche Funktionen die einzelnen Bereiche umfassen!

Bachler: mapp Motion reicht von der Ansteuerung einzelner Achsen, über CNC-Anwendungen bis hin zu hochkomplexen Robotik-Programmen. mapp Control umfasst modernste Regelungsalgorithmen, zum Beispiel für Temperatur-, Hydraulik- oder Kran-Steuerungen. Und mapp View ist unsere webbasierte Visualisierungslösung, die – wie das bei mapp üblich ist – automatisch Daten von allen anderen mapp-Bausteinen bezieht, um sie übersichtlich darzustellen.

MM: Soll mapp in Zukunft noch weiter ausgebaut werden?

Trappl: mapp wir laufend erweitert. Vier Mal im Jahr wird der Baukasten um neue Funktionen ergänzt. Zuletzt zum Beispiel um einen Baustein, mit dem große Krane Lasten ohne Pendelbewegung schnell transportieren können. Was bisher extrem aufwändige Berechnungen erfordert hat, ist mit mapp Crane nun mit wenigen Klicks eingerichtet.

Bachler: Auch ganze Themengebiete kommen dazu. Derzeit arbeiten wir unter anderem an mapp Safety. Damit wird es zukünftig möglich sein, auch in der Sicherheitstechnik von den Vorteilen von mapp Technology zu profitieren.

 


Quelle: B&R Industrie-Elektronik GmbH

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