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Corona Krise trübt mageres Wirtschaftswachstum zusätzlich

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In vielen Ländern leben wir im Überfluss, der Trend geht allmählich auch wieder in Richtung Verzicht. Doch für Unternehmen bedeutet Wachstum auch Investitionen und diese werden meist nur dann getätigt, wenn die Wirtschaft wächst. Die Corona Krise setzt den Unternehmen zusätzlich zu.

In vielen Ländern leben wir im Überfluss, der Trend geht allmählich auch wieder in Richtung Verzicht. Doch für Unternehmen bedeutet Wachstum auch Investitionen und diese werden meist nur dann getätigt, wenn die Wirtschaft wächst. Die Corona Krise setzt den Unternehmen zusätzlich zu.

Es war kein angenehmer Jahresabschluss 2019, denn kurz vor Weihnachten hieß es schon von Seiten des WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung), dass das Wachstum der österreichischen Volkswirtschaft zuletzt deutlich an Schwung verlor. Dies ergab sich vorwiegend aufgrund einer zyklischen Schwächephase des Welthandels, die die heimischen Exporte und damit die Industriedynamik, dämpfte. Die Exportflaute schwächte dabei die österreichische Industrie. Im Gegensatz dazu stabilisierten binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte wie die Bautätigkeit und die Dienstleistungsnachfrage die heimische Konjunktur. Schlussfolgernd hieß es zum damaligen Zeitpunkt, dass die österreichische Volkswirtschaft 2020 nur noch um 1,2 Prozent expandieren würde. Aus Deutschland hingegen war kurze Zeit später zu hören, dass im IV. Quartal 2019 der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent sank. Dabei gingen die Bestellungen aus dem Inland um 18 Prozent zurück. Die Auslandsorders verloren 20 Prozent und 2019 sank der Auftragseingang insgesamt um 22 Prozent. Das Inland notierte 21 Prozent im Minus, das Ausland 22 Prozent. Allein „die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen verlief im vergangenen Jahr enttäuschend“, kommentierte etwa Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW, Frankfurt am Main, zusammenfassend. Mehr als ein Fünftel Rückgang bedeute, dass die Auftragspolster abschmelzen und die Kapazitäten nur noch zu knapp 82 Prozent ausgelastet sind. Daran kann auch der versöhnliche Jahresabschluss im Dezember nichts ändern, der ein Plus von zwei Prozent aufweist. „Es war vor allem der Nicht-Euroraum, der 23 Prozent zulegte“, sagte Dr. Schäfer vor wenigen Wochen. Dies sei vor allem auf Projektgeschäfte in Asien und Osteuropa zurückzuführen und sei noch kein Zeichen für einen Umschwung in der Entwicklung. „Für 2020 erwartet der VDW einen Produktionsrückgang von 18 Prozent und wir rechnen nicht damit, dass es schnell wieder aufwärtsgeht“, so Dr. Schäfer. Und dann wurde noch Anfang März die Metav als eine der ersten Messen ob der Coronavirus-Lage abgesagt.

Dann kam das Coronavirus.

Als wären die rückläufigen Auftragseingänge nicht schon genug gewesen, überkam Anfang des Jahres mit dem so genannten Coronavirus ein global agierendes Wirtschaftsdesaster ganz Europa und die Welt. „Wir müssen damit rechnen, dass sich die Auswirkungen der Corona Krise in den nun anstehenden Berichtsmonaten deutlich in den Orderzahlen widerspiegeln werden“, so VDMA Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers zur Lage. Die Produktionsausfälle in China werden voraussichtlich auch im deutschen Maschinenbau für Einbußen sorgen. China ist nicht nur der Abnehmer von deutschen Maschinenbauerzeugnissen. Die Volksrepublik war 2019 auch Deutschlands wichtigster ausländischer Lieferant von Maschinen, vor allem aber von Komponenten und Teilen. Die VDMA-Volkswirte kommen in einer aktuellen Analyse zum Ergebnis, dass rund ein Viertel aller Vorleistungen des deutschen Maschinenbaus aus dem Ausland kommen. Der chinesische Wertschöpfungsanteil allein dürfte inzwischen rund drei bis vier Prozent erreicht haben. „Das erscheint auf den ersten Blick zwar gering. Doch die globalen Wertschöpfungsketten sind eng verzahnt“, ergänzte Wiechers.

Blick in die Wirtschaftskugel.

„Das Coronavirus ist ein nicht vorhersehbares Ereignis, dessen Schäden, ähnlich wie bei einer Naturkatastrophe, kaum abgeschätzt werden können. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass die deutsche Regierung Maßnahmen ergreifen will, um temporäre in den Betrieben, die die aktuelle Unterauslastung verschärfen, zu kompensieren. Der mittelständisch geprägte Maschinenbau mit seinen 1,3 Millionen Beschäftigten benötigt zum einen Sonderregelungen in der Kurzarbeit, wie sie in der Finanzkrise 2008/2009 schon einmal erfolgreich angewandt wurden. Zum anderen müssen die staatlichen Förderbanken und die Hausbanken den Betrieben jetzt schnell und unbürokratisch mit Überbrückungskrediten helfen. Es ist absehbar, dass auf die Corona Krise kräftige Belebung der Nachfrage folgen wird, und die Unternehmen werden dann wieder gute Geschäfte und eine bessere Liquiditätslage haben“, fasste VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann März die deutsche Situation zusammen.

Ist Österreich besser aufgestellt?

Das WIFO teilte noch kürzlich mit, dass die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie derzeit die Weltwirtschaft beeinträchtigen, aber Österreich davon weniger betroffen ist, denn in Österreich das BIP im IV. Quartal 2019 noch um 0,3 Prozent. Das Exportwachstum verlangsamte sich und die Ausrüstungsinvestitionen gingen zurück. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte wurden hingegen neuerlich merklich ausgeweitet. Und auch der Handelsverband hat die möglichen Auswirkungen des Coronavirus auf den europäischen und österreichischen Einzelhandel analysiert. Eines ist dabei fix: Die wirtschaftlichen Folgen werden auch in Europa erheblich sein – Einschätzungen ändern sich täglich. Nach Bekanntwerden der jüngsten Zahlen zur Ausbreitung China, Japan, Südkorea und zuletzt Italien sind die Aktienkurse eingebrochen. Bleiben asiatische Fabriken aufgrund der Corona Krise länger geschlossen, geraten auch deren Geschäftskunden in Europa und Nordamerika in Bedrängnis. „Neben einem effektiven Gesundheitsschutz für die Bevölkerung muss die österreichische Bundesregierung auch das wirtschaftliche Krisenmanagement für unsere Unternehmen stärker in den Fokus nehmen“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will Anfang März zur Lage. Denn wenn weniger produziert wird, muss auch weniger transportiert werden, was ein Problem darstellt. Heiko Schwarz, Gründer von Riskmanagement, einem Münchner IT-Unternehmen, das sich auf die Lieferketten-Risiko-Analyse spezialisiert hat, meinte in einem Gespräch mit der Wiener Zeitung vom 28.2.2020: „Der BDI Baltic Dry Index, der Verschiffungskosten von wichtigen Rohstoffen misst, ist seit dem 2. Jänner um fast 50 Prozent gefallen. Das bedeutet, die Nachfrage nach Frachtraum in Schiffen ist derzeit sehr gering.“ Mitte März, zum Redaktionsschluss, hatte sich die Lage noch einmal drastisch entwickelt, auch in Österreich ist die Corona Krise Realität, und es war inzwischen von einer Rezession hierzulande die Rede.

www.handelsverband.at
www.riskmethods.net
www.vdw.de
www.vdma.org
www.wifo.ac.at

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