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Dr. Sebastian Ritz: Edge-Cloud-Rechenzentrum Oncite ist „physisches Stück“ Private Cloud

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Oncite ist ein hochverfügbares und flexibel skalierbares Edge

Die Fabrik von morgen benötigt auch Cloud-Kapazitäten und Sicherheiten. Dr. Sebastian Ritz, CEO von German Edge Cloud beantwortet in einem Interview den Einsatz von Oncite – ein hochverfügbares und flexibel skalierbares Edge Cloud- Rechenzentrum – und weshalb vor allem die Automobilindustrie profitieren kann.

IoT4industry&business: Gerade diskutiert die Fachwelt Konzepte wie ‚Vom Sensor in die Cloud‘, jetzt soll Oncite Rechenleistung ausgerechnet auf die Maschinenebene bringen. Weshalb?
Dr. Sebastian Ritz: Das ist kein Gegensatz. Oncite ist ein Edge Cloud-Rechenzentrum und kein Ersatz für bestehende Cloud-Lösungen, sondern eine kompatible Ergänzung zu diesen Lösungen. Mit Oncite kann der Kunde die Daten vom Sensor in die Cloud bringen. Das Entscheidende ist, dass sich die Cloud auf der Oncite in seinem Zugriff – Stichwort Datensouveränität – befindet. Er kann mit Hilfe einer speziellen Connector-Software entscheiden, welche Daten vom Sensor wohin und in welcher Form weitergegeben werden.

IoT: Aber was ist Oncite genau?
Ritz: Oncite ist ein hochverfügbares und flexibel skalierbares Edge-Cloud-Rechenzentrum mit einem echtzeitfähigen Edge Cloud-Stack und einem vorinstallierten, erweiterbaren branchenspezifischen Portfolio an Edge-Anwendungen. Es handelt sich um ein „physisches Stück“ Private Cloud, die direkt  in der Produktion steht und somit für eine natürliche Datensouveränität sorgt. Darüber hinaus ist das Portfolio von Edge-Anwendungen genau auf die Digitalisierungsanforderungen einer Produktion abgestimmt, so dass Digitalisierungsprojekte  und kosteneffizient umgesetzt werden können.

IoT: Mit welchen Cloud-Infrastrukturen kommuniziert die Appliance/Anwendung? 
Ritz: Die Appliance/Anwendung ist Cloud-Provider-unabhängig. Die Daten können in allen Private- oder Public-Cloud-Systemen weiterverarbeitet werden. Durch offene Schnittstellen kann Oncite mit den großen Public Clouds verbunden werden. Unternehmen können die Appliance sowohl für Hybrid-  auch für Multi-Cloud-Lösungen einsetzen und erhalten damit das Beste aus zwei Welten: Datensouveränität und Echtzeitfähigkeit sowie die Vernetzung mit anderen Clouds.

IoT: Wie weit gehen die Beratungs- und Integrationsdienstleistungen zu Ihrer All-in-One-Lösung?
Ritz: Wir beraten im Vorfeld, mit welchem Projekt am besten begonnen wird und bieten dann  15- oder 30-tägige Erstimplementierung an. Die Dauer richtet sich nach dem Implementierungsumfang.  Nach dieser ersten Phase kann der Kunde weitere Implementierungen weitestgehend  durchführen.

IoT: Oncite ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bosch Connected Industry, German Edge Cloud, IoTOS,  Innovo Cloud und Rittal. Warum diese Partnerschaft.
Ritz: Mit German Edge Cloud, IoTOS, Innovo Cloud und Rittal befinden sich vier der Friedhelm Loh Group in dem Oncite-Konsortium. Sie alle bringen unterschiedliches Know-how ein, das in Verbindung mit den Leistungen von Bosch Connected Industry diese All-in-One-Lösung ermöglicht. Rittal liefert die IT-Infrastruktur für das Rechenzentrum, Innovo Cloud baut gemeinsam mit der German Edge Cloud die Edge Cloud-Plattform und die Partner Bosch und IoTOS liefern die Applikationen, die die IIoT-Anwendungen ermöglichen.

IoT: Bei Vorstellung der Lösung wurden besonders Automobilzulieferer als Zielgruppe in den Blick genommen. Warum?
Ritz: VW schafft derzeit mit der „Industrial Cloud/Digital Production Platform (DPP)“ und BMW der „Open Manufacturing Platform“ die Basis für einen Supply Chain-übergreifenden Datenaustausch von Produktionsdaten von über 100.000 Fabriken. Das Ziel ist die Produktivitätssteigerung von bis zu 30 Prozent für die gesamte Lieferkette. Zulieferer müssen künftig an die neuen digitalen Produktionsplattformen von Automobilherstellern ihre Daten übertragen. Oncite ermöglicht, dass die die Zulieferer erstens die Vorgaben der Traceability ihrer Produktion überhaupt erfüllen  und zweitens bei der geforderten Bereitstellung der Daten die Souveränität über ihre Daten nicht verlieren.

IoT: Und welche Anforderungen muss die werksnahe IT-Infrastruktur eines Produzenten erfüllen?
Ritz: Das richtet sich nach den gewünschten Einsatzzwecken bzw. Ergebnissen, die mit erreicht werden sollen. Der Kunde kann Oncite zum Beispiel einsetzen, um einen Digitalen Zwilling der Produktion abzubilden und diesen dann zu Analyse- und Optimierungszwecken nutzen. Oncite eignet sich aber auch für ganz spezielle isolierte Vorgänge, um kurzfristig einzelne Prozesse zu analysieren. Wie umfänglich das Ergebnis ist, richtet sich immer nach der Datenverfügbarkeit  Produktionsprozesses. Generell lässt sich sagen, dass Oncite nach dem „Plug and Produce“-Prinzip funktioniert und sofort einsetzbar ist.

IoT: Mit der Lösung sollen sich Massendaten von verschiedenen Maschinen zu einer Datengrundlage für KI-Applikationen harmonisieren lassen. Wie funktioniert das im Detail?
Ritz: In der Regel befinden sich unterschiedliche isolierte Datenquellen bzw. -seen in einer Produktion. Um eine Aussage über die qualitative Ausbringung eines Produktes tätigen zu können, müssen diese Daten miteinander semantisch logisch verbunden werden. Über den IoTOS Integration Service können unterschiedliche Datenquellen verbunden und verfügbar gemacht werden. Die Applikation IoTOS Track&Trace, die speziell für Produktionen entwickelt wurde, ermöglicht  semantische Aufbereitung der Daten zueinander, so dass die Informationen der Daten nutzbar gemacht werden können, um Ziele wie Qualitätssteigerung und Kosteneinsparungen zu erreichen.

IoT: Wie beantworten Sie die Frage nach der Datenhoheit, wenn die Edge Computing-Infrastruktur am Manufacturing Execution System vorbei mit Maschinendaten hantiert?
Ritz: Sind Systeme wie ein MES im Einsatz, werden diese wertvollen Datenquellen immer genutzt. Grundsätzlich nutzen wir mit Oncite immer alle vorhandenen Legacy-Systeme. Daher können wir so schnell Ergebnisse erzielen. Sollten solche Systeme nicht im Einsatz sein, kann Oncite mit  Microservices einen wichtigen Teil der MES-Funktionalitäten erbringen, um eine durchgängige Nachverfolgbarkeit (Traceability) zu erreichen.

IoT: Wie geht es weiter mit den Oncite-Produkten?
Ritz: Wir werden das Portfolio der Applikationen weiter ausbauen. Oncite ist zudem nicht nur für die deutsche Industriewelt interessant, sondern auch für andere Branchen, deren immense Datenmengen sicher bewahrt, selektiert und wertschöpfend verarbeitet werden müssen.

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Quelle: German Edge Cloud

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