Im Gespräch IoT4 Industry & Business

Interview | „DIE Smart City gibt es nicht, denn dafür sind die Ansätze zu unterschiedlich.“

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Mag. Hartwig Reiter, FH Salzburg (re.) und Mag. (FH) Johannes Petrowisch, Copa-Data

Bei 3.000 Studierenden ist es nicht selbstverständlich, dass „der Letzte das Licht abdreht“, also macht das an der FH Salzburg das Gebäude selbst.  Mag. Hartwig Reiter, Abteilungsleiter der Abteilung Infrastruktur und Organisation der FH Salzburg, und Copa-Data-Experte Mag. (FH) Johannes Petrowisch erzählen über Umsetzung eines Vorzeigeprojekts in Sachen „Smart Cities“.

IoT4 Industry & Business: Herr Reiter, wie sind Sie als FH Salzburg konkret mit Copa-Data in Berührung gekommen?

Mag. Hartwig Reiter: Ich bin Abteilungsleiter der Bereiche Infrastruktur und Organisation der FH Salzburg, die Studiengänge in den unterschiedlichsten Bereichen anbietet. In Puch/Urstein bei Salzburg bilden wir seit vielen Jahren im Ingenieurwesen aus, im sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereich sowie Experten für die Gesundheit, Design,
Medien und Kunst. Mit Copa-Data verbindet uns eine sehr lange intensive Partnerschaft, denn auch bei Copa-Data gibt es Absolventen aus verschiedenen Fachbereichen, die inzwischen dort arbeiten.

Zu meinen Aufgaben zählt das Facility Management der kompletten Infrastruktur an allen Standorten der FH Salzburg. Von einem Kollegen wurde ich zum damaligen Zeitpunkt gefragt, ob wir im Bereich Haustechnik Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Master-Studiengang Informationstechnik und System-Management der FH und Copa-Data hätten. Anfangs ging es lediglich darum, so genannte Echtzeitdaten zur Verfügung zu stellen – und zwar die vom Gebäudekomplex, dem Campus in Puch/Urstein. Dem haben wir zugestimmt. In Folge entwickelte sich im Projekt mehr.

IoT: Das Ganze wurde im Rahmen des angesprochenen Master-Studiums durchgeführt?

Reiter: Das ist richtig und das Interessante hierbei ist, dass die Beteiligten während ihres Studiums bzw. Praktikums das Projekt betreut und erarbeitet haben. Wir konnten dann auch schnell feststellen, dass mehr Potenzial – also nicht nur hinsichtlich der reinen Erfassung von Echtzeitdaten – vorliegt.

IoT: Wenn ein datengetriebenes Projekt im laufenden Betrieb vollzogen wird, wie hoch ist das Risiko, dass dieser negativ beeinflusst wird?

Reiter: Anfangs mussten wir natürlich erst einmal darüber nachdenken, ob wir uns diesem Risiko überhaupt aussetzen möchten. Oberste Priorität ist bei uns der reibungslose Betrieb aller zur FH gehörenden Gebäude. Hier kann man sich keine Ausfälle durch technische Spielereien erlauben.

IoT: Aber…

Reiter: Die Softwareplattform zenon von Copa-Data war zuvor bereits bei uns  implementiert und wurde im Zuge eines Erweiterungsbaus 2012 auch schon upgedatet. Zudem bestand die Zusammenarbeit mit Copa-Data schon seit vielen Jahren auch insofern, als dass Copa-Data-Mitarbeiter bei uns Lehrende sind und wir uns seit Jahren vielfach auf unterschiedlichsten Ebenen austauschen. Schlussendlich hat sich dann die erwähnte Projektgruppe gebildet, Daten wurden geliefert und das Projekt gestartet. Ich selber war operativ nicht mit eingebunden. Als dann der Zeitpunkt der realen Umsetzung bevorstand, war mir als Gebäudeverantwortlichen wichtig, dass der reibungslose Betrieb weiterhin gewährleistet ist und niemand „aktiv“ bemerkt, dass die Systemumstellung stattfindet.

Mittels zenon können die unterschiedlichsten Daten ausgewertet werden und einen Gesamtüberblick für das betreffende Gebäude verschaffen.
Mittels zenon können die unterschiedlichsten Daten ausgewertet werden und einen Gesamtüberblick für das betreffende Gebäude verschaffen.

IoT: Wie viel Zeit hat das Projekt insgesamt in Anspruch genommen?

Reiter: Insgesamt hat sich das Projekt auf drei Semester ausgedehnt wobei man bedenken muss, dass es ja in den Studienablauf integriert werden musste und wir rechnen dann natürlich automatisch in Semestern und einer längeren Laufzeit. Seit der Umstellung steuern und regeln wir die komplette Gebäudetechnik und auch das Parkplatzsystem mit zenon.

IoT: Wie viele Personen waren am Projekt beteiligt?

Reiter: Von FH-Seite aus war ein Mitarbeiter involviert und von Copa-Data-Seite aus waren es zwei Mitarbeiter.

IoT: Waren diese auf zenon geschult?

Reiter: Da es sich um einen kompletten Relaunch handelte, fanden zu diesem Zeitpunkt auch Schulungen statt. Denn zum damaligen Zeitpunkt war zenon bei uns im Haus bereits zehn Jahre alt und nur geringfügig erweitert worden. Aber im Zuge des Projektes wurde dann ein kompletter Hardware- und Software-Relaunch vollzogen. Die Projektgruppe musste sich auch mit anderen bereits vorhandenen Systemen im Haus beschäftigen, da einige Schnittstellen zur Gebäudeleittechnik vorliegen. Beeindruckend war, dass die Beteiligten im Nachhinein mehr Know-how vorzuweisen hatten in puncto Funktionen und Möglichkeiten dieser Systeme als die Lieferanten selber. Das zeigt doch, dass anhand praktischer Erfahrungen das Know-how ungemein wächst.

IoT: Wie meinen Sie das konkret?

Reiter: Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Perspektive ja immer die des Users ist. Wir programmieren ja selber keine Bussysteme. Aber: Wir haben auch viel über die umfangreichen Möglichkeiten von zenon gelernt. Für mich ist das wiederum sehr spannend, da die Fachhochschule selber ja immer noch im wachsenden Prozess ist. Hier gibt es noch viel Potenzial, was die infrastrukturellen Gegebenheiten anbelangt. Augenblicklich wachsen wir auch wieder und bauen neue Gebäude. Diese sollten dann natürlich auch wieder mit zenon wachsen.

IoT: Sie haben dem Projekt letztendlich zugestimmt, um die FH Salzburg bzw. die dazugehörigen Gebäude künftig „smart“ zu gestalten. Was ist nun konkret smart?

Reiter: Smart ist ja generell gesehen ein weitreichender Begriff. Unser Ansatz ist es zu versuchen, das Gebäude für den User – und das sind 3.000 Studierende und weitere mehr als 1.000 Mitarbeiter und Lehrende – optimal zur Verfügung zu stellen. Vieles soll auch selbsterklärend, also einfach verständlich sein. Das User Interface muss leicht zu verstehen sein. Doch es steckt ja weitaus mehr dahinter. Wir haben etwa eine Präsenzerkennung für die einzelnen Räume. Die Luftqualität wird gemessen und wir haben in diesem Zusammenhang auch eine eigene große Wetterstation am Dach installiert, die Daten liefert. Bedenken Sie bitte auch, dass in einem Gebäude dieser Größenordnung es nicht selbstverständlich ist, dass alle Beteiligten das Licht ausschalten, wenn sie gehen. Also ist dieser Schritt automatisiert. Wir haben auch verschiedene Alarmsysteme, wenn eine Störung auftreten sollte.

IoT: Von welchen Systemen sprechen wir also genau?

Reiter: Grundsätzlich ist die gesamte Lichtsteuerung im Innen- und Außenbereich der Gebäude betroffen. Weiters sprechen wir vom gesamten Beschattungs- und Sonnenschutzsystem und auch von der Überwachung der Stromversorgung etwa für unsere Rechenzentren, genauer gesagt geht es hier um die Über- und Unterspannungsüberwachung. Darüber hinaus sind die Sanitäranlagen für beeinträchtigte Menschen (Notrufanlagen) überwacht. Alle gesammelten Informationen gehen dann einerseits in das zenon-Projekt und andererseits auf mobile Endgeräte der Mitarbeiter.

IoT: Das bedeutet, eine bestimmte Gruppe hat den Überblick über das Gebäude auch am mobilen Endgerät?

Reiter: Genau, das Facility Management-Team.

Mag. (FH) Johannes Petrowisch: Das ist vor allem dann entscheidend, wenn in einem Notfall die Ansprechpartner nicht vor Ort sind und somit von auswärts relativ rasch agieren können, indem sie sich etwa mit dem System verbinden und die notwendigen
Maßnahmen einleiten.

IoT: Sind Sie der Ansicht, ein smartes Gebäude bügelt die menschlichen Fehler aus?

Reiter: Ich denke, das ist der Anspruch, den generell alle haben – alles soll mittlerweile automatisch vonstatten gehen. Aber: Smart soll meiner Ansicht nach auch smart bleiben. Wir haben nichts davon, wenn ein System nach bestimmten Parametern handelt, es aber für den Nutzer (etwa im Gebäude) anders wahrgenommen wird. Es stellt sich doch die Frage, wo ein System genau den Betrieb unterstützt und wo es eventuell störend wahrgenommen wird. Zudem muss man unterscheiden, ob es dem Nutzer etwas bringt oder eher dem Gebäude, etwa aus Sicht der Energieeinsparung.

IoT: Das bedeutet, Sie differenzieren hier zwischen dem menschlichen und zwischen dem gebäudetechnischen Nutzen?

Reiter: Genau und wenn wir dies nun auf unseren Anwendungsfall reflektieren, dann hatten wir zu Projektbeginn den immensen Vorteil, dass wir es erstens mit einer Infrastruktur zu tun hatten, die damals schon zehn Jahre erfolgreich im Betrieb lief und wir hier schon sehr viel Expertise vorweisen konnten. Wir wussten genau, was wir optimieren wollten und was nicht. Das war unser Mehrwert. Und zweitens hat Copa-Data mit zenon als technischer Systemlieferant auch direkt von uns Feedback darüber erhalten, was ein Gebäude in der Größenordnung eigentlich braucht. Muss hier alles wie von Geisterhand gehen oder wie ist diese Schnittstelle zum User aufgebaut? Das sind Fragen, die man sich stellen muss.

Petrowisch: Dem kann ich nur zustimmen. Es ist auch für uns extrem wichtig, dieses Feedback zu erhalten, denn normalerweise ist ja immer ein Partnerunternehmen, ein Systemintegrator oder Maschinenbauer, zwischengeschaltet, der das Projekt beim Kunden umsetzt und wartet. Dieses direkte Kundenfeedback ist für die weitere Produktentwicklung der Softwareplattform zenon natürlich sehr wertvoll. Wir wollen schließlich mit zenon  unseren Kunden die bestmögliche Plattform für deren Projekte liefern.

IoT: Wann war die Umstellung?

Reiter: 2015 ist das Projekt gestartet und 2017 wurde es dann erfolgreich implementiert.

IoT: Wie wurde nun umgestellt?

Reiter: Es war ein bestehendes System vorhanden, das den Gebäudebetrieb abgewickelt hat. Parallel hierzu wurde das neue bzw. upgedatete System mit neuen Features, neuen Oberflächen und Funktionen projektiert. Dann gab es den so genannten Stichtag x der Umstellung – und zwar nachts – an dem dann alles in den Echtbetrieb integriert wurde. Wir haben in diesem Zeitraum dann wirklich alles und jeden Raum extra getestet und geschaut,
ob alles passt.

Die wenigen nicht passenden Funktionen wurden dann aufgenommen und am Folgetag nochmals geprüft. Tagsüber lief jedoch wieder das alte bestehende System. Am Abend des zweiten Tages wurde dann wieder die überarbeitete Version eingespielt, geprüft und schlussendlich live geschalten.

IoT: Und wie war das Ergebnis?

Reiter: Ich war wirklich sehr positiv überrascht. Denn es gab vom ersten Tag an keinerlei gröbere Vorkommnisse. Und wir sprechen hier von insgesamt rund 15.000 bis 17.000 Datenpunkten allein am Standort Urstein, am Standort Kuchl sind es noch einmal in etwa 1.000. Man darf nicht vergessen, dass wir von Gebäuden sprechen, in denen natürlich auch gearbeitet wird. Es muss auch immer dazu gesagt werden, dass im laufenden Betrieb eine Umstellung stattfand und das birgt nochmals ein anderes Risiko.

Petrowisch: Die FH Salzburg ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür, dass das was im Rahmen der Lehre vermittelt wird, auch tatsächlich in den eigenen vier Wänden umgesetzt und gelebt wird.

Reiter: Das ist uns auch sehr wichtig als Fachhochschule diesen Ansatz zu leben. Ich finde es sehr wichtig aufzuzeigen, dass man das, was man theoretisch lehrt, auch in der Praxis anwenden kann. Das Feedback vom Team ist durchwegs positiv – nicht nur im Projekt selber. Dieses Projekt wird ja im Grunde genommen auch nie abgeschlossen sein, es lebt stetig weiter und wächst.

Petrowisch: Zum Thema „smart“ möchte ich noch etwas ergänzen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Anbindung an verschiedenste Software- und Hardwaresysteme und die damit verbundene Erfassung der Echtzeitdaten. Denn diese bilden im Endeffekt die Grundlage für sämtliche IoT-Lösungen oder andere intelligente Lösungen. Daraus ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, die mit der Zeit wachsen. Wir sprechen im konkreten Fall ja auch von mehreren Gebäuden, die in eine Gesamtlösung integriert werden sollen. Im Endeffekt bildet sich dann ein großes Gesamtbild und man kann sich die Frage stellen ob es ausreicht, diese Echtzeitdaten und -analysen am Bildschirm vorliegen zu haben und die Infrastruktur beobachten und bedienen zu können, oder ob ich in weiterer Folge ein Energiedaten-Management-System platzieren möchte, um Energiesparpotenziale zu eruieren und zu nutzen.

Wenn ich diesen Gedanken weiterverfolge, lande ich beim Themenschwerpunkt Predictive Analytics, und im Speziellen bei Predictive Maintenance. Diesen gesamten Horizont möchten wir bei Copa-Data aufzeigen und damit deutlich machen, was die Softwareplattform zenon alles leisten kann. Aber: dies muss sich alles schrittweise entwickeln.

IoT: Wenn wir dies alles nun in Verbindung mit dem Thema Smart City bringen, kann man sagen, dass das smarte Gebäudemanagement ein Teil einer Smart City ist und wie die Stadt selber langsam smart wachsen muss?

Petrowisch: Absolut. Wir betrachten hierbei ja nur einen kleinen Teilaspekt. Genauso haben Sie im öffentlichen Sektor, wozu ja Bildungseinrichtungen zu zählen wären, Bereiche, die sich im Rahmen verschiedenster Initiativen unterschiedlich weiterentwickeln – etwa im öffentlichen Nahverkehr, der Wasserversorgung, bei den Behördengängen uvm. Wir sprechen aber gerne auch von so genannten Smart Spaces – also Bereiche im öffentlichen Raum, die von diesen Entwicklungen betroffen sein könnten, etwa Parkanlagen, Straßenbeleuchtungen usw.

IoT: Gibt es schon DIE Smart City?

Petrowisch: Es gibt rund um den Globus einige schöne Beispiele. Wenn man etwa in den arabischen Raum schaut, dann werden neue Städte eben von der grünen Wiese weg geplant und gebaut. Hier kann man natürlich auch gleich mit den neuesten am Markt verfügbaren Technologien agieren. In Europa ist aber eben Bestand, der berücksichtigt werden muss, vorhanden.

IoT: Das bedeutet aber auch, dass einzelne Städte untereinander konkurrieren?

Petrowisch: Das Thema Smart City ist natürlich auch ein sehr politisches. Denn je attraktiver das Angebot für die Bewohner einer Stadt ist, desto mehr Menschen wird es geben, die dort leben möchten. Dass in Zukunft immer mehr Menschen in die Städte ziehen, prognostizieren zahlreiche Studien. Ergo besteht auch ein Wettbewerb zwischen Kommunen und Ländern, um sich als möglichst attraktiver Standort und Lebensmittelpunkt zu präsentieren.

Denken Sie an den Wiener Stadtteil Aspern. Ich selber bin ein halbes Jahr lang nicht dort gewesen und war sehr positiv überrascht über den Fortschritt und die Verschmelzung einzelner Bereiche, sei es Industrie, Wohnraum und vieles mehr. Aber es ist auch immer noch ein sich entwickelnder Bereich. Vor allem ist der Begriff „Smart City“, wie auch schon von Herrn Reiter erwähnt, ein sehr breit gefächerter. Man muss genau differenzieren, was gemeint ist und welche Teilbereiche betrachtet werden. Zum einen sprechen wir über Infrastrukturthemen, wie Energieversorgung oder Wasserwirtschaft. Zum anderen sind auch der Nahverkehr oder das Thema Behördengänge zu berücksichtigen. Auch der ganze Bereich Safety spielt eine Rolle. Wie sicher sind Städte? Und anhand dieser Kriterien werden Städte schlussendlich auch beurteilt.

IoT: Finden Sie beide den Begriff generell gut gewählt?

Petrowisch: Er impliziert eine gute Orientierung und ich wüsste im Augenblick auch keinen besseren Begriff. Dennoch muss man genau differenzieren, über welchen Bereich letztendlich gesprochen wird.

Reiter: Ich denke hier an den Stadtentwickler und Soziologen Richard Sennett und sein Buch „Die offene Stadt“. Er unterscheidet zwischen der koordinierenden Smart City und der quasi vorgegebenen. Bei am Reißbrett geplanten Städten sollen die Menschen den Vorgaben entsprechen. Bei der koordinierenden Variante ist es aber so, dass man darauf schaut, inwiefern die dort bereits lebenden Bewohner in die Stadt eingebunden werden können. Das Empfinden, was für jemanden smart ist, ist auch immer sehr unterschiedlich. Ich bin der Meinung, dass es DIE Smart City nicht gibt, denn dafür sind die Ansätze zu unterschiedlich. Wenn wir beim Beispiel Wien bleiben empfinden sicherlich nicht alle Wiener die Stadt als smart, die Menschen in Aspern wohl schon. Eine Smart City muss mit den Menschen wachsen.

Petrowisch: Da bin ich ganz bei Herrn Reiter. Der Aspekt, die Menschen in Smart City-Projekte aktiv miteinzubeziehen und sie mitgestalten zu lassen, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Realisierung dieser. Das Umgesetzte soll ja von der Bevölkerung auch angenommen und langfristig gelebt werden.

Reiter: Aber es spielen auch menschliche Bedürfnisse wie Planbarkeit oder Sicherheit eine wichtige Rolle. Denken Sie an Mobilität. Wenn mir versichert wird, dass ich täglich auf meinem Weg zur Arbeit pünktlich die Bahn zur selben Zeit nehmen kann und diese mich dann pünktlich zum Ziel bringt, ist das zunächst ein planbarer und komfortabler Aspekt. Denkt man aber wieder einen Schritt weiter und berücksichtigt, dass die Stadt Daten in diesem Zusammenhang generiert und genau weiß, wie viele Menschen und vielleicht sogar wer genau zur selben Zeit am selben Ort ist, dann kann ich das ganze System durchaus kritisch betrachten und mich fragen, was käme als nächstes? Was ist mit der Privatsphäre?

IoT: In anderen Ländern wird darüber weniger kritisch nachgedacht.

Reiter: Wenn ich an ein chinesisches Beispiel des Smart City Expo World Congress in Barcelona denke, muss man zugeben, dass technisch betrachtet sehr viel mehr möglich ist als gedacht, etwa wenn es um die Personenerkennungen geht.

IoT: Ist das nun gut oder schlecht?

Petrowisch: Wir bewegen uns hier in einem Themenfeld, das uns bereits täglich begegnet. Ich spreche hier von Plattformen im Bereich der sozialen Medien. Persönliche Daten werden für gewisse Dienstleistungen „eingetauscht“, dafür genießt man Komfort oder kann gewisse Angebote überhaupt erst nutzen. Jeder muss sich fragen: Wie gehe ich mit meinen persönlichen Daten um?

Reiter: Bewusst würde ich meinen, denn viele Dinge sind durch die Digitalisierung komfortabler geworden.

IoT: Abschließend noch einmal auf das Vorzeigeprojekt FH Salzburg bezogen würden Sie meinen, dass…

Reiter: …dieses Projekt ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft ist. Wir haben eine echte Win-Win-Situation vorliegen, bei der alle Beteiligten von gewonnenen Erfahrungen und nachhaltigen Ergebnissen profitieren.

Petrowisch: Die Smart Building-Lösung an der FH Salzburg ist ein tolles Vorzeigeprojekt. Unsere Softwareplattform zenon konnte problemlos in die bestehenden Gegebenheiten eingebettet werden und trug bis dato zu vielen Optimierungen bei, wie z.B. bei der Schaffung neuer Effizienzen im täglichen Betrieb sowie Kosteneinsparungen. Weiters lässt die Implementierung mit zenon viele weitere Möglichkeiten hinsichtlich Skalierbarkeit und
Erweiterungen zu, wie etwa im Bereich Energiemanagement.


Quelle: COPA-DATA

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