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CEBIT 2018 | Kann Hannover Digitalisierung?

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CE you in a BIT - die CEBIT in Hannover hat sich 2018 neu erfunden.

Um ein wirkliches Fazit der Neuauflage der CEBIT 2018 ziehen zu können, muss man schon etwas genauer hinschauen. Der erste Blick täuscht oft und von etwas „breiteren Gängen“ und „viel Raum fürs Netzwerken“ sollte man sich keinesfalls beeinflussen lassen in seiner Meinung, oder doch?

Die CEBIT 2018 begann heuer erst am Montag (11.6.) mit einem voll bepackten Konferenztag, bei dem sich auch zahlreiche Keynote-Speaker sehen lassen konnten. Inspirationen gab es allemal und ein Hauch von Digitalisierung war sogar bereits bei der Ankunft in Hannover zu spüren. Was man der Messe auf jeden Fall nicht vorhalten kann ist, dass sie für das neue Konzept nicht alles getan hätte, was Marketing-technisch irgendwie möglich gewesen wäre – und das sehr ausdauernd. Bei Ankunft am Flughafen in Hannover wurde man, wie man das auch bei der Hannover Messe gewohnt ist, mit dem jeweiligen Logo und Hinweisen, etwa zum Shuttle etc., begrüßt. Welcome to CEBIT 2018! Es lässt sich sicherlich streiten darüber, ob ein 10-Euro-Ticket – pro Weg – wirklich der beste Weg zum Messegelände ist, aber egal, man kam an.

Die zur Messe programmierte App versprach bei dem sehr breiten Angebot an Vorträgen und Events auf dem Gelände einen guten Überblick. Das kann auch nicht jedes Event vorweisen, dass man per App zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Und die Qualität der Vorträge, wenn auch nur eine Auswahl von unserem Team beurteilt werden kann, war durchwegs top. Nicht nur themenmäßig ließ sich einiges finden: ob Blockchain, DSGVO, Karriere, KI oder Social Media ja/nein, ob autonomes Fahren bzw. Security und Cloud-Computing bzw. Wissenschaft allgemein, es gab überall und immer einen spannenden Input zu hören. Und gelungene Moderationen, was oft unterschätzt wird.

Die Aussteller müssen nachdenken.

Mit dem zweiten Messetag am Dienstag kamen nun auch die Aussteller in den Hallen zum Zug: Sicherlich gab es einige enttäuschte Gesichter und viel Zeit zum Nachdenken. Aber man muss auch sagen, dass sich zwar die Messe CEBIT neu erfunden hat, bei vielen Ausstellern die Transformation dann aber doch nicht angekommen ist. Was nützt ein neues Messe-Konzept, wenn der verstaubte Messestand der vergangenen Jahre auch 2018 wieder mit dabei ist und sich die firmeneigenen Krawatten dicht an dicht langweilen und raunzen? Es gab eben auch diejenigen, die das „Neue“ durchaus verstanden hatten. Es ging nämlich auch darum, dass die Digitalisierung Transformation des eigenen Betriebes bedeutet, das trifft liebe Aussteller auch auf Sie zu.

Wirklich innovativ waren etwa Huawei und man muss es den Chinesen lassen, sie haben ihre Hausaufgaben gemacht. Man stolperte vom Eingang West direkt auf einen sehr innovativen Messestand und wurde von Möglichkeiten der digitalen Zukunft förmlich eingenommen um dann im weiteren Schritt auf „leider“ alt bewährte Ausstellungskonzepte anderer zu stoßen. Das passt dann nicht. Auch salesforce weiß wie Marketing geht und es ist nicht jedermanns Sache von torkelnden Einsteins und Bären geknuddelt zu werden, aber es macht Laune auf mehr. Facebook hingegen hatte mit dem was der Stand bot wohl ein Ziel: Verstecken. Für mich ist blau die Farbe des Social Networking, wenn braune Pappe nun zum neuen Konzept gehört, dann muss man sich nicht wundern, wenn „mehr erwartet wurde“, wie es von Seiten des Giganten zu hören war.

Die „Jungen“ haben sich dann wiederum etwas einfallen lassen. Nicht nur in Halle 27 ging es stimmungsmäßig ab, auch interaktiv wurde digital gehandelt. Ladestationen und WLan-Hotspots können auch zum Austausch einladen, das war aber eben nicht in allen Hallen zu sehen. Entweder man nutzte die CEBIT zum Netzwerken oder man schwieg. Was allerdings auf viel Unverständnis stößt und ein seit Jahren heiß diskutierter Punkt ist, ist die schleppend ausgebaute WLan-Kultur auf dem Gelände in Hannover. Zwar sind die sehr hohen Investitionskosten ein Argument, aber in Zeiten wie diesen und gerade bei einem neuen digitalen Messekonzept spiegeln sie leider das wider, was Deutschland generell zum Thema Digitalisierung vorzuweisen hat – viel Luft nach oben.

Politik war da und versprach (wieder) viel.

Dennoch: Wenn man will geht einiges. Was in Gesprächen mit Ausstellern zu hören war, war die Kritik an die Messe, dass mit mehr Unterstützung gerechnet wurde. „Wenn sich eine Messe wie die Deutsche Messe einer Transformation unterzieht und dann das auch von uns Ausstellern erwartet, so wäre ein „unter die Arme greifen“ wünschenswert gewesen“, so ein CEO eines aufstrebenden innovativen Unternehmens aus dem Westen der Republik. Und dies war eben auch zu sehen, der Ruf nach Unterstützung, die Überforderung bei der Frage: Digitalisierung, was heißt das für mich?

Aber: Immerhin lässt sich in Deutschland die Politik sehen und auch hören, was man in Österreich seit Jahren kritisiert. In Wien wurde die Digitalisierungsministerin zwar eingeplant und angekündigt, um schlussendlich dann abzusagen und einen Vertreter zu schicken. Das sagt auch viel aus. Aussagekräftig war während eines Vortrages vom Bund (Deutschland) jedoch die Lieblingsantwort auf alle gestellten Fragen im Q&A: „Das ist leider der Föderalismus“. So kann man auch Digitalisierung 2018 kennzeichnen, Schuld ist das System, nicht ich.

Besucher-technisch lässt sich feststellen, war das Gelände zu groß für die Zahl an Interessierten, aber: Es war auch ein anderes Konzept 2018 vorhanden. Weniger Freikarten, andere Eintrittspreise, anderes Publikum. Die „Kugelschreiberjäger“ verirrten sich nicht mehr nach Hannover, dafür die an Digitalisierung Interessierten und die Jungen unter uns nutzten die Chance ebenso wie die Älteren. Die auf dem Freigelände „jung wirkende“ Food-Truck-Generation möbelte das Image auf, die Preise hingegen waren nicht an die Generation Y und jünger angepasst. 10 Euro für einen Burrito sind nicht gerade modern, da kann nicht mit Festival-Charakter argumentiert werden. Sorry. Das SAP-Riesenrad war sicher der Eyecatcher und auch IBM und Vodafone oder Intel und viele der „Großen“ ließen einen an Jahrmarkt oder Summer-Festival erinnern. Das Wetter machte uns leicht einen Strich durch die Rechnung. Den Ausstellern in den Hallen jedoch bescherte es mehr Leute, was ihnen zu wünschen war.

Fazit: Laut Hartwig von Saß und einem Interview mit der FAZ Online soll es auch 2019 in Hannover wieder heißen: CEBIT!

Das ein oder andere zu verbessernde Detail kann noch besprochen werden bis dahin, aber das genau ist ja die Idee einer Transformation: Sie dauert an und man lernt aus Fehlern. Ein Besuch der CEBIT neu ist zu empfehlen, für diejenigen, die verstanden haben, was Digitalisierung kann und vor allem für viele bringen wird. Und wer nur „meckert“, für den ist Hannover vielleicht der falsche Ort für das eigene Konzept. (se)

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