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Echobot Datacare: Krankenversicherung für Datenbanken

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Mit Echobot

Die Echobot Media Technologies GmbH wurde 2011 gegründet und ist inzwischen auf 42 Mitarbeiter gewachsen. Angefangen hat Echobot als Online-Medienbeobachtung mit
Social Media-Monitoring und wurde im Zuge dessen als „bester Newcomer mit dem CyberChampion-Award 2011/12“ ausgezeichnet. Wohin die Reise gehen soll verriet Bastian Karweg, Gründer und CEO Echobot Media Technologies, auf der Cebit.

IoT4 Industry & Business: Echobot ist sehr erfolgreich. Was treibt Sie an?
Bastian Karweg: Unsere Vision ist es, die größte Business Information Intelligence-Plattform für den B2B-Bereich anzubieten. Dahinter steckt die Idee, dass Unternehmen nicht in einem Vakuum arbeiten, sondern sehr stark von den Ereignissen und Aktionen rund um ihre Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner abhängig sind.

Bastian Karweg Gründer und CEO Echobot Media Technologies
„Wir haben mit Erschrecken
festgestellt, in welchem desolaten
Zustand Geschäftsdaten
häufig sind.“

IoT: Was genau bietet Echobot an?
Karweg: Echobot indexiert mit Hilfe einer Suchmaschinentechnologie alle Nachrichten, Kommentare und Veränderungen aus öffentlichen digitalen Quellen. Mit dem Produkt Monitoring lassen sich diese Inhalte in Echtzeit durchsuchen und so Pressespiegel erstellen oder Kundenmeinungen aus Social Media erfassen. Ich weiß also jederzeit, was der Markt über meine eigene Firma denkt.

IoT: Was noch?
Karweg: Will ich mich etwa auf einen Akquisetermin  vorbereiten oder wissen, was einen Lieferanten gerade beschäftigt, bietet sich Echobot Connect an. Dieses Tool generiert auf Knopfdruck automatisch ein umfangreiches Firmendossier zu jedem Unternehmen in DACH. Falls sich mein Geschäft noch im Aufbau befindet oder ich meinen Kundenstamm erweitern möchte, liefert Echobot Target geeignete Adressen und Leads, die genau auf mein ideales Kundenbild abgestimmt sind und aktuellen Bedarf signalisieren.

IoT: Mit der Einführung der Echobot Sales-Produkte wurde 2015 Ihren Angaben nach „ein neues Kapitel aufgeschlagen“. Inwiefern?
Karweg: Die Disziplinen Markt- und Medienbeobachtung sowie Business Intelligence waren klassischerweise getrennt und in völlig anderen Abteilungen angesiedelt. Durch die Anwendung von modernsten Machine Learning-Verfahren kann Echobot jetzt aktuelle oder fehlende Daten aus dem Web direkt und ohne manuelle Recherche extrahieren und mit den eigenen Daten z.B. im CRM verknüpfen. So entsteht erstmals eine sehr mächtige Kombination von Tools, die dem Mitarbeiter sowohl die interne als auch eine externe Sicht auf den Kunden ermöglichen. Man könnte fast sagen, dass Firmen, die diesen Ansatz ignorieren, auf einem Auge blind sind.

IoT: Kürzlich stellte Echobot auf der dmexco 2018 eine Möglichkeit zur Datenbereinigung und -anreicherung vor. Was verbirgt sich dahinter?
Karweg: In der Zusammenarbeit mit Kunden und Interessenten haben wir mit Erschrecken festgestellt, in welchem desolaten Zustand deren Geschäftsdaten häufig sind. Fehlerquoten von über 30 %, tausende nur sporadisch ausgefüllte Einträge und zahlreiche Dubletten lähmen die Arbeit gerade in Vertrieb, Marketing und Kundenbetreuung. Selbst Kunden, die schon sechsstellige Beträge für den Adresskauf ausgegeben haben, besitzen häufig keine Strategie für die kontinuierliche Pflege der teuer erkauften Daten. Mit Echobot Datacare bringen wir nun eine Lösung auf den Markt, die nicht nur die Bereinigung der Daten vornimmt, sondern dauerhaft und tagesaktuell für vollständige und korrekte Bestandsdaten sorgt: Quasi eine Krankenversicherung für Ihre Datenbank.

IoT: Die Zeiten von Big Data sind angebrochen. Die wirklich smarte Nutzung ist die Herausforderung für neue Geschäftsmodelle. Wie fit sind die Unternehmen?
Karweg: Die meisten stehen im Bereich Smart Data noch am Anfang. Häufig werden auch die Möglichkeiten solcher Technologien überschätzt. Denn um z.B. eine vernünftige Prognose zu generieren, benötigen Algorithmen tausende von Beispieldaten. Während man diese etwa im Online-Handel mit Konsumerprodukten anhand von Klickverhalten sehr schnell gesammelt hat, ist dies im B2B- und Enterprise-Bereich nur schwer zu bewerkstelligen. Der Vorteil für Unternehmen ist jedoch, dass von Anbietern immer mehr „Intelligenz“ in den genutzten Systemen und Plattformen bereitgestellt wird – egal, ob das ein Spur-/Bremsassistent im Geschäftswagen ist oder ein Frühwarnsystem für den Ausfall einer Produktionsmaschine. Ohne diese Systeme wird man künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein.

IoT: Arbeiten Sie mit Partnern zusammen?
Karweg: Unsere Partnerschaften sind für Echobot sehr wichtig. Wir unterscheiden dabei zwischen Vertriebs- und Integrationspartnern. Während die erste Gruppe vor allem aus Consultants und Agenturen besteht und unsere Produkte beim Kunden und in Projekten einbringt und beratend zur Seite steht, arbeiten wir mit Integrationspartnern direkt an der Verzahnung der Systeme. So kann ein Kunde Echobot heute schon direkt aus Salesforce, Microsoft oder mobil auf dem Smartphone nutzen.

IoT: Welchen Stellenwert haben Partnerschaften heutzutage?
Karweg: Partnerschaften und vor allem offene Schnittstellen schaffen es, den Weg in die Digitalisierung zu ebnen. Leider sind viele Unternehmen im DACH-Raum häufig noch mit Techniken aus den 90ern unterwegs. Die Zukunft liegt jedoch in Cloud-Anwendungen die mobil, vernetzt und intelligent sind. Diese Transformation geht mit Partnern einfach deutlich schneller.

IoT: Auf der Cebit 2015 erhielten Sie den Innovationspreis-IT. Warum?
Karweg: Es ist enorm, wie viel sich in drei Jahren in unserer Branche entwickelt. Damals waren wir mit unseren Forschungsergebnissen und Systemen zu KI im B2B-Bereich als einer DER Pioniere ausgezeichnet worden. Heute finden sich diese Systeme in fast allen Anwendungen.

IoT: Die Cebit 2018 lief erstmals in einem neuen Format. Wie schätzen Sie diesen Entwicklungssprung ein?
Karweg: Ich glaube die Cebit versucht sich vor allem an die jüngere Generation zu wenden, die seit einigen Jahren im Arbeitsleben angekommen ist und ganz andere Vorstellungen und Erwartungen an derartige Events hat. Dies ist in vielerlei Hinsicht auch gut gelungen. Was jedoch verloren geht ist eben der klassische Ansatz, dort Geschäfte anzubahnen. Ob man stattdessen im Riesenrad oder auf einem Rockkonzert besser ins Gespräch kommt, dass muss sich erst noch zeigen.

IoT: Sind Messen in Zeiten der Digitalisierung überhaupt noch relevant?
Karweg: Wir haben viele Messegesellschaften als Kunden – deren Meinungen sind ziemlich einhellig: Dienstleistungsmessen haben es schwer, Messen rund um Produkte und im Consumer-Bereich boomen. Schauen Sie sich die GamesCom in Köln als ein positives Beispiel an – diese wird durch die sehr langen Wartezeiten eher schon Opfer ihres Erfolgs. Tragisch finde ich eher, dass die Messen trotz zunehmender digitaler Konkurrenz an
ihrem Preismodell nichts verändern.

IoT: Sie waren vor der Gründung von Echobot bereits
erfolgreich mit der Pressebox. Was kommt als Nächstes?
Karweg: Aktuell zu 100 % Echobot – danach – mal sehen.

Das Interview können Sie auch in der Online-Ausgabe von IoT 4 Industry&Business finden.


Quelle: Echobot

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