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Der steinige Weg „in die Cloud“

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v.l.n.r.: Christoph Witte (IT-meets-Press), Ralf Klemke (PlusServer), Patrick Quellmalz (VOICE-CIO Service GmbH), Erich Vogel (Computacenter AG), Andreas Zipser (Sage), Heiko Henkes (ISG), Dr. Martin Wunderli (Trivadis), Eckhard Schwarzer (DATEV eG), Wolfgang Miedl (IT-meets-Press), Silvio Kleesattel (Beck et al. Services).

Die neue CEBIT – heuer als Business-Festival in Hannover gefeiert – liegt nun schon ein wenig zurück. Es wurde gesprochen über die Konzerte von Jan Delay und Mando Diao, von Streetfood und einer modernen Messe. Aussteller in alten Mustern und jenen, die wirklich profitiert haben. Die Themen der CEBIT waren geradezu allumfassend. In einem fensterlosen Meetingraum fand sich eine hochkarätige Expertenrunde zusammen, um das Thema Cloud zu diskutieren.

Mit den Worten „Herzlich willkommen – Sie befinden sich hier auf der alten CEBIT“ begrüßte Christoph Witte von IT-meets-Press, die anwesenden Experten und VertreterInnen der Presse. Das Thema, das bei 13. Round Table im Rahmen der CEBIT aufgegriffen wurde, war der Weg in die „Multi- und Hybrid-Cloud“.

Das Thema Cloud ist kein neues Thema und doch gibt es Stolpersteine am Weg, die Expertenrunden wie diese aufzeigen wollen und müssen.

Teilnehmer an der IT-meets-Press-Runde im CEBIT Executive Club waren:

  • Erich Vogel (Cloud Leader bei der Computacenter AG)
  • Andreas Zipser (Vice President Sales Central Europe bei Sage)
  • Eckhard Schwarzer (stellvertretender Vorstandsvorsitzender DATEV eG)
  • Ralf Klemke (Leiter Strategie und Geschäftsfeldentwicklung bei PlusServer)
  • Dr. Martin Wunderli (CTO bei Trivadis)
  • Silvio Kleesattel (CTO bei Beck et al. Services)
  • Patrick Quellmalz (Geschäftsführer VOICE-CIO Service GmbH) und
  • Heiko Henkes (Director Advisor bei der ISG)

Die Macher von IT-meets-Press, Christoph Witte und Wolfgang Miedl moderierten die Podiumsdiskussion, in einer Manier, die dann doch wieder an die neue CEBIT anschließen konnte – Speed-Dating für IT-Experten. Jeder Experte stand fünf Minuten Frage und Antwort.

Status Quo in der IT

Zu Beginn leitete Heiko Henkes, Analyst beim Marktforschungs- und Beratungshaus ISG, in einem Einführungsvortrag zum Thema hin. Er ließ keinen Zweifel daran, dass Cloud die Technologie für die digitale Transformation ist. „In großen Konzern müssen erst mal hunderte von Applikationen analysiert werden, ob und wie sie sich zur Überführung in die Cloud eignen“, so Henkes.

Die IT muss sich neu aufstellen und dass in diesem Bereich mehr Fachkräfte benötigt werden, als verfügbar sind, ist nicht neu. Immerhin stünden die IT-Organisation und die Geschäftsbereiche noch vor großen Aufgaben und müssen schnell arbeiten, denn:

„Wenn die IT-Abteilungen nicht schnell genug reagieren, beschaffen sich die Fachabteilungen selbständig neue Lösungen auf Basis von Hyperscalern wie AWS oder Azure. Auf diese Weise entstehen am Ende ganz neue Silos.“

Das Spannungsfeld zwischen IT-Abteilung und Anwender

Ähnlich sieht das Patrick Quellmalz. Als Sprecher des VOICE-Anwenderverbands kennt er die Sichtweise der Cloud-Verantwortlichen von großen Konzernen. Die Anwender erwarten, dass sie schnell alle Leistungen beziehen können – am besten aus der Cloud, und mit Kreditkarte bezahlt. Mit den teils statischen Prozessen sei das aus seiner Sicht heute aber nicht immer möglich.

„Die IT-Abteilungen erkennen aber diese Bedürfnisse und wandeln sich zum Business-Enabler. Gefragt sind heute nicht mehr feste Regeln, sondern eher Leitplanken, an denen sich die Anwender orientieren können.“

Erschwerend kommt hinzu, dass sich beispielsweise in den DAX-30-Unternehmen das Cloud-Engagement noch sehr unterschiedlich gestaltet. Viele befassen sich allerdings bereits mit Cloud-Governance, um solche Szenarien unter Kontrolle zu bringen, und entwickeln Frameworks für eine IT-betreute Cloud-Nutzung.

Die IT als Cloud-Broker

Martin Wunderli, CTO beim IT-Dienstleister Trivadis kennt die Situation von KMU. Die IT-Abteilungen stellen fest, dass die Mitarbeiter Cloud-Dienste nutzen und müssen dann überlegen, wie sie damit umgehen sollen.

„In diesem Zusammenhang wird immer deutlicher, dass auf die IT eine neue Rolle zukommt, sie vollzieht eine Wandlung vom Hardware-Bereitsteller zum Cloud-Broker.“

Was ist der richtige Weg in die Multi- und Hybrid-Cloud?

Eine vieldiskutierte Frage war die nach dem richtigen Vorgehen beim Einstieg in die Cloud. Während neu gegründete Unternehmen ohne Altlasten in die Cloud starten können, verfügen ältere Unternehmen in der Regel über klassische On-Premise-Infrastrukturen, die sich nicht von heute auf morgen umschalten lassen. Als Brücke in die Cloud setzt man hier auf hybride Architekturen, die einen schrittweisen Umstieg ermöglichen.

Beim IT-Dienstleister Datev beispielsweise blickt man auf eine jahrzehntelange Historie zurück und hat schon früh Handlungsbedarf erkannt. Für Datev ist der reibungslose Datenfluss zwischen den Unternehmen und ihren Steuerberatern wichtig, daher hat man sich zu allen relevanten externen IT-Ökosystemen (darunter Lösungen von SAP, Lexware, Sage, Microsoft oder aus der Salesforce-Welt) geöffnet. Eckhard Schwarzer, stv. Vorstandsvorsitzender:

„Die Anwender können auf diese Weise medienbruchfrei auf nahezu beliebige Cloud-Systeme zugreifen und Daten austauschen.“

Hybride Architekturen als Brücke in die Cloud

Auch in klassischen mittelständischen Unternehmen kann ein solcher Weg der Öffnung der ideale Einstieg sein, schildert Andreas Zipser, Vice President Sales Central Europe bei Sage: „Aus diesem Grund haben wir im ERP-Bereich neben rein cloud-basierten Lösungen auch nach wie vor On-Premise-Anwendungen im Angebot, die über vielfältige Schnittstellen nach außen für flexible Anbindungsmöglichkeiten zu Salesforce, Office 365, Google und anderen Diensten verfügen. So können Anwender beispielsweise problemlos Rechnungen aus der Finanzbuchhaltung mit Office 365-Teamräumen teilen.“

Auch in den kleinen und mittleren Unternehmen kommt es darauf an, sich den richtigen Partner für Governance und Technologieentscheidungen an Bord zu holen, sagte Ralf Klemke, Leiter Strategie und Geschäftsfeldentwicklung bei PlusServer: „Wir analysieren in solchen Szenarien erst einmal die Anwendungen auf ihre Cloud-Fähigkeit, betrachten Kosten- und Lizenzoptionen und wählen dann den passenden Hyperscaler aus. Im Sinne des Hybridmodells binden wir bei Bedarf auch noch leistungsfähige Server im Rechenzentrum mit ein.“

Es entstehen neue Jobs und neue Rollen

Ein weiterer Aspekt, der in der Expertenrunde dann noch zur Sprache kam, ist die Veränderung der Jobs und der Rollen in der IT durch die Transformation ins Cloud-Zeitalter. Die Anforderung an neue Kompetenzen beginnt bei den völlig veränderten Release-Zyklen, sagte Silvio Kleesattel, CTO bei Beck et al. Services: “Früher verlief der Austausch von IT-Infrastrukturen über mehrere Jahre, heute betragen die Release-Zyklen für neue Funktionen nur noch einige Wochen. Und auch die Beschaffung hat sich einschneidend geändert, von Lizenzen zu Subskriptionen, deren Nutzung man messen und optimieren kann.“

So stand am Ende noch die Frage nach der Perspektive des Cloud-Marktes im Raum. Henkes konstatierte hier aus seiner Analystensicht, dass mit einer starken Konsolidierung der Anbieter zu rechnen sei. Außerdem erwartet er, dass die Unternehmen wieder in Richtung einer IT-Zentralisierung tendieren werden.


Quelle: IT meets Press

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