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IoT-Standards schaffen Vertrauen und (Ausfalls)-Sicherheit

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Blackout-Experte Herbert Saurugg, MSc

Wie viel Digitalisierung kann in einem Gang zur Toilette stecken und was passiert eigentlich, wenn gar nichts mehr geht, nämlich im Falle eines Blackouts? Das waren mitunter Themen mit denen sich Vortragende und Besucher des IoT-Fachkongresses von Austrian Standards am 18. Oktober beschäftigten. Und eine Frage stand den ganzen Tag im Raum: Besteht überhaupt ein Zweifel, dass man für IoT (Internet of Things) & Co Standards braucht?

Beim Beginn, mit einem Hinweis auf das Vorhandensein von Defibrillatoren (neben der feuerpolizeilichen Einweisung) im Hause Austrian Standards, konnten sich einige Anwesende nicht verkneifen, dass das „Programm wohl sehr aufregend wird“. Und tatsächlich machte die Anwesenden gleich zu Beginn ein Video von Blackout-Experte Herbert Saurugg  nachdenklich und betroffen.

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Der ehemalige Offizier des österreichischen Bundesheers will Bewusstsein schaffen für die Möglichkeit eines Blackout. Gemeint ist einen europaweiter Ausfall von Strom und Infrastruktur, der länger als 12 Stunden dauert. Cyberangriffe können Auslöser der Kettenreaktion sein, die ein flächendeckender Stromausfall nach sich ziehen würde.

Politische Rahmenbedingungen in der digitalen Welt

Und Maßnahmen im Bereich Cybersecurity zu setzen und Spielregeln festzulegen sei eine der Aufgaben der Politik, sagte die Staatssekretärin für Digitalisierung, Mag. Muna Duzdar.  Doch IoT, Cloud und Big Data seien nicht nur ein technisches und ökonomisches Thema. „Es ist Aufgabe der Politik neben massiven Investitionen in Forschung und Entwicklung auch für die digitalen Kompetenzen der Kinder und Schüler zu sorgen.“, so Duzdar in Ihrer Rede. Generell fehle es noch an gesellschaftlichen und ethnischen Regeln abseits der Technik. Denn auch wenn für Arbeit oder Entscheidungen künstlicher Intelligenz zuständig ist, wie etwa bei autonomen Fahrzeugen, müsse die Verantwortung bei einer juristischen oder natürlichen Person liegen. Auch die Grundrechte müssen an das digitale Zeitalter angepasst werden, zB. das Recht auf digitale Bildung, Verschlüsselung, etc. Generalsekretärin Duzdar sprach sich für ein Ende des „Wilden Westens im digitalen Raum“ aus.

Internet of Everything

Eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, globale Standards für Maschine2Maschine-Kommunikation und das Internet of Things zu entwickeln, ist One M2M. Dr. Karl Grün, Director Standards Development bei Austrian Standards berichtete in diesem Zusammenhang von einem aktuellen Projekt, für das sich Landmaschinenhersteller empfehlen können.

Standards seien auch ein wichtiger Punkt im Bereich Internet of Media Things (IoMT). Ein ganz moderner Begriff, der sich mit der Vernetzung von Medien-Equipment wie Kameras, Mikrofonen, Lautsprechern, Videowalls, etc. beschäftigt. Zukunftsträchtig, schon in der Gegenwart angekommen, aber noch zu teuer seien Smart garments. Damit meint man Kleidungsstücke, die mittels Sensoren Werte wie zB. Temperatur ermitteln können.

Der digitale Gang zur Toilette

Doch wenn man jetzt die Hose runterlässt wie zB. beim Gang zur Toilette – wo begegnet uns dort Digitalisierung? Eine Menge, wie eines der Praxibeispiele des Kongresses von Hagleitner, bekannt durch Handtuch- und Seifenspender, zeigte. Das Familienunternehmen aus Zell am See hat die Toiletten der Allianz-Arena mit entsprechenden Klo-Accessoires bestückt und das hochdigitalisiert. Allein im Handtuchhalter sind bis zu 20 Sensoren verbaut, wobei ein Großteil davon Informationen an Hagleitner liefert um mehr über die Kundenbedürfnisse zu lernen. Aber das führt soweit, dass die Reinigungskraft  über ein Dashboard Echtzeit-Informationen über Füllstände bekommt und Reporting-Tools für Facilitymanager um den Personaleinsatz gezielter planen zu können.

Inwiefern benötigt man Standards?

Diese Frage haben wir im Vorfeld schon dem Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Manfred Wöhrl, gestellt. Dr. Wöhrl macht zwei gravierende Probleme aus, die Standards im IoT-Bereich unbedingt notwendig machen. 1. Im Sinne eines sicheren Betriebes aus dem Blickwinkel Zugriffssicherheit. 2. Wegen des Problems der geringen Integrierbarkeit mangels offengelegter Schnittstellen. Lesen Sie hier das ganze Interview mit Prof. Dr. Manfred Wöhrl.

Dr. Karl Grün sieht den Kern der Standards im Schaffen von Vertrauen und Sicherheit, auch im Sinne von Ausfallssicherheit. Die Frage sei lediglich welche Standards und wie viele. Also größten Treiber der Standardisierung sieht Dr. Hermann Brand vom IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) das Streben nach neuen Geschäftsmodellen. Die Unternehmen haben den Anspruch die Märkte so homogen und groß wie möglich zu machen („economies of scale“). Neben der Notwendigkeit für Interoperabilität bracht Ing. Werner Ilsinger, Digital Society, die Cybersicherheit auch hier ins Gespräch. Er berichtete von Vorfällen, bei denen handelsübliche Autos gehackt und fremdgesteuert wurden und stellte zur Diskussion wieso es bei der Technischen Überprüfung von Fahrzeugen nicht auch einen cybersicherheitstechnischen Check gäbe. Bei der Entwicklung neuer Produkte sei Sicherheit immer gleichzeitig auch ein Wettbewerbsnachteil, da in der Industrie ein hoher Kostendruck herrsche.

Tipp | Am 14. März 2018 findet erneut der „Fachkongress Industrie 4.0 – Future Standards Now! Statt, der speziell die datensichere Fertigung und Standards in einer Smart Factory thematisiert. Unter www.austrian-standards.at/industrie40 finden Sie bereits jetzt weitere Informationen.


Quelle: Austrian Standards Institute

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